Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Dem Himmel sei Dank. ich hab mir Sorgen um Sie gemacht.«
Arabella hoffte, dass diese Sorgen nicht Maggies neuerlichen Zusammenbruch herbeigeführt hatten. »Mir geht es gut, Maggie, aber was ist mit Ihnen? Wie fühlen Sie sich?«
»Alles halb so schlimm, Tony macht viel zu viel Aufhebens. Er besteht darauf, dass ich eine Weile zu meiner Schwester fahre, aber …«
»Kein Aber, Maggie. Tony meint es gut. Und das Hotel kommt eine Zeit lang auch ohne Sie aus.«
Maggie zog die Stirn in Falten. »Arabella, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte sie dann zögernd. »Einen großen Gefallen.«
Arabella setzte sich zu ihr auf die Bettkante. »Worum geht es?«
»Würden Sie sich hier um alles kümmern, während Tony mich zu Peg bringt?«
Arabella riss die Augen auf. »Ich?« Sie dachte an Jonathans Bemerkung, dass einer der Kameltreiber jetzt wohl bereit wäre, sie nach Alice Springs zu begleiten.
»Jonathan wird Ihnen bestimmt helfen. Tony wird mit ihm reden. Es ist nicht so, dass Sie alles ganz allein machen müssten …«
»Wie lange wird Tony denn wegbleiben?«
»Höchstens eine Woche.«
Arabella erinnerte sich, dass Maggie gesagt hatte, Warratah Station läge hundert Meilen von Marree entfernt. »Aber es ist doch ein weiter Weg bis zur Farm, oder nicht?«
»Schon, aber die Kamele brauchen keine Lasten zu tragen, deshalb werden sie an einem Tag eine viel größere Strecke zurücklegen können. Und Tony kehrt umgehend hierher zurück.«
Arabella war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, Marree so schnell wie möglich den Rücken zu kehren, und ihrem Wunsch, Maggie zu helfen. Ihr war bereits der Gedanke gekommen, ihren Eltern in Alice Springs eine Nachricht zukommen zu lassen, doch Tony hatte ihr erklärt, dass kein Kameltreiber es sich leisten konnte, den weiten Weg auf sich zu nehmen, nur um eine Nachricht zu überbringen. Doch Arabella brachte es nicht über sich, Maggie im Stich zu lassen. »Ich würde Ihnen ja gern helfen, Maggie, aber Sie wissen selbst, dass ich sehr ungeschickt bin.«
»Sie bräuchten nichts weiter zu tun, als ein bisschen Ordnung zu halten, die Hühner zu füttern und den Gemüsegarten zu wässern. In der Vorratskammer ist noch Fleisch, das reichen sollte, bis Tony zurück ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gäste kommen. Falls doch, legen Sie ein Stück Fleisch auf den Bratrost. Jonathan kann sich um die Bar kümmern und Ihnen beim Tragen schwerer Lasten helfen. Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es eine andere Lösung gäbe, aber mir geht’s wirklich nicht gut.«
»Keine Sorge, Maggie, wir schaffen das schon«, versicherte Arabella. »Sehen Sie nur zu, dass Sie sich erholen.«
Die Erleichterung war Maggie anzusehen. »Danke, Arabella. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«
Arabella tätschelte ihr die Hand. »War Uri brav, während ich fort war?«
»O ja, er war sehr artig. Musloom Shar hat Milch für ihn vorbeigebracht, aber Paddy will ihn langsam auf feste Nahrung umstellen.«
»Gut. Wer von den Kameltreibern begleitet Sie und Tony nach Warratah Station?«
»Musloom Shar, Mahomet Drim und Faiz Mohomet. Faiz will ein paar Farmen entlang des Birdsville Track beliefern und dann mit Tony zurückkehren. Musloom und Mahomet werden nach Mungerannie weiterreiten und Wasser holen, damit der Weg nicht ganz umsonst ist.«
Arabella musterte sie besorgt. »Wird die Reise nicht zu beschwerlich für Sie sein?«
Maggie seufzte. »Es wird bei der Hitze sicher anstrengend, aber nicht so anstrengend wie die viele Arbeit hier.«
»Regnet es hier eigentlich nie?« Arabella schaute resigniert aus dem Fenster. Überall wirbelte der Wind den roten Staub auf. Es gab fast kein Grün in der Stadt; sogar die spärlichen Bäume sahen wie gepudert aus. »Ich hätte nie gedacht, dass ich den Regen mal vermissen würde. Aber mir fehlen die Blumen, grüne Hügel, Singvögel … Wissen Sie, ich habe oft in meinem Zimmer am Fenster gesessen und den Rotkehlchen im Garten zugeschaut. Hier sieht man nichts als aufgewirbelten Staub.«
Maggie lächelte wehmütig. »Ich habe diese Dinge früher auch vermisst. Jetzt habe ich schon jahrelang nicht mehr daran gedacht. Aber ich kann Sie gut verstehen.«
Nach kurzem Schweigen sagte Arabella leise: »Tony hat mir von Ihren Herzproblemen erzählt, Maggie.«
»Warum kann er nicht den Mund halten?«, sagte Maggie zornig. »Ich will nicht, dass jemand sich um mich sorgt. Wenn meine Zeit um ist, dann ist es eben so. Bis dahin
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