Im Tal der flammenden Sonne - Roman
hätte er ihm niemals zugetraut. Wäre der alte Jimmy nicht gewesen, wären sie womöglich alle in der Wüste umgekommen.
»Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Jimmy«, sagte Terry, als sie am Nachmittag die Stadt erreichten und von ihren Kamelen stiegen. »Du hast uns allen das Leben gerettet. Das werde ich dir niemals vergessen.«
»Ich auch nicht«, bekräftigte Jonathan. »Ich finde, deine Tapferkeit sollte belohnt werden.« Er sah Terry fragend an, ob der vielleicht eine Idee hatte, wie man Jimmys Heldenmut und Hilfsbereitschaft angemessen würdigen könnte.
»Ich brauche nichts«, wehrte Jimmy ab. »Nützlich zu sein ist mir Belohnung genug.«
Das Hotel lag da wie ausgestorben. Jonathan und Arabella schauten in den Ställen nach, aber auch dort trafen sie niemanden an. Ratlos und verwundert kehrten sie zum Haus zurück.
Als sie an der Bar vorbeigingen, hörten sie jemanden rufen: »Hallo! Niemand da?« Es war Les Mitchell.
»Haben Sie Maggie heute schon gesehen?«, wollte Arabella wissen.
»Sie wird oben in ihrem Zimmer sein. Sie ist nicht ganz auf der Höhe.« Les musterte Arabella eingehend. Sie wirkte noch immer ziemlich verstört. Er wandte sich an Jonathan. »Haben Sie … äh, Wally gefunden?«
Jonathan nickte. »Ja. Terry hat ihn in Gewahrsam genommen.«
Les wurde blass. Er hoffte inständig, dass Wally dichthalten und ihn und Ted nicht in die Sache hineinziehen würde.
»Was heißt das – Maggie ist nicht ganz auf der Höhe?«, fragte Arabella, die sich Sorgen machte.
Les zuckte die Achseln. »Ich weiß nichts Näheres. Eigentlich hab ich Tony gesucht, weil ich ein Bier möchte. Könnten Sie nicht …«
»Holen Sie sich Ihr Bier selbst!«, fuhr Arabella ihn an, drehte sich um und eilte die Treppe hinauf.
Im oberen Flur begegnete ihr Tony. »Gott sei Dank, Sie sind wieder da!«, rief er erleichtert. »Da wird Maggie froh sein! Sie ist in ihrem Zimmer und ruht sich aus.«
»Was fehlt ihr denn?«, fragte Arabella besorgt.
»Sie ist heute Morgen wieder ohnmächtig geworden«, antwortete Tony leise.
»O nein!« Arabella sah ihn bestürzt an.
»Ich bringe sie zu ihrer Schwester, das wird das Beste sein. Wenn sie hierbleibt, schont sie sich ja doch nicht.«
Arabella, deren Nerven blank lagen, konnte sich nicht mehr beherrschen. »Vielleicht hätten Sie ihr Ritas Medizin geben sollen, anstatt sie wegzuschütten!«, zischte sie ihn an.
Tony machte ein erschrockenes Gesicht. Offenbar fragte er sich, woher Arabella das wusste. Dann meinte er traurig: »Die Medizin hätte auch nichts genutzt.«
»Woher wollen Sie das wissen? Maggie hat gesagt, die Aborigines stellen hervorragende Arzneien her. Sie hat mir erzählt, dass die Medizin der Eingeborenen Ihnen sogar Ihr Bein gerettet hat.«
Tony senkte den Kopf und starrte auf den fadenscheinigen Teppich im Flur. »Glauben Sie mir, Arabella, bei Maggie liegen die Dinge leider anders.«
»Wenn Sie sie wirklich liebten, hätten Sie es wenigstens versucht!«, sagte Arabella anklagend.
Tony hob abrupt den Kopf. Sein Blick wurde hart. »Nehmen Sie sich in Acht, junge Dame! Ich liebe Maggie mehr als mein Leben! Ich würde meinen rechten Arm dafür geben, wenn ich sie gesund machen könnte!«
Verwundert über seinen Ausbruch schaute Arabella ihn groß an. Schreckliche Angst befiel sie, ihre Unterlippe bebte. »Was fehlt Maggie denn? Ist es so ernst?«
Tonys Miene nahm einen versöhnlichen Ausdruck an. Er seufzte. »Maggie hat einen Herzfehler – ein vergrößertes Herz, um genau zu sein. Deshalb setzt die Hitze ihr so zu. Sie ermüdet sehr schnell. Die Ärzte in der Stadt haben uns gesagt, man könne nichts dagegen tun.«
Arabella hatte ihm mit wachsender Betroffenheit zugehört. »Aber es muss doch irgendetwas geben …«
Tony schüttelte den Kopf. »Sie muss sich schonen, alles andere hilft nicht. Deshalb werde ich sie zu ihrer Schwester Peg nach Warratah Station bringen. Peg ist streng mit ihr. Sie wird nicht zulassen, dass Maggie sich überanstrengt. Und auf Peg hört sie wenigstens.«
Arabella machte eine hilflose Handbewegung. »Tut mir leid, Tony. Was ich vorhin gesagt habe … dass Sie Maggie nicht lieben … ich hab’s nicht so gemeint. Ich bin im Augenblick ziemlich durcheinander.«
Tony tätschelte ihren Arm. »Schon gut. Sie haben viel durchgemacht. Gehen Sie nur rein zu ihr. Ihr Besuch wird sie aufmuntern.«
Arabella erschrak bei Maggies Anblick, so schwach und blass sah sie aus.
»Arabella … Sie sind wieder da.
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