Im Tal der flammenden Sonne - Roman
mindestens noch drei Wochen reichen.«
»Es ist uns nicht ausgegangen«, sagte Jonathan schuldbewusst. »Wir haben es nur beiseitegeräumt, um im Heuschober Platz für das Klavier zu schaffen. Das Heu war nicht abgedeckt, deshalb ist es jetzt nass. Ich weiß, wir hätten es abdecken sollen, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass es regnet.«
»Macht nichts, wir werden schon was finden, das die Pferde fressen können …«, sagte Tony geistesabwesend. Sie konnten alle sehen, dass er in seinen eigenen Gedanken verloren war.
»Fast alle Lebensmittelvorräte sind uns ausgegangen«, sagte Arabella. »Und wir hatten Rüsselkäfer im Mehl. Ein Trupp Schafscherer ist vorbeigekommen, kurz nachdem ihr abgereist wart, und wir mussten ihnen ja etwas zu essen geben. Wir haben das Geld, das wir von ihnen bekommen haben, dazu verwendet, ein paar Kameltreiber nach Lyndhurst zu schicken, um Vorräte zu kaufen, aber wir konnten nicht alles kriegen, was wir haben wollten, weil dort ebenfalls Mangel herrscht. Jetzt ist kein Geld mehr da, um weitere Vorräte zu kaufen, und wir haben fast kein Bier mehr. Ich bin nach Farina gereist, um Dave Brewer zu bitten, uns Bier für das Fest zu brauen. Es müsste inzwischen unterwegs sein. Aber ohne die Gäste, die wir erwartet haben, können wir Dave unmöglich bezahlen.«
Arabella war den Tränen nahe. Sie hatte gehofft, Maggies und Tonys Lage zu verbessern, dabei hatte sie alles nur schlimmer gemacht.
»Wir werden das Bier hier verkaufen und Dave das Geld schicken«, sagte Maggie. Sie schaute zu Tony hinüber, aber der blickte Arabella an. Maggie kannte die beiden gut genug, um zu erkennen, dass irgendetwas nicht stimmte. Verheimlichten sie ihr etwas?
»Du weißt es, Arabella, nicht wahr?«, fragte Tony.
Sie nickte. Tränen traten ihr in die Augen, als sie schuldbewusst zu Maggie hinübersah, bevor sie den Kopf senkte.
» Was weiß Arabella?«, fragte Maggie. Sie sah ihren Mann an. »Verheimlichst du mir etwas, Tony McMahon?«
Tony seufzte und starrte in seine Teetasse. »Ja, Maggie«, sagte er ernst.
»Dann spuck’s aus.« Sie hatte schon seit längerer Zeit den Verdacht, dass etwas nicht stimmte, hatte aber darauf vertraut, dass Tony es ihr sagen würde, wenn er selbst so weit war.
»Wir haben Probleme mit der Bank«, sagte Tony.
Maggie blickte erst ihn an, denn Arabella, dann Jonathan. »Und ihr habt es gewusst?«, fragte sie ungläubig. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie sich verraten fühlte.
»Kurz nachdem ihr abgereist wart, hat der Wind die Papiere in eurem Zimmer vom Schreibtisch geweht. Ich schwöre, ich habe nicht herumgeschnüffelt, aber ich habe zufällig einen Kontoauszug gesehen«, sagte Arabella. »Wir wollten etwas Geld aufbringen, um euch zu helfen …« Sie senkte den Kopf.
Maggie blickte in die Gesichter um sich herum. »Na, Gott behüte euch«, sagte sie und schaute ihren Mann an. »Wann wird denn jemand von der Bank kommen, um das Hotel zu übernehmen?«, fragte sie ruhig.
Arabella konnte nicht glauben, dass Maggie es so gut verkraftete. Aber so war sie nun einmal: Sie verlor in einer Krise nie die Nerven.
»Sobald der Zug wieder fährt, nehme ich an«, sagte Tony. »Es tut mir leid, Maggie. Ich hätte es dir sagen sollen, aber ich wollte nicht, dass du dir deswegen Sorgen machst.«
»Ich bin deine Frau, Tony. Inzwischen solltest du wissen, dass du es nicht vor mir verheimlichen kannst, wenn du dir Sorgen machst. Ich habe keine Fragen gestellt, weil ich darauf vertraut habe, dass du es mir sagst, wenn du so weit bist. Ich bin nur enttäuscht, dass du geglaubt hast, etwas so Wichtiges nicht mit mir teilen zu können.« Maggie wusste, dass Tony nur versuchte, sie zu schützen; trotzdem war sie verletzt, dass er es vor ihr verheimlicht hatte.
»Ich hatte gehofft, das Geschäft würde wieder in Schwung kommen, aber so war es leider nicht«, sagte Tony traurig.
Maggie nickte, die Lippen zusammengepresst. »Nun ja, das lässt sich nun mal nicht ändern«, sagte sie, schnappte sich ein Staubtuch und ging hinüber in den Speisesaal.
Arabella konnte nicht glauben, dass sie jetzt Staub wischen wollte, und folgte ihr. »Maggie, du musst erschöpft und hungrig sein. Lass mich dir ein Ei auf Toast machen, bevor du zu Bett gehst.«
»Ich habe keinen Hunger, aber trotzdem danke, Arabella. Ich würde jetzt gern eine Weile allein sein, wenn du nichts dagegen hast.«
Arabella hatte schreckliches Mitleid mit Maggie, konnte sie aber verstehen.
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