Im Tal der flammenden Sonne - Roman
nachtragend. Ich an Ihrer Stelle würde mich schnellstens bei ihm entschuldigen. Männer wie er vertragen es nicht, vor ihren Freunden bloßgestellt zu werden, schon gar nicht von einer Frau. Er wird das nicht einfach so hinnehmen.«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass er mir etwas antun könnte?«
»Ich weiß es nicht.« Maggie schüttelte besorgt den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht.«
»Sie haben doch gesagt, er wäre im Grunde ein guter Kerl.«
»Das ist er auch. Aber es ist für ihn sehr wichtig, was seine Freunde von ihm denken. Das ist in einer Kleinstadt nun mal so. Es ist nicht leicht, von den Leuten akzeptiert zu werden, aber hat man es geschafft, nimmt diese Freundschaft einen wichtigen Platz ein. Sie können das nicht verstehen, weil Sie hier noch keine Freunde gefunden haben.«
»Ich lege auch keinen Wert darauf, mich mit Betrunkenen anzufreunden«, giftete Arabella. »In diesem Kaff mag ich nur einen Menschen, und das ist Jonathan Weston.«
»Ja, Jonathan scheint ein netter Kerl zu sein. Von ihm könnten Sie diplomatisches Geschick lernen. Er setzt sich gelegentlich mit den Männern auf einen Drink zusammen. Jonathan weiß, was er sagen darf und was nicht.« Sie sah Arabella eindringlich an. »Wenn Sie sich schon nicht bei Wally entschuldigen wollen, dann lassen Sie sich wenigstens etwas einfallen, damit seine Kumpel sich nicht mehr über ihn lustig machen.«
»Was soll ich denn tun?«
»Keine Ahnung. Denken Sie darüber nach.« Maggie zündete das Feuer unter dem Grill an. »Ich gehe in die Bar und nehme die Bestellungen für die Steaksandwiches auf. Können Sie schon mal anfangen, die Steaks aufzulegen, sobald das Feuer richtig brennt?«
Arabella machte ein zweifelndes Gesicht. »Sie kommen doch gleich wieder?«
»Wieso? Sie können doch hoffentlich ein Steak braten?« Maggie begriff nicht, was daran so schwer sein sollte.
»Ich habe noch nie irgendwas zubereitet.«
Maggie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie legen einfach die Steaks auf. Wenn sie auf einer Seite schön braun sind, drehen Sie sie um. Sogar Sie kriegen das hin, Sie werden sehen. Aber Hände weg von der Feuerstelle!«, warnte sie und verließ die Küche.
Eine halbe Stunde später spießte Arabella das erste Steak mit einer Gabel auf und warf es auf den heißen Rost. Sie fuhr zusammen, als es laut zischte. Seit der Geschichte mit der Rußwolke, die aus dem Schornstein gequollen war, hatte sie Angst, etwas falsch zu machen.
Sie legte zwei weitere große Steaks auf den Rost. Plötzlich hörte sie draußen ein merkwürdiges Geräusch und schlich ans Fenster. Obwohl es rasch dunkel wurde, vermeinte sie, jemanden davonhuschen zu sehen. Hastig wich sie zurück. Da keine Gardine am Fenster war, konnte jeder hereinschauen und sie in der Küche beobachten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als ihr Maggies Bemerkung über Wally Jackson einfiel. Würde er ihre unbedachte Äußerung, die sie in der Hitze des Augenblicks gemacht hatte, wirklich so übel nehmen, dass er es ihr heimzahlen wollte?
Wieder vernahm Arabella das eigenartige Geräusch, diesmal lauter. Sie überlegte, ob sie Maggie holen sollte, doch sie wollte Tony und den Gästen nicht begegnen. Außerdem würde sie sich dumm vorkommen, wenn sich herausstellte, dass das Geräusch von einem Tier stammte. Arabella beschloss, selbst nachzusehen. Vorsichtig bewegte sie sich zur Hintertür und spähte durchs Fliegengitter. In der Nähe der Außentoilette glaubte sie die dunklen Umrisse eines Tieres zu erkennen. Zuerst hielt sie es für einen kleinen Hund, doch als es sich fortbewegte, erkannte sie, dass es ein Wombat war. Sie hatte diese Beuteltiere im Zoo von Adelaide gesehen, bevor sie mit dem Afghan-Express nach Alice Springs aufgebrochen waren. Arabella stieß einen erleichterten Seufzer aus und fasste sich an den Hals. Sie spürte, wie ihr Herz raste, und zwang sich, ruhig zu atmen. Ein Glück, dass sie Maggie nicht geholt hatte. Sie hätte sich blamiert bis auf die Knochen.
Arabella öffnete die Gittertür und ging nach draußen. Obwohl es bereits ziemlich dunkel war, sah sie den Wombat um die Ecke der Außentoilette biegen. Offenbar hatte das Tier bei der Mülltonne nach Abfällen gesucht. Arabella wartete eine Weile, doch der Wombat kam nicht zurück. Als sie gerade in die Küche zurückwollte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Ein Mann! Blitzschnell verschwand er hinter der Außentoilette. Arabella schnappte erschrocken nach Luft, eilte ins Haus,
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