Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
Vom Netzwerk:
da Geld keine Rolle spielte, hatte sie die besten Fachkräfte engagiert. Nur einige ältere Familienmitglieder beschwerten sich hinter vorgehaltener Hand über Jintys ausgesprochene Vorliebe für exotische Gerichte.
    Leona saß ein Stück rechts von der Mitte der Tafel neben Peter. Robbie und Geraldine hatten ihnen gegenüber Platz genommen. Boyd setzte sich neben Jinty, schräg gegenüber von Tonya. Jeder war nach der althergebrachten Rangordnung innerhalb der Familie platziert worden.
    „Die Blumen hat ein Künstler dekoriert“, sagte Leona zu Peter und berührte sacht eine Rosenblüte.
    „Jinty war es jedenfalls nicht“, pflichtete er ihr bei. „Ihre ersten Versuche in dieser Hinsicht sind kläglich gescheitert.“
    Das stimmte. Leona war immer der Meinung gewesen, bei Blumen könne man nichts falsch machen, aber auch hier führte offenbar nicht jeder Weg zum Ziel. Es kam vor allem auf die Kombination der Farben an. Heute Abend standen in gleichmäßigen Abständen mit Efeu umwundene Glasvasen auf dem Tisch. Sie waren mit lachsfarbenen und weißen Rosen gefüllt, eine vollendete Ergänzung zu dem cremefarbenen Damasttischtuch, dem goldumrandeten Geschirr und den goldenen Serviettenringen. Das Arrangement war perfekt.
    Der erste Gang wurde serviert: große Kammmuscheln auf asiatischem Risotto mit Zitronenscheiben und einer pikanten Soße. Leona fand nichts daran auszusetzen. Während sie an ihrem Weißweinglas nippte, fing sie Boyds Blick auf. Sie war wie gebannt. Wie leicht war es doch, sich in diesen tiefblauen Augen zu verlieren!
    Peter berührte flüchtig ihren Arm. „Hörst du mir überhaupt zu?“
    „Oh ja, natürlich.“ Sie nahm sich zusammen. „Du hast von deiner Reise in die Antarktis erzählt … und davon, wie sehr sie dich verändert hat.“
    Er lächelte zufrieden. Die ganze Familie wusste von seiner Schwärmerei für Leona. „Die Antarktis ist fantastisch … eine Welt aus blendend weißem Eis. Es mag seltsam klingen, aber nur eine andere Landschaft hat bisher so stark auf mich gewirkt.“
    „Du meinst sicher unser Outback mit seiner unendlichen Weite, seiner Mystik und großen Einsamkeit“, vermutete Leona.
    „Gut geraten.“ Er legte kurz seine Hand auf ihre. „Beides hat eine magische Wirkung auf mich. Manchmal träume ich davon, ein Abenteurer und Entdecker zu sein“, fügte er etwas verlegen hinzu.
    „Dafür hast du gelernt, mit riesigen Geldsummen umzugehen“, tröstete sie ihn.
    „Zugegeben, das hat auch seinen Reiz. Ich warte schon ungeduldig auf das Polomatch morgen Nachmittag. Die Bewegung wird mir guttun. Du kommst doch und feuerst mich an?“
    „Darauf kannst du aber Gift nehmen“, versicherte Leona lächelnd.
    Der Hauptgang bestand aus Lammrücken im knusprigen Kräutermantel mit traditionellem Gemüse. Nur die überbackenen, mit Erbsen und Frühlingszwiebeln gefüllten jungen Gurken stellten eine Überraschung dar. Rund um den Tisch wurde angeregt geplaudert. Jinty unterhielt sich ausschließlich mit Boyd. Sie machte kein Hehl aus ihrer Vorliebe für ihn und kümmerte sich nicht um die wachsende Ungeduld ihrer Schwester.
    Sogar Leona konnte von ihrem entfernten Platz aus sehen, wie nervös Tonya war. Auch Robbie entging das nicht, und er zwinkerte seiner Schwester über den Tisch hinweg zu. Sie wusste, was er damit sagen wollte: Wunderst du dich nicht, dass der alte Rupert das duldet?
    Ruperts Nachsicht war tatsächlich schwer zu begreifen. Was mochte er davon halten, dass seine Frau ihren Stiefsohn so offensichtlich bevorzugte? Er konnte unangenehm werden, wenn ihn etwas ärgerte, und vielleicht musste sie ihr Verhalten mit einer heftigen Auseinandersetzung bezahlen. Andererseits wusste Rupert, dass Boyd ein brillanter Unterhalter war, dem die Frauen nur schwer widerstehen konnten. Wenn er so dachte, würde Jinty wahrscheinlich ungeschoren davonkommen.
    Als Nachtisch standen zwei Süßspeisen zur Auswahl: Bitterschokoladentorte und Ruperts Lieblingsdessert – ein reich geschichteter Apfelauflauf mit Crème anglaise, einer Buttercreme mit leichtem Vanillegeschmack.
    „Ich hoffe nicht, dass Rupert den Apfelauflauf regelmäßig isst“, flüsterte Peter. „Er hat Unmengen von Kalorien, und sieh nur … Rupert hört nicht auf, sich Creme auf den Teller zu häufen!“
    „Er wird trotzdem ewig leben“, antwortete Leona ebenso leise. „Nur gute Menschen sterben jung.“
    Nachdem sich die Gäste ausgiebig mit Mokka und Likör erfrischt hatten, kehrten sie in den Salon

Weitere Kostenlose Bücher