Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)
checkten aus und machten uns anschließend daran, das Vogelschutzgebiet zu erkunden und wenigstens ein Stück weit den Klippenpfad entlangzuwandern. Im Vogelschutzgebiet zog sich ein Meeresarm tief ins Land hinein, und da gerade Ebbe herrschte, war er durchsetzt von Sandbänken und schlickrigen Tümpeln, in denen das Schilf wuchs. Ehrlich gesagt, wir achteten gar nicht so sehr auf die Vögel, wir waren viel zu sehr mit uns beschäftigt. Aber es war wunderbar, über den breiten Strand zu laufen, die Meeresluft zu riechen und den leichten Wind im Gesicht zu spüren. Über eine fast parkähnliche Anlage erreichten wir das Ende der Bucht und nahmen den Klippenpfad in Angriff, der steil und endlos schien und einen herrlichen Blick über das Meer bot. Man hatte hier schon Wale gesehen, allerdings zeigten sich an diesem Tag keine. Schließlich wurde es uns zu heiß. Es gab irgendwann keinen Baum und keinen Strauch mehr, nichts, was uns noch etwas Schatten hätte spenden können. Wir kehrten um, blieben aber noch eine Weile am Strand. Schließlich schlenderten wir durch Newport, aßen in einem kleinen Pub im Ort Fish and Chips und beschlossen dann, den Heimweg anzutreten. Es war schon Nachmittag, als wir aufbrachen. Ich nahm mir vor, hierher zurückzukehren. In das entzückende Hotel, in die traumhafte Gegend. Hier würde ich mich immer an eines der vollkommensten Wochenenden meines Lebens erinnern. Von den Ereignissen, die unmittelbar bevorstanden und die einen tiefen Schatten über das Wochenende werfen würden, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Wir ließen uns Zeit mit der Heimfahrt und kamen am frühen Abend in Swansea an. Als Erstes holten wir Max bei seiner Betreuerin ab. Er geriet völlig außer sich vor Freude, bellte, sprang an uns hoch, umkreiste uns, wedelte mit dem Schwanz. Wir machten noch einen langen Spaziergang mit ihm und aßen anschließend in dem Pub zu Abend, in dem wir uns auch bei unserem ersten Date getroffen hatten. Dann fuhr mich Matthew nach Hause. Wir hätten die Nacht zusammen verbringen können, aber ich wollte mich noch gründlich auf den nächsten Tag vorbereiten, die Route ausarbeiten, die ich nehmen würde, und dann bald ins Bett gehen, um Alexia am nächsten Morgen fit und ausgeschlafen gegenüberzutreten. Sie sollte den beruhigenden Eindruck gewinnen, dass ich meine Aufgabe zuverlässig und konzentriert erfüllen würde. Auch Matthew wollte den Sonntag über arbeiten, um den ausgefallenen Freitag nachzuholen.
Also verabschiedeten wir uns an meiner Wohnungstür. Seltsamerweise hatte ich kein Problem, ihn gehen zu lassen. Ich fühlte mich seiner so sicher. Wir hatten uns für den nächsten Abend verabredet, und das war völlig in Ordnung.
Als ich allein war, schrieb ich erneut eine SMS an Alexia.
Hi, Alexia, ich bin zurück in Swansea! Bin morgen um sie ben Uhr bei dir, ist das in Ordnung? Ich freue mich auf dich! Jenna
Ich duschte und zog das übergroße weiße T-Shirt an, in dem ich zu schlafen pflegte, dann kramte ich verschiedene Karten und Reiseführer über den Pembrokeshire Coast National Park hervor, die ich mir gleich, nachdem ich von Alexia mit der Recherche beauftragt worden war, gekauft hatte. Ungefähr eine Stunde später hatte ich einen sehr genauen Plan, wohin ich zuerst fahren und welche Gebiete ich aufsuchen wollte. Ich freute mich auf die vor mir liegende Aufgabe, und ich freute mich, gleich danach Matthew wiederzusehen. Ich war so glücklich, dass ich leise vor mich hin summte. In meiner Wohnung stand die Hitze, doch das war mir egal. Nichts konnte meine gute Stimmung trüben.
Um kurz nach elf telefonierte ich noch einmal mit Matthew. Alexia hatte noch immer nicht auf meine Nachricht reagiert, aber vielleicht lag ihr Handy irgendwo herum und sie hatte die SMS einfach noch nicht bemerkt. Sicherheitshalber sandte ich ihr eine weitere Nachricht: Alexia, ist sieben Uhr morgen okay? Oder ist das zu früh? Gib doch bitte kurz Bescheid! Jenna
Ich legte mich ins Bett, konnte aber natürlich nicht einschlafen. Wegen der Hitze und wegen all dem, was mir an Bildern und Gedanken durch den Kopf ging.
Es war schon Viertel vor zwölf, als mein Handy klingelte. Ich war noch immer hellwach und meldete mich sofort.
»Hallo?«
»Jenna? Hier ist Ken.«
»Oh … Ken!« Ich setzte mich im Bett auf. Von einer Sekunde zur nächsten beschleunigte sich mein Herzschlag. Wenn Ken um diese Uhrzeit bei mir anrief, bedeutete das aller Wahrscheinlichkeit nach nichts Gutes.
»Tut mir
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