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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Mutter?«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich. Er hat ein extrem schlechtes Verhältnis zu seinem Stiefvater. Der hält ihn für einen Taugenichts und will eigentlich nichts mit ihm zu tun haben.«
    »Nachvollziehbar, aber …«
    »Moment, Inspector, das Beste kommt noch: Ich habe mit einem DS Fuller von der Yorkshire Police gesprochen. Von ihm weiß ich auch über die Familienverhältnisse Bescheid. Er hatte nämlich Ende April erst mit den Beecrofts – so heißt die Mutter seit ihrer Heirat – zu tun. Corinne Beecroft wurde auf offener Straße entführt, mit einem Auto verschleppt und inmitten der Hochmoore einfach ausgesetzt. Konnte sich aber zu einer abgelegenen Farm durchschlagen, wo ihr geholfen wurde.«
    Morgan hielt den Atem an. »Das ist ja …«
    »Der Fall war in den Nachrichten«, sagte Jenkins, »allerdings nur kurz, weil er sich rasch löste. Es gab bei uns eine Anfrage aus Yorkshire nach Ryan Lee, das wurde jedoch weder an mich noch an Sie weitergegeben. Offenbar war schnell klar, dass er nichts damit zu tun hatte, und dann war die Mutter ja auch schon wieder unversehrt daheim.«
    »Weiß man …?«
    »Man weiß nichts. Die Umstände dieser Entführung sind völlig rätselhaft. Es gab keine Lösegeldforderung, was auch ziemlich absurd gewesen wäre, da die Beecrofts alles andere als reich sind. Die ganze Sache hätte etwas von einem Schülerstreich an sich haben können, wenn die Täter, zwei maskierte Männer, nicht ausgesprochen professionell zu Werke gegangen wären. So hat es das Opfer jedenfalls geschildert.«
    Morgan versuchte, die vielen Informationen zu verarbeiten. »Es ist sicher, dass Ryan Lee nichts damit zu tun hatte?«
    »Sein Stiefvater rief ihn an, nachdem die Mutter verschwunden war, und Ryan kam zusammen mit dieser Franklin sofort nach Yorkshire. Nein, unmittelbar kann er nichts damit zu tun gehabt haben. Zur Tatzeit war er an seinem Arbeitsplatz in Pembroke Dock, später bei einer Party, wo ihn jede Menge Gäste gesehen haben.«
    »Eine bemerkenswerte Anhäufung an Vorkommnissen«, sagte Morgan. »Erst der Überfall durch zwei maskierte Männer auf Deborah Dobson in Swansea. Sie war einige Jahre lang mit Lee privat liiert und ist bis heute gut mit ihm befreundet. Dann Lees Mutter. Zwei Frauen, die ihm nahestehen. Und jetzt gerät er schon wieder in unser Visier, weil er sich offenbar für eine Frau interessiert hat, die womöglich als ein Entführungsopfer geplant war. Wieso steht er stundenlang vor Jenna Robinsons Haus und beobachtet es? Wieso ist er heute ausgerissen, als wir im Copyshop auf ihn gewartet haben? Verdammt noch mal, Jenkins, steigen Sie da noch durch?«
    »Nein«, bekannte Jenkins, »nicht mal ansatzweise. Aber eines ist klar: Wir müssen Ryan Lee unter allen Umständen finden. Etwas stimmt ganz und gar nicht, und irgendwie hat er damit zu tun. Mit Alexia Reece’ Verschwinden, meine ich.«
    »Ja, und das heißt auch, wir müssen ihn vor allem schnell finden. Alexia Reece wird seit über einer Woche vermisst. Ihnen muss ich nicht sagen, was das bedeutet.«
    »Nein«, sagte Jenkins. Er war lange genug dabei, um zu wissen, dass die Chancen, Alexia lebend zu finden, mit jedem Tag, der verging, sanken.
    »Ich gehe morgen noch einmal zu Nora Franklin«, sagte Morgan. »Ich werde sehr eindringlich mit ihr sprechen. Sie muss wissen, worum es geht und was auf dem Spiel steht. Diese Frau ist keine Verbrecherin. Es muss möglich sein, an ihr Gefühl für Anstand und Moral zu appellieren.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander. Morgan hatte keine Lust mehr, ihren Freund anzurufen. Sie holte sich ein Glas Wein und setzte sich in ihrem Wohnzimmer auf das Sofa. Sie sah keine Zusammenhänge, aber es musste welche geben. Da Lee untergetaucht war, blieb jetzt nur die Franklin, der einzige Ansatzpunkt, den sie im Moment hatten. Aber Morgan hatte sich nicht getäuscht, wie sie nun erkannte: Nora log für Ryan. Zwar hatten sie heute nicht nach der Geschichte um Corinne Beecroft gefragt, aber sie hatten den Fall Deborah Dobson angesprochen. Nora hätte in diesem Moment aus eigenem Antrieb von Corinne berichten müssen, wenn sie wirklich mit der Polizei kooperieren wollte.
    Auch indem man schwieg, konnte man lügen.
    Morgan griff noch einmal zum Telefon. Sie würde einen Beamten vor Noras Wohnhaus in Pembroke Dock postieren. Vielleicht tauchte Ryan auf. Oder Nora machte sich auf den Weg zu ihm.
    Sie dachte an Alexia. An Ken. An die vier Kinder.
    Notfalls würde sie Nora Franklin das

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