Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)
zuvor unerträglich gehäuft hatten, endlich aufhörten, aber er hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass sie zurückkommen würde. Sein Plan war gewesen, sich und ihr eine Atempause zu gönnen, dann mit dem Finger zu schnippen und neu durchzustarten. Natürlich war er davon ausgegangen, dass es in der Zwischenzeit andere Männer für sie geben würde, sie war einfach zu hübsch, um längere Zeit unbeachtet durch die Welt zu marschieren, aber selbstverständlich würde sie jeden anderen sofort wieder aufgeben, wenn er, Garrett, am Horizont auftauchte.
Es war nun anders gekommen. Er hatte sie verloren, und zwar ganz gleich, ob sich ihre Beziehung zu Willard stabilisierte oder im Sande verlief. Er hatte gestern Abend einer anderen Jenna gegenübergestanden. Diese Jenna ging nach vorn. Nie mehr wieder zurück.
Jenna hatte ihm Kens und Alexias Adresse aufgeschrieben für den Fall, dass er nachkommen wollte. Er beschloss, sich erneut ein Taxi zu nehmen, dorthin zu fahren, sein Auto abzuholen und dann sofort den Heimweg anzutreten. Für sein Selbstwertgefühl war es wichtig, jetzt nicht länger in Swansea herumzuhängen und den Eindruck zu erwecken, er warte noch auf irgendeine mildtätige Zuwendung vonseiten seiner früheren Lebensgefährtin. Es war bitter, als Verlierer zu gehen, aber Garrett wollte wenigstens ein würdiger Verlierer sein. Was in diesem Fall bedeutete: erhobenen Hauptes den Rückzug anzutreten.
Eine halbe Stunde später stand er vor Alexias Zuhause. Naserümpfend betrachtete er die Gegend, die er als spießig und ärmlich empfand. Wenn dieses Häuschen in dieser Umgebung alles war, was sich die Karrierefrau Alexia leisten konnte, wunderte es ihn noch weniger, dass sie den Ausstieg gesucht hatte. Alexia konnte sich doch nur als Versager auf ganzer Linie gefühlt haben: versagt im Beruf, versagt als Mutter. Denn vermutlich sagten ihre Kinder schon eher zu der Putzfrau Mummie als zu ihrer richtigen Mutter. Falls sich die Reeces eine Putzfrau leisten konnten. Was Garrett allerdings bezweifelte.
Er sah sich um, konnte aber nirgends sein Auto entdecken, was ihn vermuten ließ, dass Jenna und Ken damit weggefahren waren. Er hoffte, dass sie nur einfach ein paar Besorgungen erledigten und bald zurück sein würden. Dennoch läutete er an der Tür, aber erwartungsgemäß rührte sich nichts. Da er wenig Lust hatte, wie ein vergessener Koffer vor dem Haus herumzustehen, schaute er sich nach einer Möglichkeit um, in den Garten zu gelangen, und entdeckte den wie immer unverschlossenen Durchgang an der Küchenseite. Er fand sich auf der unordentlichen Terrasse wieder, die zugemüllt war mit Kinderspielzeug, Gartengeräten und Terrakottatöpfen, in denen undefinierbare Gewächse vertrockneten. Immerhin gab es einen Tisch und ein paar Stühle. Garrett betrachtete angewidert die geblümten Sitzkissen, auf denen die Essensreste von Jahren klebten. Kinder schienen unfähig, einen Löffel zum Mund zu führen, ohne dass die Hälfte dessen, was sich darauf befand, unter ihnen landete. Er wusste, dass sich Jenna Kinder wünschte, es war eines ihrer zahlreichen Dauerdiskussionsthemen gewesen. Wenn er allein die Terrasse der Familie Reece betrachtete, wurde ihm jedoch wieder klar, weshalb er sich diesem Ansinnen so vehement widersetzt hatte.
Er entfernte das Kissen von einem der Stühle, setzte sich und lehnte sich zurück. Die Luft war kühl, aber die Terrasse lag windgeschützt, und er hatte außerdem einen warmen Pullover an und würde es hier draußen aushalten. Eine Tasse Kaffee wäre schön, aber man konnte nicht alles haben.
Er wartete.
11
Ich war ziemlich früh am Morgen bei Ken aufgekreuzt, vor Tau und Tag sozusagen, und das hatte auch etwas damit zu tun, dass ich der Situation, gemeinsam mit Garrett in meiner Wohnung zu sitzen, entkommen wollte. Ich hatte keine Lust auf eine Beziehungsdebatte, ich hatte auch einfach keine Lust, mich in seiner Nähe aufzuhalten. Mit seinem plötzlichen Erscheinen und den vielen Blumen hatte er mich völlig überfordert. Ich war fast froh, dass sich Ken als Ausweg anbot und dass ich außerdem Garrett zur Polizei schicken konnte. Damit war er erst einmal beschäftigt. Er bot mir sein Auto an, oder besser gesagt: Er drängte es mir geradezu auf. Letztlich akzeptierte ich, weil mein Wunsch nach Bequemlichkeit siegte, aber noch während ich auf dem Weg zu Ken war, ärgerte ich mich. Hätte ich am Vorabend nicht einfach zu viel getrunken, hätte mein Kopf besser funktioniert und
Weitere Kostenlose Bücher