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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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den Durchgang und schaute die Straße hinauf und hinunter, aber er entdeckte keine Spur von seinem Auto. Es sah Jenna nicht ähnlich, mit einem geliehenen Auto so lange unterwegs zu sein und sich nicht darum zu scheren, dass der Eigentümer buchstäblich auf der Straße stand und wartete. Es konnten immer unvorhergesehene Dinge passieren, aber dafür gab es Telefone. Garrett zog sein iPhone aus der Hosentasche und kontrollierte das Display, aber es war kein Anruf eingegangen. Jenna hatte nicht versucht, ihn zu erreichen. Er gab ihre Nummer ein, landete aber auf der Mailbox. Aha, Madame ging zurzeit nicht ans Telefon.
    »Jenna, hier ist Garrett. Ich warte auf mein Auto. Melde dich!« Er merkte, wie schroff seine Stimme klang, aber das war gut so. Jenna konnte ruhig wissen, dass er stocksauer war.
    Er überlegte, was er nun am besten tun sollte. Ein Taxi ordern, zurück in Jennas Wohnung fahren und dort warten? Aber wer wusste, wann sie dort aufkreuzen würde? Am Ende erschien dort noch dieser Matthew Willard, ihr neuer Lover, und Garrett hatte absolut keine Lust, diesem Traummann zu begegnen. Es tat weh genug, Jenna verloren zu haben, er brauchte sich nicht auch noch Salz in die Wunde zu streuen.
    Wenn er wenigstens irgendwie ins Haus gelangen könnte! Dort gab es Bücher, einen Fernseher und sicher etwas zu essen und zu trinken im Kühlschrank. Probeweise rüttelte er am Garagentor und war erstaunt, dass es sich ganz einfach öffnen ließ. Noch erstaunter war er über den kleinen weißen Peugeot, der in der Garage geparkt stand. Das Zweitauto der Familie? Warum, verflucht noch mal, waren Ken und Jenna dann in seinem Auto unterwegs?
    Das war alles sehr merkwürdig.
    Es gab eine Verbindungstür zwischen Garage und Haus, aber die war leider verschlossen. Garrett gab es auf, verließ die Garage, begab sich durch den Durchgang wieder in den hinteren Garten. Er war so wütend, dass er hätte platzen können. Am liebsten hätte er sich von einem Taxi nach Brighton zurückfahren lassen und Jenna dann die Rechnung geschickt, zusammen mit der Aufforderung, ihm auf irgendeine Weise sein Auto zu bringen, wie auch immer.
    Er trat noch einmal gegen den Gartenstuhl. Und gleich darauf hörte er das eigenartige Geräusch.
    Es kam aus dem Haus. Ein Weinen? Eher ein Wimmern, ein leiser, lang gezogener Klagelaut. Wie das Maunzen eines jungen Kätzchens. In der nächsten Sekunde war es verstummt, und Garrett war sich ziemlich sicher, dass er sich getäuscht hatte.
    Da hörte er es wieder. Es klang, als sei jemand verletzt, völlig verzweifelt oder habe Schmerzen.
    Garrett sagte sich, dass das nicht sein konnte, denn im Haus hielt sich niemand auf. Manchmal verursachte auch der Wind komische Geräusche, im Schornstein zum Beispiel, und es war wirklich windig heute. Wieder klang das Weinen an sein Ohr. Jetzt meinte er, dass es sich um ein Kind handeln könnte. Ein Kind, das jedoch nicht nur einfach schluchzte, trotzig oder aggressiv oder auch traurig. Es klang so … leidend. So schmerzerfüllt.
    Aber das konnte nicht sein, oder? Ken, der Superdaddy, ließ nicht vier Kinder völlig allein in einem hermetisch verschlossenen Haus über viele Stunden zurück? Garrett überlegte kurz: Das Älteste musste sieben oder acht, das Jüngste konnte keine zwei Jahre alt sein. So etwas würde auch Jenna niemals zulassen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Garrett beschlich ein eigentümliches Gefühl. Die ganze Zeit über war er wütend gewesen, entrüstet und zudem tief gekränkt. Jetzt begann er sich Sorgen zu machen. Und er begriff, dass die Sorgen schon seit Stunden in ihm lauerten, weil das alles nicht zu Jenna passte.
    Das Wimmern war verstummt, setzte aber nach einer Weile erneut ein. Es war jetzt sehr deutlich als ein menschlicher Laut zu identifizieren.
    Das Klügste wäre vermutlich, die Polizei anzurufen, aber Garrett zögerte. Immerhin bestand die Gefahr, dass er sich lächerlich machte, weil sich das Geräusch als etwas herausstellte, das nur in seiner Einbildung existierte. Außerdem hatte er so verdammt wenig Lust auf eine erneute Begegnung mit den Bullen. Am frühen Morgen hatte er mit Inspector Morgan gesprochen, weil man ihn absurderweise mit Alexia Reece’ Verschwinden in Verbindung gebracht hatte, und nun lungerte er vor deren Haus herum und rief die Polizei, weil er eigenartige Laute zu vernehmen glaubte? Sein Instinkt sagte ihm, dass sich das irgendwie nicht gut machte. Es rückte ihn erneut in einen Fokus, in den er nicht wieder

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