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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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einen Mann kennengelernt, der mich interessierte, kaum hatte ich zum ersten Mal, seitdem ich hier wohnte, bei meiner Rückkehr in die Wohnung ein Herzklopfen, das nicht nur vom Treppensteigen kam, rief Garrett an. Er hatte mich, wie die Anzeige verriet, um zehn Minuten verpasst. Als hätte er gespürt, dass ich mich vielleicht wirklich abzunabeln begann.
    Seine vertraute Stimme, auf die ich monatelang vergeblich gewartet hatte, jagte mir einen Kälteschauer über den Körper.
    »Hi, Jenna. Garrett hier. Es ist fast Mitternacht, und du bist nicht zu Hause? Hm.«
    Er machte eine Pause. Er war ganz deutlich aus dem Konzept gebracht. Was hatte er erwartet? Dass ich Tag und Nacht vor dem Telefon kauerte und betete, er möge sich melden?
    »Also, ich wollte einfach mal von mir hören lassen«, fuhr er fort, »wissen, wie es dir so geht, wie dir der Job gefällt. Hast du Freunde gefunden? Dich eingelebt? Ruf doch mal zurück.« Er machte wieder eine Pause.
    »Ich würde mich freuen«, sagte er dann. »Bis bald, Honey!« Er legte auf.
    Mein Herz klopfte jetzt nicht mehr nur einfach heftiger, es galoppierte geradezu. Leider hing das nicht mehr mit den steilen Treppen und auch nicht mit Matthew Willard zusammen. Es war Garrett, der mich völlig durcheinanderbrachte. Ich war aber keineswegs einfach nur freudig erregt. In den ersten furchtbaren, einsamen Monaten in Swansea hätte ich alles gegeben, einen solchen Anruf von ihm zu erhalten. Allerdings wäre ich dann wahrscheinlich ziemlich schnell rückfällig geworden. Jetzt, ein halbes Jahr nach unserer Trennung, würde er mich nicht mehr so leicht einwickeln. Jetzt machte er mich eher wütend. Was bildete er sich ein? Ignorierte monatelang jeden meiner Versuche, Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber wenn es ihm plötzlich in den Kram passte, stand er auf der Matte. Nannte mich Honey und war überzeugt, dass ich ihn so schnell wie möglich zurückrufen würde.
    Vergiss es!
    Trotzdem merkte ich an der Heftigkeit meines Zorns, dass ich mit noch viel zu starken Gefühlen auf ihn reagierte. Und ich registrierte, dass meine Wut noch immer von sehr viel Schmerz durchsetzt war, von Enttäuschung, Trauer, von der Leere, die die Trennung nach acht gemeinsamen Jahren in mir hinterlassen hatte. Er war mir noch keineswegs gleichgültig. Ich war seit September einen ganz kleinen Schritt vorangekommen – wenn ich überlegte, wie sehr ich mich gequält hatte, erschien mir das Ergebnis frustrierend gering.
    Ich zog mich aus und legte mich ins Bett.
    Immerhin, unter normalen Umständen hätte ich jetzt nur an Garrett gedacht. Nun aber mischte sich auch Matthew Willard immer wieder in meine Gedanken. Ich hoffte, er würde anrufen. Seine Geschichte interessierte mich.
    Ich wollte mehr darüber wissen.
    3
    Es war Montagfrüh, und Nora Franklin hatte den Eindruck, dass sie die bevorstehende weitreichende Veränderung in ihrem Leben nun endlich ihrer Freundin Vivian mitteilen musste – obwohl ihr vor diesem Moment graute und sie ihn daher schon seit Wochen vor sich herschob. Vivian Cole wohnte in ihrer Nähe und kam häufig morgens vorbei, um Nora abzuholen und gemeinsam zu ihrer Arbeitsstelle, dem South Pembrokeshire Hospital , zu gehen. Manchmal schneite sie auch abends unverhofft herein, allerdings nur dann, wenn sie gerade nichts Besseres vorhatte. Im Unterschied zu Nora war Vivian höchst selten um Verabredungen verlegen und hatte meist Aufregenderes vor, als in Noras ordentlich aufgeräumter kleiner Wohnung im ersten Stock eines Zweifamilienhauses zu sitzen und über das Leben zu reden. Oder über den Beruf. Beide Frauen arbeiteten als Physiotherapeutinnen im Krankenhaus, und da Noras Privatleben ziemlich eintönig verlief, hatte sie oft kein anderes Thema als die Patienten. Was Vivian zu Tode langweilte.
    »Das ist doch öde«, sagte sie dann. »Glaubst du, ich will den ganzen Frust des Tages unbedingt noch in den Abend mitschleppen? Komm, lass uns irgendwo hingehen. Ins Shipwrights Inn oder zu Welshman … Wir treffen bestimmt ein paar interessante Leute!«
    Was Vivian betraf, hieß interessante Leute eigentlich interessante Männer. Und Nora hatte es so satt. Sie wollte nicht in einem Pub herumstehen, im schummerigen Licht von einem angetrunkenen Typen unbeholfen angebaggert werden, draußen im Auto ein paar eher unangenehme Küsse tauschen, sich vielleicht für den nächsten Tag verabreden und spätestens dann feststellen, dass sie einen absolut ätzenden Kerl vor sich hatte. Der sie

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