Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
das durchhältst.«
    Fünf Wochen. Gerade mal fünf Wochen hatte ich es durchgehalten. Das war nicht lange, aber die fünf Wochen waren auch nicht der springende Punkt: Ich hätte es fünf Monate oder fünf Jahre durchgehalten, wenn es eine Aussicht auf eine Veränderung gegeben hätte. Wenn ich gewusst hätte: Es kommt der Moment, da hakt er es ab. Da schließt er den Fall ab. Da gehen wir gemeinsam in eine Zukunft.
    Stattdessen wusste ich: Er wird es nie abschließen. Nie. Es sei denn, er findet heraus, was geschehen ist. Und wie sollte er das – nach so langer Zeit, nach so vielen Bemühungen. Er würde mit der Ungewissheit leben und – wahrscheinlich – eines Tages mit ihr sterben müssen.
    »Wollen wir zurückfahren?«, fragte er.
    Ich nickte. »Okay.«
    Er würde mich jetzt nach Hause bringen. In meine kleine, enge Dachwohnung, von der ich wusste, dass sie mir jetzt noch kleiner und enger vorkommen würde. Mir graute vor der Einsamkeit, die auf mich wartete.
    Aber ich hatte acht kostbare Jahre in die aussichtslose Beziehung mit Garrett investiert, und ich hatte mir geschworen, so etwas nie wieder zu tun. Lebenszeit zu opfern ohne jede Perspektive. Ohne Hoffnung.
    Das war’s.
    Ich beendete meine Beziehung zu Matthew Willard. Ich beendete zumindest das, was eine Beziehung hätte werden können.
    Erst als wir schon losgefahren waren, fiel mir ein, dass ich ganz vergessen hatte, nach Motiven für Alexias Story Ausschau zu halten.
    3
    Der April war trocken und an manchen Tagen richtig warm gewesen, aber jetzt, gegen Ende des Monats, schlug das Wetter um. Es hatte sich eingeregnet, als wolle es nie wieder aufhören. Die blühende Welt draußen schien eingehüllt in graue, dicke Schleier, und all die Blumen und Zweige, die sich gerade noch der Sonne entgegengereckt hatten, hingen nun nass und geknickt herunter. Und es war kalt geworden. Besonders am Morgen fror man, wenn man das Haus verlassen musste. Das geheizte Haus. Man hatte tatsächlich wieder die Öfen anwerfen müssen. Und man konnte die dicken Jacken und Mäntel, die man bereits freudig in die hintersten Ecken der Schränke verbannt hatte, noch einmal hervorholen. Die Leute begannen bereits düster zu orakeln, dass man womöglich einen richtig nassen und ungemütlichen Mai erleben würde.
    Corinne Beecroft war noch müde und etwas verdrießlich, als sie ihr Haus verließ, und das graue Nass, das sie empfing, machte ihre Stimmung nicht besser. Sie musste ihren Schirm aufspannen, um den kurzen Weg zwischen ihrer Haustür und dem in der Einfahrt geparkten Auto zurücklegen zu können, ohne vollständig zu durchweichen. Der Regen rauschte an diesem Morgen wie eine Wand herunter.
    Bradley hat es gut, dachte sie, während sie in das Auto stieg und dabei den Schirm so ungeschickt zuklappte, dass sie einen Schwung Wasser in die Schuhe bekam, er liegt jetzt noch gemütlich im Bett, frühstückt dann in aller Ruhe, und wenn er nicht mag, geht er den ganzen Tag nicht aus dem Haus.
    Sie warf einen Blick zu dem Fenster im ersten Stock hinauf. Die blauen Vorhänge waren fest zugezogen.
    Sie seufzte, ließ den Motor an und stellte sofort die Scheibenwischer auf die schnellste Stufe. Eigentlich liebte sie ihren Job am Empfang einer Arztpraxis in Whitby, und sie fühlte sich mit ihren 58 Jahren auch noch viel zu jung und zu aktiv für ein Dasein als Rentnerin. Aber es gab Tage …
    Sie folgte der schmalen Landstraße, die sich aus Sawdon, dem Dorf, in dem sie und Bradley lebten, hinausschlängelte. Wobei der Begriff Dorf für diese Handvoll Häuser, die wie zufällig von irgendjemandem in die einsame Weite am Rande der Hochmoore von Yorkshire hineingewürfelt schienen, schon fast zu viel war. Ein winziger Punkt auf der Landkarte. Immerhin hatten sie sogar ein Pub. Und ein Bed & Breakfast. Corinne genoss das Gefühl von Freiheit und Ruhe, das ihr der kleine Ort vermittelte. Sie ging gern dort spazieren, und an den Wochenenden arbeiteten sie und Bradley in ihrem Garten und freuten sich über alles, was dort wuchs und gedieh. Bradley war zehn Jahre älter als sie und bereits im Ruhestand. Das Leben mit ihm war vielleicht nicht besonders aufregend, aber es vermittelte Sicherheit und Geborgenheit. Und das war Corinne inzwischen wichtiger als Abwechslung und Trubel. Abgesehen davon ging es in der Praxis oft so hektisch zu, dass es ihr durchaus recht war, abends nur vor dem Kamin in ihrem Cottage zu sitzen und sich von Bradley die geschwollenen Füße massieren zu lassen.
    Wegen

Weitere Kostenlose Bücher