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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Deborah sagte mir, dass du inzwischen in Pembroke Dock lebst, und gab mir eure Nummer.«
    »Wollen wir nicht ins Haus gehen?«, fragte Ryan. »Langsam durchweiche ich hier draußen.«
    »Natürlich. Natürlich.« Bradley stolperte vor ihnen her. Drinnen führte er sie in das ordentlich aufgeräumte Wohnzimmer und bot ihnen einen Platz an. »Setzt euch doch. Was möchtet ihr? Tee? Kaffee?«
    »Am liebsten einen Kaffee«, sagte Ryan. »Und dann erzählst du uns alles in Ruhe. Ich nehme an, es gibt nichts Neues?«
    »Nein. Nein, es ist, als ob …« Bradleys Stimme brach, er brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen. »Es gibt kein Lebenszeichen. Nichts. Es hat auch niemand angerufen und irgendeine Forderung gestellt. Ich meine, das wäre auch ziemlich absurd, wir sind alles andere als reich, aber ich würde natürlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um an Geld zu kommen, wenn das Corinnes Leben rettet. Aber … nichts! Ich habe mich keine Sekunde vom Telefon weggerührt.«
    Er verschwand in der Küche. Nora sah ihm nach. »Mein Gott, der kippt demnächst um. Er ist ja vollkommen verzweifelt.«
    Ryan stand auf und ging im Zimmer umher. In einem der Regale entdeckte er ein Foto von sich. Er war darauf um die zwanzig Jahre alt und blickte ziemlich missmutig drein. Immerhin, sie hatte es hier aufgestellt. Und Bradley duldete das Bild offenbar.
    Bradley kehrte mit einem Tablett zurück. Er stellte die Tassen auf den Tisch, schenkte den Kaffee ein. Seine Hände zitterten so sehr dabei, dass sie alle am Schluss mehr Kaffee auf ihren Untertellern als in ihren Tassen hatten. Ryan setzte sich wieder.
    Bradley berichtete von dem Anruf, der ihn am Vortag gegen halb neun erreicht hatte.
    »Es war Mrs. Barker. Die Mutter des Mädchens, das immer bei Corinne mitfuhr. Sie war ziemlich aufgeregt, weil sie schon seit Ewigkeiten versuchte, Corinne auf ihrem Handy zu erreichen, um ihr zu sagen, dass Celina nicht kommen kann, weil das Auto der Familie kaputt ist. Sie hatte schließlich in der Arztpraxis angerufen, in der Corinne arbeitet, aber dort war Corinne nicht erschienen, und man dachte, sie sei wahrscheinlich krank geworden.« Bradley machte eine kurze Pause und nahm einen Schluck Kaffee. Er verschüttete etwas davon auf sein Hemd, schien es aber nicht zu merken. »Ich hatte gleich ein dummes Gefühl«, fuhr er fort, »denn es passt überhaupt nicht zu Corinne, nicht pünktlich bei ihrer Arbeit zu erscheinen. Ich bin dann in mein Auto gestiegen und die Strecke abgefahren. Es regnete in Strömen. Als ich an den Feldweg kam, sah ich ihr Auto. Die Fahrertür stand offen. Ich wusste sofort, dass irgendetwas passiert war.«
    Er erzählte, wie er die Handtasche gefunden und dass der Zündschlüssel gesteckt hatte. Er hatte sodann begonnen, die Umgebung abzusuchen, weil er annahm, dass ihr schlecht geworden war und dass sie deshalb überstürzt das Auto verlassen hatte.
    »Ich kletterte über das Gatter einer Schafweide, lief überall herum. Aber nirgends war eine Spur von ihr zu entdecken. Ich meine, wenn ihr schwindelig geworden wäre oder übel, dann wäre sie ja nicht meilenweit fortgelaufen, oder?«
    »Du hast dann die Polizei verständigt?«, fragte Ryan.
    »Ja. Die haben dann noch mal alles abgesucht, aber auch keinen Hinweis gefunden, dass sich Corinne noch irgendwo in der Gegend aufhielt. Es gab Reifenspuren, ein Auto muss dicht hinter dem von Corinne gehalten haben, wahrscheinlich auch irgendwann am Morgen. Ob das aber in einem Zusammenhang steht, weiß man nicht. Ein Beamter war hier bei mir. Er hat Corinnes Personalien aufgenommen und wollte dann die genauen Umstände des Morgens wissen. Wo Corinne arbeitet, weshalb sie dort an dieser Stelle gewartet hat. Ob wir Streit hatten oder ob sie aus irgendeinem anderen Grund verstört oder aufgeregt war.« In Bradleys Augen schimmerten Tränen. Er durchlebte noch einmal den gestrigen Morgen, der so friedlich und normal begonnen hatte. »Aber da war nichts. Ich lag noch im Bett, als sie ging. Sie war wirklich ganz normal. Sie mochte ihre Arbeit in Whitby. Auch dort gab es keinen Ärger, das hätte sie mir sonst erzählt. Sie freute sich auf das Wochenende, trotz des Regens. Wir wollten spazieren gehen und abends den Kamin anzünden.«
    Er brach in Tränen aus. Nora stand auf, trat zu ihm, setzte sich neben ihn auf die Sessellehne und legte den Arm um ihn. »Wir finden sie«, sagte sie mit beruhigender Stimme, »denken Sie nicht das Schlimmste, Mr. Beecroft. Vielleicht

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