Im Tal des Schneeleoparden
Erwähnung in ihren Vorgarten zu zitieren. Was ist mit dir?« Peter beugte sich besorgt zu Anna.
»Nichts.« Anna zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht, obwohl ihr nicht danach zumute war. Was hatte der Alte mit den Tabakaugen gesagt?
Der Pangje kommt viel herum und sieht mehr als andere.
Und dass er ihr etwas über ihren Vater erzählen könne. Langsam, aber sicher bekam sie es mit der Angst zu tun.
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39
T ara trommelte nervös gegen die Fensterscheibe der Beifahrertür, bis Achal sie bat, damit aufzuhören. Er hatte lange nicht am Steuer eines Autos gesessen und musste sich auf den abendlichen Verkehr konzentrieren. Keinesfalls durfte er die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen, denn weder besaß er einen Führerschein, noch gehörte ihm das Taxi, in dem er und Tara unterwegs waren. Tara hielt mit dem Trommeln inne, aber nach kurzer Zeit wippte sie mit dem Fuß auf und ab, um ihrer Anspannung ein Ventil zu geben. Bald war es so weit. Bald würde sie ihre Schwester in die Arme schließen. Tara konnte immer noch nicht fassen, wie sich nach den langen Tagen des Wartens und Lauerns doch noch alles gefügt hatte.
An dem Tag, nachdem ihre Schwester sie erkannt hatte, war Tara von der Haushälterin angesprochen worden. Wie Tara vermutet hatte, durfte ihre Schwester das Haus nicht allein verlassen, und so hatte sich die vor Mitleid überfließende Frau bereit erklärt, den Schwestern zu helfen. Als Mittlerin war sie zwischen dem Haus und Taras Versteck gependelt, bis ihr Plan stand. Die Eröffnung, der Bhoot habe ihre Schwester nicht geheiratet, beruhigte Tara ein wenig, obwohl der Status als Geliebte im Grunde noch furchtbarer war als eine Ehe.
Heute Abend sollte der Plan umgesetzt werden. Der Bhoot war direkt nach seiner Arbeit im Büro zu einem Geschäftsessen verabredet, und ihre Schwester wollte sich mit Hilfe der Haushälterin, die es auf sich genommen hatte, der Hausherrin den Schlüssel für das Parktor zu entwenden, aus dem Haus schleichen. Tara und Achal würden bereitstehen, um sie zu Sarungs Eltern nach Jaisidewal zu bringen. Noch war nicht klar, wie es dann weitergehen sollte – in Raato Danda würde der Bhoot seine flüchtige Geliebte sofort aufstöbern, also musste sie wohl oder übel untertauchen. Tara atmete tief durch. Darüber konnte sie sich Gedanken machen, sobald ihre Bahani in Sicherheit war.
»Wo ist es?«, fragte Achal. Er hatte bisher keine Zeit gefunden, Tara zu begleiten, doch für den heutigen Abend stellte er alle anderen Verpflichtungen hintan.
Tara deutete nach vorn. »Das gelbe Haus, dort, wo die Lampe am Tor brennt. Stell das Auto aber schon hier ab. Sobald meine Schwester auf die Straße tritt, steige ich aus und winke sie heran. Wie spät ist es?«
»Sechs Uhr. Wir sind eine halbe Stunde zu früh.« Achal wendete den Wagen und parkte ihn hinter einem teuren Landrover. Dann kurbelte er das Seitenfenster herunter und stellte den Spiegel so ein, dass er das Tor im Blick behalten konnte. Tara justierte den Spiegel auf ihrer Seite. Schweigend warteten sie auf das Erscheinen von Taras Schwester.
»Sie kommt nicht mehr«, flüsterte Tara. »Er hat es herausgefunden! Was tun wir jetzt bloß?« Ihr Flüstern schlug in panikschrilles Rufen um. Mittlerweile war über eine Stunde vergangen, und es war dunkel geworden, ohne dass sich ihre Schwester gezeigt hatte. Lediglich die Fenster im Obergeschoss des Hauses, zuvor hell erleuchtet, waren eines nach dem anderen erloschen. Was sich im Untergeschoss zutrug, verbarg sich vor ihren Blicken, zu hoch war die Gartenmauer.
»Beruhige dich. Sie wird jeden Moment erscheinen. Und sollte sie es heute nicht schaffen, werden wir morgen Abend wieder hier stehen, und übermorgen wieder.«
»Hör auf, bitte hör auf! Was passiert, wenn er ihr auf die Schliche gekommen ist?«
»Ich möchte es gar nicht wissen«, murmelte Achal.
Plötzlich erschien die Gestalt einer Frau. Das Gartentor schwang nach innen auf. Tara war schon halb aus dem Auto, als Achal sie zurückriss. »Bist du sicher, dass sie es ist? Warum macht sie das Tor ganz auf? Warte lieber noch.«
»Lass mich!«
»Es ist nicht deine Schwester. Es ist das Auto!«
Tatsächlich rollte jetzt der schwarze Wagen auf die abenddunkle Straße. Die Frau am Gartentor ging zum Fond des Wagens und beugte sich hinunter. Ob sie ebenfalls einsteigen oder nur ein paar Worte mit den Passagieren auf dem Rücksitz wechseln wollte, war aus der Entfernung nicht auszumachen. Im nächsten Moment
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