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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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und verlor die Kontrolle über den Wagen. Immer näher kam die Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Achal bremste und kurbelte und bremste und kurbelte, Metall knirschte auf Stein, Funken flogen, der Außenspiegel riss ab, und dann waren sie zurück auf der Straße. Achal gab Gas. Der Lieferwagen war keine fünfzig Meter hinter ihnen.
    Sie wurden ihn nicht los, sosehr Achal auch versuchte, ihn abzuhängen. Sobald er den Stadtteil der Reichen hinter sich gelassen hatte, bog er in ein Viertel mit engen, gewundenen Straßen ab, schlug Haken und suchte die Nähe von anderen Menschen und Autos in der Hoffnung, sich mit seinem kleinen Wagen leichter durchschlängeln zu können, doch der Fahrer des Lieferwagens erwies sich als skrupellos. Laut hupend pflügte er durch den Verkehr. Manchmal war der Wagen so nahe, dass Tara die wutverzerrten Fratzen der Insassen erkennen konnte. Mit einem halsbrecherischen Manöver lenkte Achal das Taxi in eine kaum autobreite Gasse. Tara stöhnte. Sollten sie in einer Sackgasse gelandet sein, waren sie verloren.
    Und dann ging das Licht aus.
    In den Läden. In den Häusern.
    Auf den Straßen. In den Tempeln.
    Überall.
    »Du auch. Schalte die Scheinwerfer aus!«
    Achal reagierte sofort. In völliger Dunkelheit manövrierte er sie durch die immer schmaler werdende Gasse. Tara stockte der Atem. Am Eingang der Gasse erschienen die Scheinwerfer des Lieferwagens.
    »Fahr schneller!«
    »Das geht nicht. Ich sehe kaum etwas. Hier sind Schreine und Vorsprünge. Und Leute.«
    Tara antwortete nicht. Gebannt wie eine Ziege im Angesicht eines Leoparden, starrte sie nach hinten auf die sich nähernden Lichter. Und dann bewegten sich die Lichter nicht mehr, wurden sogar kleiner und schwächer. Achal bog in eine breitere Gasse ein. Tara beobachtete den Ausgang der engen Gasse, aber der Lieferwagen kam nicht.
    »Sie sind stecken geblieben«, kreischte Tara und musste im nächsten Moment lachen. Es war alles so absurd! »Stecken geblieben!«
    Achal fiel in ihr hysterisches Lachen ein. Sie waren davongekommen. Ohne die Scheinwerfer des Taxis wieder einzuschalten und am ganzen Körper zitternd, steuerte er den Wagen durch die unwirkliche Dunkelheit. Die Menschen hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen, hier und da flackerten die ersten Kerzen auf. Stromausfälle waren in der Hauptstadt nichts Ungewöhnliches, und man wusste sich zu helfen.
    Trotz der Dunkelheit gelang es Achal bald, sich zu orientieren. Weder ihm noch Tara war nach Reden zumute, und so legten sie den Weg durch die geisterhafte Stadt in absoluter Stille zurück. Plötzlich riss Achal den Wagen nach links. »Mist«, fluchte er. »Können die nicht aufpassen?«
    Tara sah gerade noch die Umrisse eines sehr großen Mannes und einer Frau in den Schutz eines Hofeinganges springen.
    »Das war knapp«, murmelte sie. »Du hättest sie beinahe überfahren.«
    »Was rennen sie auch an solch einem Abend hier herum? Alle Welt ist schon zu Hause.«
    Tara ließ seine Bemerkung unkommentiert. Außer uns, dachte sie.
    Endlich brachte Achal den Wagen vor dem Tunnel zum Hof des Hauses in Jaisidewal zum Stehen. Bevor er ausstieg, um Sarungs Eltern ins Vertrauen zu ziehen, wandte er sich noch einmal an Tara. »Mir ist etwas durch den Kopf gegangen«, sagte er. »Es ist allerdings nur eine Vermutung. Was meinst du, stecken dein Dämon und der Schneeleopard unter einer Decke? Der Bhoot wird sich die Finger nicht schmutzig machen, also braucht er jemanden in den Bergen, der das Töten übernimmt und die Wilderer organisiert.«
     
    Anna befand sich mitten in ihrer Erzählung über den Fund der Briefe, als das Licht ausging. Von einer Sekunde zur anderen herrschte Finsternis. Ein vielstimmiger Ruf erscholl, halb ärgerlich, halb ängstlich, verebbte und wich einem vielhundertfachen Rascheln und Knistern. Leises Flüstern erhob sich, hier und da entzündete jemand eine Kerze, ausreichend Licht, um die Fenster zu illuminieren. Je mehr Fenster in weichem Kerzenlicht erstrahlten, desto mehr erinnerte Anna die Gasse an einen Adventskalender.
    »Was ist los?«
    »Stromausfall«, sagte Achim. »Kein Grund zur Beunruhigung.« Um seine Aussage zu unterstreichen, drückte er ihren noch immer untergehakten Arm. »Entweder haben die Rebellen mal wieder das Stromnetz lahmgelegt, oder die Regierung will Strom sparen.«
    »Die erste Möglichkeit finde ich durchaus beunruhigend. Es ist doch keine Ausgangssperre verhängt worden, oder? Ich habe den Eindruck, als wären

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