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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Moira musste sich irren.
    Â»Wie kommst du darauf?«, fragte er stockend.
    Â»Ist das nicht vollkommen nebensächlich? Ich weiß es eben.«
    Duncan sah sie an, ihr Gesicht ein heller Fleck im matten Licht der Feuerstelle. Es dauerte einen Augenblick, bis ihm aufging, was sie ihm vorhin unterstellt hatte.
    Â»Und jetzt glaubst du, ich … hätte mich von ihm … besteigen lassen?« Er brachte das Wort kaum über die Lippen, so sehr schüttelte ihn die Vorstellung.
    Sie antwortete nicht. Er hörte nur ihr gepresstes Atmen.
    Â»Aber … wieso hätte ich das tun sollen?«
    Â»Was weiß ich? Wahrscheinlich, weil du dich ihm verpflichtet fühlst und es dir Vorteile verschafft hat.« Ihre Stimme zitterte. »Hast du es nur deswegen getan? Oder hat es dir auch noch Spaß gemacht?« Sie schlug die Hand vor den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken, wandte sich ab und weinte fast lautlos.
    Â»Wie bitte? Das hast du gerade nicht gesagt!« Er glaubte zu platzen vor unterdrückter Wut. Rasch stieg er aus dem Bett, angelte im Halbdunkel nach seinen Sachen und streift e sich Hemd und Hose über. An der Feuerstelle rührte er die halberloschene Glut neu auf und warf einige Zweige darauf, bis es heller wurde in der Hütte und der Aufruhr in seinem Inneren sich etwas gelegt hatte.
    Â»So«, sagte er zu Moira, die zu weinen aufgehört hatte und ihn trotzig ansah. »Und jetzt will ich noch einmal hören, was du mir vorwirfst.«
    Sie redeten, bis der Morgen dämmerte und der lachende Ruf des Kookaburras aus dem Busch scholl. Moira kam mit immer neuen Vorwürfen, und Duncan brauchte lange, sie von seiner Unschuld zu überzeugen. Wenn er ehrlich war, dann konnte er ihr das Misstrauen nicht verdenken. Zumal er auf ihre Frage, was McIntyre und er denn bitte schön immer im Studierzimmer getrieben hätten, nur antworten konnte, er habe dem Doktor sein Wort gegeben, nichts darüber zu verraten.
    Moiras Blick sprach Bände. »Und du willst, dass ich dir vertraue?«
    Schließlich hatte er keinen anderen Ausweg mehr gewusst , als Moira das Versprechen abzunehmen, niemandem davon zu erzählen, und sie in McIntyres Forschungen eingeweiht. Ihre Erleichterung darüber, dass er offenbar doch nicht zum Bettgenossen des Doktors geworden war, war geradezu greifbar und endete damit, dass sie ihn wieder zu sich auf das Lager zog und ihm das Hemd vom Körper zerrte. Und bald darauf die Hose.
    Â»Was machen wir jetzt?«, fragte er danach, als die Sonne bereits durch die Ritzen zwischen den Holzbalken schien.
    Moira antwortete nicht sofort, sondern malte mit dem Finger kleine Kreise auf seine nackte Brust.
    Â»Ich muss dir noch etwas erzählen«, sagte sie schließlich. »Ich war gestern Morgen nicht bei Elizabeth. Ich war bei McIntyre.«

21.
    Es war nicht so einfach, wie Alistair es sich vorgestellt hatte: Der Gouverneur hatte seinen Antrag auf Beurlaubung abgelehnt. Obwohl Alistair versucht hatte, ihm die Notwendigkeit seiner sofortigen Abreise klarzumachen, hatte Mr King nur den Kopf geschüttelt.
    Â»Ich verstehe Euer Ansinnen, Dr. McIntyre, aber Ihr müss t auch mich verstehen. Seit Dr. Balmains Abfahrt gibt es zu wenig Ärzte in Neusüdwales, und auf die Schnelle ist keine Abhilfe in Sicht. Nein, so gerne ich Euch auch behilflich wäre – zurzeit sehe ich keine Möglichkeit, Euch freizustellen. Allenfalls in einem Jahr oder zwei.«
    Alistair wäre fast zusammengebrochen – die wahren Gründe für sein Gesuch konnte er natürlich nicht erwähnen. Kurz war er sogar versucht, seinen Rücktritt einzureichen. Aber auch wenn dies einige Kollegen in seinem Alter schon getan hatten, so wollte er sich eigentlich noch nicht zur Ruhe setzen. Außerdem wäre die Rente für die noch nicht einmal drei Jahre, die er hier als Militärarzt gearbeitet hatte, lächerlich gering.
    Inzwischen waren zwei Tage vergangen. Gestern waren Wentworths Söhne davongesegelt – ohne Alistair an Bord. Er kam sich vor wie ein Tiger im Käfig, und erneut griff die Angst mit langen Klauen nach ihm; es war nur eine Frage der Zeit, bis Moira wieder zu ihm kommen und den kleinen Henry von ihm fordern würde.
    Er fand keinen Schlaf und suchte Ablenkung in der Arbeit im Lazarett. Eines Abends setzte er sich ganz gegen seine sonstige Gewohnheit zu einem Patienten, dessen Skorbut so gut wie geheilt war. Der

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