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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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war Realität geworden!
    Schüsse prallten von außen gegen die Fassade, durchschlugen klirrend die Fenster. Plötzlich stürzte Thomas rücklings zu Boden. Johanna schrie auf. Sein Gesicht war voller Blut. Es war überall. Auf der Stirn, der Wange, es lief in seine Augen.
    Thomas richtete sich sofort wieder auf.
    » Es ist nichts, es ist nichts! « , wiederholte er und wischte sich mit dem Ärmel Glassplitter aus dem Haar. Als Johanna ihm ein Taschentuch reichte, durchschlug eine Kugel die Holzwand, und sie glaubte, den Luftzug zu spüren, mit dem das Geschoss an ihrem Gesicht vorbeizischte.
    So klang der Tod, wenn er nur einen Fingerbreit entfernt war.
    » Es sind so viele! « , stöhnte Thomas, ließ seine leer geschossene Flinte fallen und langte nach seiner Pistole. Ehe er wieder seinen Platz am Fenster eingenommen hatte, kam ein rotierendes, armlanges Geschoss durch das Fenster geflogen, traf den Kronleuchter und riss die kostbare Lampe aus der Verankerung.
    Als sie auf den Esstisch aufschlug, knallte es wie bei einer Explosion. Abertausende Glassplitter flogen wie winzige Geschosse umher. Johanna spürte nicht mehr als Nadelstiche. Jetzt ging es um ihr Leben. Mechanisch lud sie nach. Vorderlader, Pistolen immer wieder. Und die Munition wurde schnell weniger.
    Draußen schrien Verwundete, Pferde wieherten panisch in den Ställen, und immer wieder krachte es, wenn die Krieger ihre merkwürdigen Waffen durch die Fenster warfen.
    Dann geschah, was sie die ganze Zeit befürchtet hatte. Die ersten Männer schafften es zur Eingangstür. Johanna hörte ihre Schultern gegen das Holz donnern. Sie versuchten, sie aufzubrechen.
    » Verdammt, ich kann sie nicht mehr sehen! « , fluchte Thomas. » Runter, wir müssen runter! «
    Er sprang auf und rannte zur Treppe, dicht gefolgt von Billy.
    Johanna raffte so schnell sie konnte Munition, Pulver und Pistolen zusammen und folgte ihnen.
    Die Schläge dröhnten durch die Eingangshalle, durch Johannas Körper. Gleich brachen sie durch, gleich! Und dann, wohin?
    Mit einem lauten Knirschen riss die Tür. Eine Steinkeule bohrte sich hindurch, doch der Rahmen hielt– noch.
    Thomas hatte vier seiner Unterstützer in dem Raum versammelt.
    » Spart Munition « , befahl er, hastete zur Tür, zielte durch den Spalt und schoss. Draußen schrie jemand, ein Körper polterte auf die Holztreppe, dann knallte ein neuer Schlag, und eine Knochenkeule erweiterte den Riss.
    Johanna kam nicht mehr dazu, den Männern eine Warnung zuzurufen. Glänzende Spitzen füllten plötzlich die Öffnung. Es zischte. Billy taumelte rückwärts und fiel.
    Zwei Pfeile zitterten in seiner Brust, bebten mit jedem Atemzug. Thomas fluchte und feuerte seinen Revolver leer, während Johanna noch auf den Sterbenden und den dunklen Fleck auf seiner Kleidung starrte, der entsetzlich schnell größer wurde.
    Mit einem Knall flog die Hintertür auf. Heeni stürmte herein und sah sich panisch um.
    » Die Ställe brennen! «
    Durch die offene Tür drang das Knistern von Flammen herein, Rauch biss in die Nase. Das Wiehern der Pferde wuchs zu einer schrillen Kakophonie.
    » Thomas! « , flehte Johanna. Sie wusste nicht, was sie tun sollte! Sie konnten die Tiere doch nicht verbrennen lassen. Aber sie konnte auch nicht weg, oder? Hastig warf sie Thomas die nachgeladene Pistole zu.
    Er schoss. Ein Mal, zwei Mal.
    » Geh, Johanna! Sattle ein Pferd, und wenn sie durchbrechen, reitest du los! «
    » Nein! «
    » Doch! Versprich es mir. « Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke, und Johanna verstand. Wenn Thomas schon nicht seinen Besitz retten konnte, dann sollte sie wenigstens leben. Dafür kämpfte er. » Geh! «
    Sie riss sich los und stürmte hinter Heeni in den Hof. Beißender, schwarzer Qualm trieb von der Scheune heran, und ihre Augen begannen sofort zu brennen.
    Am Brunnen stand Hariata, schöpfte Eimer um Eimer, doch es war zu spät.
    » Wir können es nicht aufhalten! « , schrie ihr die Maori entgegen. Ben rannte erneut mit zwei Eimern zum Heuschober, aus dem mannshohe Flammen schlugen.
    In den beiden größten Boxen tobten die Zuchthengste. Johanna versuchte sich zu erinnern, wo Star untergebracht war, doch sie wusste es beim besten Willen nicht mehr. Panik lähmte ihre Gedanken.
    Mit einem lauten Rauschen sprang das Feuer auf das nächste Dach über. Heustaub explodierte, und die Dachschindeln segelten glühend und taumelnd durch die Nacht. Im gleichen Augenblick brach die Stalltür entzwei. Earl of Avalon, der

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