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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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schwarze Shire-Hengst, Thomas’ ganzer Stolz, brach wie ein Rammbock durch die splitternde Tür. Seine Mähne brannte, Flammen loderten seine Vorderbeine hinauf, während er in halsbrecherischem Galopp in den Hof stürmte. Plötzlich konnte Johanna wieder denken, wieder handeln. Blitzschnell fasste sie einen der bereitstehenden Wassereimer, schnitt dem Tier den Weg ab, und schon klatschte das rettende Nass in einem breiten Schwall gegen die Schulter des Hengstes. Die Flammen erloschen.
    Als hätte es eine stille Absprache gegeben, versuchten auch die Maori nicht mehr, die Gebäude zu löschen, es hatte ohnehin keinen Sinn mehr.
    Ben ließ die Eimer stehen, fasste eine Axt und begann Löcher in die Stallwände zu schlagen. Ein weiteres Pferd befreite sich selbst und war unverletzt. Eine Stute mit Fohlen und dann, endlich, kam Star.
    Der kleine Innenhof verwandelte sich in einen Hexenkessel. Der Qualm wurde immer dichter, es war kaum noch etwas zu erkennen. Die Pferde galoppierten in ihrer Panik hierhin und dorthin, rannten einander um. Das Fohlen fiel und kam nicht mehr hoch. Johanna drängte sich mit Hariata an den Brunnen, wo ihnen die Steinumfassung ein wenig Sicherheit bot. Die Pferde donnerten vorbei, streiften sie.
    Von irgendwoher klangen noch immer Axtschläge, doch Ben war im dichten Qualm längst nicht mehr auszumachen. Dann ergoss sich eine blökende Masse in den Hof. Die Schafställe waren offen.
    Johanna kurbelte einen Eimer herauf, schüttete ihn über glühende Wolle, der nächste Schwall traf sie selbst, als sich Feuerfunken in ihr Kleid setzten.
    » Sie schießen nicht mehr! « Hariata riss sie am Arm. Und wirklich, das Feuerinferno rauschte und brüllte, doch die Schüsse blieben aus. Das konnte nur eines bedeuten!
    » O Gott, Thomas! « Johanna schrie seinen Namen, im gleichen Moment flog die Hintertür des Wohnhauses auf, und Thomas stolperte mit einem anderen Mann heraus. Sie blieben wie angewurzelt stehen, das Chaos aus Qualm und Tierleibern war unbeschreiblich.
    » Du musst hier weg! « , schrie Thomas. Die Männer rannten los, zur Mitte, zum Brunnen und wurden immer wieder aufgehalten. Schafe verstopften jeden freien Platz, wurden von Pferden niedergetrampelt.
    Ein Schuppen hielt den Flammen nicht mehr stand und neigte sich gefährlich vor. Johanna drückte sich ihren Ärmel vor den Mund. Hustete. Dann schob sich plötzlich ein dunkler Schatten in ihr Blickfeld. Schwarzes Fell, eine breite weiße Blesse, warme, braune Augen, die jetzt gerötet waren und tränten wie ihre.
    Earl, der Hengst, stand vor ihr wie eine Statue, die Flanken zitterten. Das Tier wusste nicht mehr weiter.
    » Bleib ruhig « , beschwor Johanna ihn und griff nach dem zerfransten Strick, der am Halfter hing. Der Hengst wandte ihr langsam den Kopf zu. Er erkannte sie.
    » Steigen Sie auf « , drängte Hariata sie. » Steigen Sie auf. Der Hof ist verloren. Retten Sie Ihr Leben. «
    » Und du? «
    » Ich bin Maori! Sie werden mir nichts tun. «
    Johanna stieg auf den ummauerten Rand des Brunnens und schwang sich auf den bloßen Pferderücken. Der Hengst zuckte und machte einen Satz zur Seite. Als sich Johanna festhalten wollte, streifte ihre Hand nässende Brandwunden.
    » Es tut mir leid, Earl « , brachte sie unter Tränen hervor, als ihr klar wurde, dass sein ganzer Rücken womöglich mit Brandwunden übersät war.
    Tierleiber drängten den Hengst und Johanna von dem Brunnen fort. Sie konnte das Pferd mit dem einzelnen Strick kaum lenken, aber wohin auch in dem Inferno?
    Thomas versuchte, sich einen Weg zu ihr zu bahnen, und sah sich immer wieder hektisch um. Dann entdeckte Johanna, warum.
    Mehrere Maori-Krieger stürmten durch die kleine Tür. Thomas schoss. Ein Hüne ging zu Boden, doch der Nächste warf eine Steinkeule und traf den Fliehenden im Rücken. Thomas stolperte einige Schritte, dann fiel er und kam nicht wieder hoch.
    Ein brennender Schuppen, der sich weit vorgeneigt hatte, brach mit lautem Knall zusammen. Brennendes Stroh rutschte wie eine leuchtende Glutwelle in den Hof, begrub einige Tiere unter sich, und der Rest floh in Thomas’ Richtung. Zwei Shire-Stuten stießen mit den Maori-Kriegern zusammen, dann raste auch Johannas Pferd herum, und ihr blieb nur noch die Möglichkeit, sich irgendwie festzuhalten.
    Wie eine Flut strömten die Tiere auf das nun offene Tor zu.
    Johannas Blick streifte Hariata und Ben, die den Heuwagen weggeschoben hatten, mit dem der Ausgang verbarrikadiert gewesen war. Dann war sie

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