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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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hatte, entwischten sie ihr, bevor sie danach greifen und sie festhalten konnte.
    Doch der Duft reichte aus, um sie mit einem altbekannten, lange vergessenen Gefühl kindlicher Zufriedenheit und Liebe zu erfüllen. Es war wie ein Schleier, leicht wie Morgennebel, der sie umgab, einhüllte und ihr Geborgenheit gab.
    Sie wartete, bis ihr Vater die Hand auf den Türknauf legte und gerade die Tür hinter sich zuziehen wollte. Die Worte entfuhren ihr, ohne daß sie darüber nachdachte. »Gute Nacht, Papa.«
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, als wiederholte sie damit ein abendliches Ritual, das sie in ihrer Erinnerung vergraben hatte, doch instinktiv wußte sie, daß noch etwas fehlte. Noch während sie darüber nachdachte, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen konnte, hörte sie sich schon sagen: »Ich liebe dich, Papa.«
    Das Ritual war vollständig. Caroline schloß die Augen und ließ die Erinnerungen der Vergangenheit - wie die Glühwürmchen - davonschwirren.
    Sie war endlich nach Hause gekommen.

 
KAPITEL 3
     
    Der Duke of Bradford konnte die schöne Frau mit den blauen Augen nicht aus seinen Gedanken verbannen. Ihre Unschuld war reizvoll, ihr Lächeln bezaubernd und ihr quicklebendiger Geist erfrischend und vergnüglich gewesen. Der Duke war kein besonders umgänglicher Mensch, neigte zudem zum Zynismus, und es war noch nie vorgekommen, daß eine Frau ihn allein durch ihre Art in gute Laune versetzen konnte. Doch jedes Mal, wenn er daran dachte, wie sie ihm frecherweise angedroht hatte, sein Pferd zu erschießen, ertappte er sich dabei, wie er grinste. Die Lady hatte Mut, und dafür bewunderte er sie.
    Nachdem Caroline, ihre Cousine und der riesige Schwarze außer Sicht verschwunden waren, hatte Bradford seinen verwundeten Freund nach Hause gebracht und in die Obhut seiner treuen Diener gegeben. Anschließend war er zu seinem eigenen Haus zurückgefahren und hatte sich augenblicklich an die Aufgabe gemacht, herauszufinden, zu wem, zu welcher Familie, Caroline gehörte. Der einzige Anhaltspunkt, den er besaß, war ihre Äußerung, daß sie in London ihren Vater besuchen wollte. Und aus der Art und Weise, wie sie von der höheren Gesellschaft und den feierlichen Anlässen gesprochen hatte, schloß er, daß dieser Vater tatsächlich zur Elite gehören mußte. Vielleicht besaß er ja sogar einen Titel. Die kleine Cousine hatte erwähnt, daß sie zu dem Stadthaus fahren und dort auf Carolines Vater warten sollten. Daraus ließ sich folgern, daß der Mann auch ein Landhaus besaß, in dem er wohnte, bis die Saison begann.
    Bradford war überzeugt gewesen, daß er bis Einbruch der Nacht seine Antworten haben würde. Weit gefehlt. Auch die nächsten Tage verstrichen ergebnislos. Am Ende des vierten Tages war Bradfords Zuversicht geschwunden. Er hatte nicht einen einzigen Hinweis finden können, und die Enttäuschung, die er darüber empfand, machte ihn mißmutig. Seine Diener hatten maßlos erstaunt reagiert, als Bradford vor vier Tagen mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gekommen war, doch nun schien in dieser Hinsicht alles wieder zur Normalität zurückgekehrt zu sein. Der Duke war wieder unnahbar und brummig - ganz wie eh und je. Die Köchin verkündete, daß es ihr lieber wäre so, denn sie mochte keine Unberechenbarkeit. Man munkelte schon, man habe sich sicher getäuscht. Bradfords persönlicher Diener, Henderson, war jedoch sicher, das etwas Ungewöhnliches geschehen sein mußte, und begann, sich Sorgen zu machen.
    Henderson war sowohl erleichtert als auch neugierig, als der beste Freund des Dukes, der Earl of Milfordhurst, William Franklin Summers, unerwartet zu Besuch kam. Henderson geleitete den Earl die Treppe zum Arbeitszimmer hinauf. Vielleicht, dachte der Kammerdiener, wird es dem Earl ja gelingen, meinen Herrn wieder ein wenig aufzumuntern.
    Henderson hatte dem früheren Duke of Bradford stattliche zehn Jahre lang gedient, und als bei einem tragischen Unfall sowohl Vater als auch Erstgeborener umkamen, hatte Henderson all seine Loyalität auf den neuen Duke übertragen. Nur Henderson und Milford, Bradfords bester Freund, wußten noch, wie der Duke gewesen war, bevor man die Last dieses Titels auf seine jungen Schultern geladen hatte.
    Mit einem raschen Seitenblick auf Milford erinnerte sich Henderson an die Zeit zurück, als die beiden Freunde sich noch sehr ähnlich waren. Bradford war einmal genau so ein Halunke gewesen wie sein dunkelhaariger Freund, beide hatten die gleichen Dummheiten

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