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Im Tempel des Regengottes

Im Tempel des Regengottes

Titel: Im Tempel des Regengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Hände zu fallen, begannen ihm die Knie zu schlottern, so daß er sich für einen Moment an der Gewölbemauer abstützen mußte.
    Immer wieder huschten vor und hinter ihnen Leguane durch den Gang, türkisgrün funkend, mit bizarr gezackten Schuppenpanzern, wie aus ältesten Menschheitsträumen emporgetaucht. Weiter unten, noch in einiger Ferne, glaubte er das Ende des Tunnels zu erspähen, einen schmalen Auslaß, vom Abendlicht erhellt. Keine halbe Stunde mehr, dachte er, dann würde die Nacht herabfallen, übergangslos. Wieder zermarterte er sich den Kopf mit der Frage, was Stephen dort unten vorbereitet haben konnte, eigentlich war es ausgeschlossen, dachte er, daß sie bei einbrechender Dunkelheit in die Wildnis hinausreiten würden.
    Endlich erreichte Paul den Ausgang. Seine beiden Pferde zurückhaltend, blieb er auf der Schwelle stehen und sah prüfend nach links und rechts. Obwohl ihm die Sicht größtenteils verdeckt war, meinte Robert unmittelbar vor dem Türloch einen verstrüppten Pfad zu erkennen, dahinter schon den breiten, braunen Strom und am Ufer, seltsamerweise, ein Feuer, das im Abendwind loderte.
    Paul setzte sich wieder in Bewegung. Er schien nichts Verdächtiges bemerkt zu haben, oder vielleicht hatte er sogar schon Stephen gesehen und aus der Gegenwart seines Oberlebenskumpans geschlossen, daß alles in bester Ordnung war. Jedenfalls trat er nun rasch über die Schwelle, hinaus auf den Uferpfad, und seine beiden Pferde schoben sich hinter ihm her, erst die Fuchsstute, dann Stephens behäbiger Rappen. Mabo sah sich rasch nach Robert um, der ihm bestätigend zunickte, dann folgte er seinem Herrn nach draußen. Noch während er seine beiden Pferde durch den engen Ausgang lotste, rief draußen eine rohe, mühsam gedämpfte Männerstimme:
    »Ah, den kriegen wir, Stephen, als Lohn für unser Schweigen. Können wir gut gebrauchen am Wehr.«
    Und Robert sah, für einen Moment starr vor Überraschung, wie eine breite, dunkel behaarte Hand den Mestizen im Nacken packte und nach links davonzog.
    Mabo heulte auf, und Robert sprang nach vorn, drängte Henry mitsamt seinen Rössern beiseite und schlug Mabos Pferden, die vor ihm im Ausgang staken, mit der flachen Hand auf die Flanken, damit sie den Weg freigaben. Der Wallach stieß ein empörtes Wiehern aus, trottete aber nach draußen, auf den Spuren der Schecke, während draußen ein wüstes Handgemenge im Gang schien. Robert hörte, wie Stephen fluchte, ein scharfes Ratschen ertönte, wie von zerreißendem Stoff, dann war auch er endlich draußen, auf dem kaum zwei Fuß breiten Pfad, neben dem der Strom dahinschoß.

10
     
     
    Rechter Hand ragte das Wehr auf, riesenhafte Zacken, die sich schwarz vom Orangerot des Abendhimmels abhoben. Der Strom brauste und toste, und dahinter türmte sich das Dickicht des Dschungels, doch am diesseitigen Ufer lag ein großes Floß, auf dem ein Feuer loderte. Die Sonne stand schon tief über dem Wald, und die Vögel hatten ihr abendliches Konzert angestimmt, ein zehntausendfaches Pfeifen und Zetern und Schreien, lauter selbst als das Brausen der Strömung, als sollte jeder Gedanke für immer in diesem Kreischen der Wildnis untergehen.
    Links vor Robert standen zwei Männer, vorgebeugt, bärenhaft, mit versoffenen, bärtigen Gesichtern. Zwischen ihnen hing Mabo buchstäblich in der Luft, mit gestreckten Beinen und Armen, da der eine Hüne die Handgelenke des Mestizen und der zweite seine Fußknöchel umklammert hielt. Wie versteinert stand Robert da und sah einfach zu, wie Mabo zäh und stumm um seine Freiheit rang, sein Hemd lag am Boden, die zerlumpte Hose schien vollends in Fetzen. Er zuckte und wand sich, eine schmale Gestalt, winzig, zerbrechlich, zwischen den Pranken der beiden Hünen.
    Dann endlich wich Roberts Versteinerung. Er machte einen Schritt und wollte die Schulter des einen Mannes packen, der Mabos Hände festhielt. Doch da stand auf einmal Paul vor ihnen, mitten auf dem Pfad, mit kalkweißem Gesicht, sein Repetiergewehr im Anschlag. Ein Schuß donnerte los, und in der Stirn des zweiten Mannes, der Mabos Fußknöchel umklammert hatte, riß ein unförmiges Loch auf. Der Hüne fiel nach hinten um, Mabo stürzte zu Boden, und der zweite Mann ließ seine Handgelenke fahren und rannte davon, auf das Wehr zu, wobei er mit sich überschlagender Stimme um Hilfe schrie.
    Orangerot schwebte die Sonne über dem Wehr, das mit seinen Eisenzähnen nach dem Himmelsball zu schnappen schien. Das Tosen des Stroms schien noch

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