Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
Vom Netzwerk:
Wunden machen? Er wollte schon auf seine Hüfte deuten und der alten Frau den klaffenden Schnitt zeigen, als sie mit dem Kopf zur Wand gegenüber dem Herd wies. Dann nickte sie ihm mit ihrem lederigen Schrumpfkopf zu. Luke sah sie fragend an. Sie nickte erneut und hob den Kopf, öffnete den Mund und entblößte ihre dunklen Zähne.
    Luke schaute zur Wand, und im gleichen Moment hörte er das leise Knarren der Tür am anderen Ende des Flurs. Er hob das Gewehr. Surtr war leise die Treppe heruntergekommen und wartete im Wohnzimmer auf ihn. Und sie hatte garantiert auch den toten Loki gesehen.
    Er schluckte und ging langsam auf die Küchentür zu. Dann zögerte er. Fragte sich, ob er wirklich ins Wohnzimmer gehen sollte. Vielleicht wartete Surtr ja auch im Flur auf ihn. Ja, die Tür war bewegt worden. Er war sich sicher, dass er sie nicht so halb offen gelassen hatte. Oder sie war eben doch von allein so weit aufgeschwungen und das Mädchen war gar nicht die Treppe heruntergekommen, sondern versteckte sich immer noch im oberen Stockwerk.
    Er hielt den Atem an, bückte sich und ging durch den Flur auf die Haustür zu, stieg über Loki hinweg und trat auf die Wiese. Dann streckte er sich und sah durch das kleine schmutzige Fenster ins Wohnzimmer. Es war zu dunkel dort drin, um von hier aus etwas zu erkennen.
    Er ging näher an das trübe Fenster heran, setzte einen Fuß auf die Verandabretter, die leicht nachgaben. Surtr erschien so plötzlich vor ihm, dass er beinahe den Abzug seiner Waffe betätigt hätte.
    Sie stand da, vornübergebeugt und starrte zu Boden. In dieser Haltung konnte sie ihn am Fenster nicht bemerken. Sie trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt und horchte angespannt an der Tür des Wohnzimmers. Klammerte sich an den Griff, bereit die Tür aufzureißen und sich auf ihn zu stürzen, wenn er eintrat. Vielleicht plante sie auch, die Tür zuzuschlagen, um das Gewehr
einzuklemmen. Oder sie wollte hinauskriechen und ihn von hinten überraschen, wenn er am Zimmer vorbeikam. Gar nicht dumm. Sie wollte ihn. Hatte ihn immer gewollt. Keine Frau hatte sich so sehr nach ihm gesehnt – um ihn umzubringen.
    Er kochte innerlich, Schweiß strömte über sein Gesicht. Er biss die Zähne zusammen, bis es schmerzte, und zielte mit dem Gewehr durch das Fenster.
    Schoss.
    Das Fensterglas zersplitterte. Surtr sprang auf, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Einen Sekundenbruchteil sah man nur ihr schwarzes umherfliegendes Haar und ihre weit aufgerissenen Augen. Irgendetwas dort drinnen zerplatzte. Sie schrie auf.
    Hatte er sie getroffen?
    Er lud erneut durch. Als er wieder aufsah, war sie aus dem Wohnzimmer verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
    Luke humpelte über die Wiese zur Seite und spähte in den Hausflur. Er hörte ihre Schritte, die sich laut trampelnd durch das Haus bewegten, irgendwo dort im Dunklen. Aber sie konnte die Treppe noch nicht erreicht haben. Wahrscheinlich war sie in die Küche gerannt. Luke ging weiter am Haus entlang, das Gewehr im Anschlag. Er würde diese Schlampe durch das Küchenfenster erledigen. Er spürte einen Eifer in sich, der schon an Erregung grenzte. Sein ganzer Körper vibrierte, und er schwitzte heftig.
    Da war sie ja. Sie schlüpfte gerade durch die schmale Hintertür der Küche. Er sah sie durch das Fenster, als er über den Gewehrlauf hineinspähte.
    Luke stolperte taumelnd voran, sein Atem ging heftig, das Blut rauschte in seinen Ohren. Er rannte mit erhobenem Gewehr am Haus entlang. Er spürte den unbarmherzigen Drang, sie zur Strecke zu bringen. Vorsichtig ging er um die Hausecke und trat auf die Wiese dahinter, die zu dem kleinen Obstgarten führte. Er sah sich hastig um und war auf alles gefasst.

    Niemand zu sehen.
    Dort bewegte sich etwas. Im Obstgarten, hinter dem Auto. Sie war ganz schön schnell, obwohl sie so fett war. Sie verschwand zwischen den Bäumen jenseits des Feldwegs.
    Seine Sicht verschwamm, als er in ihre Richtung zielte. Die Hände zitterten vor Aufregung. Er blinzelte, um den ätzenden Schweiß aus den Augen zu bekommen, und versuchte sich zu konzentrieren. Da war sie wieder. Dann verschwand sie erneut aus seinem Blickfeld. Sie änderte die Richtung, schlug Haken. Ihre dicken Beine arbeiteten sich durchs Unterholz.
    Schließlich sah er ihre Umrisse wieder direkt vor sich und zielte genau, als sie zwischen zwei dunklen Baumstämmen hindurchrannte. Er schoss.
    Zu hoch. Oder hatte er sie erwischt? Sie war nicht mehr zu sehen.
    Ein dünner

Weitere Kostenlose Bücher