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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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markante Punkte im felsigen Untergrund zu merken. Statt dessen vertrauten sie für die notwendige Rückkehr zur
Starbuck,
falls ihre Sauerstoffvorräte zu Ende gehen sollten, auf den Kompaß, den Pitt am linken Handgelenk trug.
    Das erste, was sie fanden, war ein weiteres Opfer des Pacific Vortex, das sich langsam in den Lichtkegeln ihrer Lampen aus dem dunklen Hintergrund herauslöste. Die Bordwände des Schiffes waren glatt und noch vollkommen sauber, und auch sonst war auf den ersten Blick kein Pflanzenbewuchs festzustellen. Es mußte ein neues Wrack sein. Einen Moment lang war Pitt ratlos. Er hatte die Liste mit den vermißten Schiffen aufmerksam gelesen. Außer der
Starbuck
war während der letzten sechs Monate kein weiterer Verlust gemeldet worden. Aber wie konnte ein Schiff von dieser Größe verschwinden, ohne daß es darüber eine Meldung gab?
    Das Schiff saß aufrecht auf dem Grund, als würde es noch immer auf der Oberfläche schwimmen. Pitt schien es, daß das Schiff sein Schicksal einfach nicht hinnehmen wollte. Sie schwammen über die verlassenen Decks hinweg, und Pitt erkannte, daß es ein großer Fischtrawler war, dessen Wrack sie gefunden hatten. Wie schade, dachte Pitt, es muß ein hervorragendes Fangboot gewesen sein. Das Schanzkleid glänzte noch, und die Decksaufbauten und Antennen verrieten, daß das Schiff mit den modernsten Ortungsgeräten und Beobachtungsinstrumenten ausgerüstet war.
    Zwar hatten sie noch nicht das geringste Anzeichen dafür entdeckt, daß Delphis Leute in der Nähe sein könnten, doch um sicherzugehen, machte Pitt seinem Partner mit ein paar knappen Gesten klar, daß Giordino die Umgebung im Auge behalten sollte, während Pin selbst die Kommandobrücke des Wracks inspizieren wollte. Giordino gab Pitt ein Zeichen mit der Hand, daß er verstanden hatte, und bezog hinter einem Schott unterhalb der Steuerbordseite der Brücke Position. Er löschte das Licht seiner Lampe und war im nächsten Moment gegen den schwärzlichen Hintergrund nicht mehr zu erkennen.
    Pitt schlängelte sich durch die offene Tür ins Steuerhaus, das ihm wie eine Gruft vorkam. Er ließ den Lichtstrahl seiner Lampe durch den Raum wandern, und das sonderbare Bild vor seinen Augen machte ihn starr vor Schrecken. In seinem Augenwinkel sah er eine widerwärtige durchsichtige Schlange, die sich über die Decke des Steuerhauses schob und in einer Entlüftungsöffnung verschwand. Dann entdeckte er ein zweites schlangenartiges Reptil, das eine Ecke des Raumes hinaufkroch und ebenfalls in einer Entlüftungsklappe verschwand.
    Die beiden Schlangen waren Schnüre von Luftblasen aus seinem eigenen Atemgerät gewesen, die über seinen Kopf hinweg zur Decke des Steuerhauses aufgestiegen waren, ehe sie hinauf zur Wasseroberfläche trieben.
    Pitt hätte nicht genau sagen können, was er eigentlich zu entdecken gehofft hatte, aber was er zu sehen bekam, sollte ihn noch Jahre später in seinen Träumen verfolgen. Die Seekarten auf dem Kartentisch, die von der Strömung auf und zu gefaltet wurden, sahen aus, als hätte man sie erst am vorangegangenen Tag aufgeschlagen. Die Spaken des Steuerrades schienen sich in pathetischer Verzweiflung ins Leere zu strecken, als wüßten sie, daß nie wieder eine Hand nach ihnen greifen würde. Das Messing des Kompaßhauses glänzte selbst noch in dem fahlen Licht von Pitts Lampe, und die Nadel zeigte beständig einen längst vergessenen Kurs an, während die Anzeiger des Telegraphen für immer auf STOP standen. Pitt beugte sich tiefer hinunter. Etwas war anders als sonst. Die Buchstaben unter der Anzeige entsprachen nicht der gewöhnlichen Schriftsprache.
    Einen Augenblick lang untersuchte er sie genauer, dann schwamm er zurück zum Kompaßhaus, um die Platte mit dem eingravierten Schiffsnamen oberhalb der Glasabdeckung zu prüfe n. Pitt kannte kaum zwanzig Wörter der russischen Sprache, doch beherrschte er das kyrillische Alphabet so weit, daß er den Namen des Schiffes entziffern konnte: ANDREI VYBORG.
    Also hatte das russische Spionageschiff die
Starbuck
doch noch gefunden, überlegte Pitt. Und dann hatte es dank Delphi und seiner Leute ebenso wie das U-Boot über dem Pacific Vortex sinken müssen. Weiter kam Pitt mit seinen Gedanken nicht mehr, denn im nächsten Moment berührte ihn jemand von hinten an der Schulter. Pitt warf sich erschrocken herum, der Lichtstrahl seiner Handlampe leuchtete in das Gesicht eines Mannes.
    Der Ausdruck in dem fremden Gesicht war unnatürlich verzerrt.

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