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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Zwei weiße Zahnreihen blitzten aus einem starr geöffneten Mund hervor, und ein Auge blickte Pitt leblos an, während das andere von einem kleinen Krabbeltier verdeckt war, das sich schon halb in die Augenhöhle hineingefressen hatte. Der Tote schwankte wie ein Betrunkener hin und her, und die Wasserströmung hob und senkte seine Arme, daß es aussah, als wollte er Pitt zu sich heranwinken. Das furchteinflößende Todesgespenst schwebte gut einen Meter über dem Decksboden und trieb langsam weiter auf Pitt zu, der erschauernd stehengeblieben war.
    Dann stieß er die Leiche mit einer heftigen Bewegung zur Seite und sah sie auf die Tür in der Rückwand des Steuerhauses zugleiten, wo sie in der Finsternis verschwand. Es gab für ihn nichts mehr zu entdecken auf dem russischen Trawler, und es wurde ohnehin höchste Zeit, daß er und Giordino weiterkamen.
    Ihr Sauerstoff konnte nur noch für wenige Minuten reichen, dann mußten sie bereits auf Reserve umschalten.
    Giordino hatte unbewegt in seinem Versteck ausgeharrt, bis er plötzlich in einiger Entfernung deutlich ein Geräusch hören konnte. Er schwamm zum Steuerhaus hinauf und bedeutete Pitt, der gerade in der Tür erschien, mit zwei knappen Gesten, seine Lampe zu löschen.
    Pitt gehorchte sofort. Hastig krochen sie gemeinsam unter das Backbordfenster des Steuerhauses und lauschten auf das allmählich lauter werdende Sirren eines Elektromotors.
    Sekunden später wurde das Wrack auch von einem fahlen Schweinwerferstrahl erfaßt.
    Auf den ersten Blick glich das, was sie sahen, einem sonderbaren urzeitlichen Wesen; aber als es näher gekommen war, erkannten sie, daß das Unterwassergefährt der schlanken Körperform eines Tümmlers nachkonstruiert worden war und im Heck, ebenso wie das Vorbild, eine waagerechte Flosse zur Lenkung hatte. Zwei Männer saßen rittlings auf dem Unterwassergefährt, das von dem Mann auf dem vorderen Sitz gelenkt wurde. Ein kleiner Propeller unter den Heckstabilisatoren trieb es mit ungefähr fünf Knoten an. Das Miniatur-U-Boot hielt direkt auf die Kommandobrücke der
Andrei Vyborg
zu.
    Pitt und Giordino preßten sich gegen die Eisenwand unter dem Fenster. Aber es war bereits zu spät, um noch den Atem anzuhalten. Hilflos sahen sie der Spur ihrer Luftblasen hinterher, die direkt in die Kursrichtung des fremden Unterwasserfahrzeugs aufstiegen. Fast gleichzeitig zogen sie ihre Taschenmesser hervor und warteten gespannt auf die unausweichliche Konfrontation – die schwankenden Blasenschnüre verrieten ihre Anwesenheit mehr als deutlich.
    Das kleine U-Boot umfuhr in einem eleganten Bogen den Mast auf dem vorderen Deck und näherte sich dem Steuerhaus.
    Und dann war es so nahe, daß Pitt deutlich die besonderen Atemgeräte unter den Achselhöhlen der beiden Männer erkennen konnte. Seine Hand schloß sich noch fester um den Messergriff, und er duckte sich, um im nächsten Augenblick durch die Türöffnung springen zu können. Unter allen Umständen mußte es ihm und Giordino gelingen, die Gegner zu überraschen, denn gegen deren Projektilwaffen konnten sie mit ihren Messern nichts ausrichten, wenn es zu einem längeren Kampf kommen sollte.
    Dann war der Augenblick höchster Anspannung vorüber. Im letzten Moment zog der Mann auf dem Vordersitz den Bug seines Wassergefährts hoch, lenkte es durch die aufsteigenden Luftblasen, und Sekundenbruchteile später war das Miniatur-U-Boot über dem Dach des Steuerhauses verschwunden. Fast gleichzeitig verlosch auch sein Scheinwerferlicht, und es war noch keine Minute vergangen, als auch das Geräusch des Elektromotors nicht mehr zu hören war.
    Giordino schaltete seine Handlampe ein, und Pitt sah, wie er erstaunt die Achseln zuckte.
    Dann begriff Pitt allmählich, was geschehen war. Es hatten sich einfach noch nicht alle Hohlräume in der
Andrei Vyborg
mit Wasser gefüllt. Überall entlang des Schiffskörpers und besonders in der Nähe der Decksaufbauten konnte man Schnüre aus Luft- und Ölresten zur Wasseroberfläche aufsteigen sehen.
    Delphis Leute hatten den Luftblasen aus Pitts und Giordinos Atemgeräten einfach keine Bedeutung beigemessen, weil sie wußten, daß es Monate, manchmal sogar Jahre dauert, bis alle restliche Luft aus einem Wrack verschwunden ist.
    Pitt tippte auf seine Uhr und zeigte in die Richtung, in der das sonderbare Unterwassergefährt verschwunden war. Giordino nickte zur Antwort. Gemeinsam schwammen sie über die Reling
der Andrei Vyborg
und ließen sich zum Grund

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