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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Schulmädchens, sondern wie ein in die Ecke getriebener Rottweiler. »Lassen Sie mich eine Sache klarstellen, Alice. Es ist meine Aufgabe, zu verhindern, dass Ihnen etwas passiert. Deshalb gehe ich, egal, wohin Sie gehen, mit. Haben Sie mich verstanden?« Sie bedachte mich mit einem bitterbösen Blick.
    »Ja.« Ich nickte mit dem Kopf. »Aber ich sage Ihnen, wenn ich nicht bald etwas Bewegung kriege, raste ich wahrscheinlich völlig aus.«
    »Das werden wir ja sehen«, murmelte sie. »Aber wenn Sie so versessen darauf sind, sich zu bewegen, warum holen Sie mir dann nicht noch ein bisschen Speck? Zwei Scheiben reichen aus.«
    Nach dem Frühstück schnalzte Angie missbilligend mit der Zunge, als sie hinter mir durchs Treppenhaus bis in die unterste Etage lief. Eine Reihe Laufbänder drängten sich am Fenster des hoteleigenen Fitnessraumes, aber das Glas war offenbar verspiegelt, denn die Leute, die daran vorübergingen, liefen automatisch langsamer und bewunderten entweder ihr Erscheinungsbild oder bauschten sich die Haare auf. Es war eine Erleichterung für mich, das Surren des Geräts zu hören, während meine Füße auf dem schmalen Laufband trommelten. Während ich versuchte, die vergangenen paar Tage auszuschwitzen, hatte ich den Raum praktisch für mich allein. Nur Angie und jemand vom Personal saßen auf einer Bank und unterhielten sich. Draußen auf der Straße gingen unterschiedliche Gestalten ihren jeweiligen Geschäften nach. Der Zeitungsverkäufer an der Ecke hatte offenbar kein Glück, denn alle liefen achtlos an ihm und an seinen Klatschblättern vorbei, und die alte Frau, die am Hotel vorüberwackelte, hatte einen derart krummen Rücken, als ob sie jeden Schritt mit den Augen verfolgte, den ihre Füße taten. Hier und da blitzte zwischen den Gebäuden die Themse auf, deren Wasser aussah wie schon seit geraumer Zeit nicht mehr polierter matter Zinn.
    Der Schweiß strömte über meinen Rücken, als Burns’ Wagen vor dem Eingang hielt. Er parkte auf einer doppelt durchgezogenen Linie und zuckte zusammen, als er endlich aufrecht stand. Ohne Zweifel hatte er inzwischen Probleme mit seinen Gelenken, und der Druck seines Gewichts hatte wahrscheinlich auch bereits die Knorpel ausgefranst. Ich drückte auf den Nothaltknopf, und das Laufband hielt an. Angie sah mir hinterher, als ich an ihr vorüberging, während sie sich mit ihrer neuen besten Freundin unterhielt. Im Umkleideraum schob ich den Kopf unter den Wasserhahn und kühlte mein Genick unter dem kalten Rinnsal ab.
    Als wir in die Lobby kamen, füllte Burns bequem eins der unechten Chippendale-Sofas aus. Angie lief zum Zeitungsständer, und obwohl ihr Burns gesagt hatte, dass sie vorübergehend Pause machen könnte, behielt sie mich auch weiterhin im Blick.
    »Das Mädchen ist die reinste Klette«, stöhnte ich.
    »Sie ist einer unserer besten Leute«, klärte Burns mich nickend auf. »Bei Angie sind Sie in Sicherheit, so viel steht fest. Sie hat die Ausbildung als Jahrgangsbeste absolviert.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Ich bemühte mich, beeindruckt auszusehen. »Also, was gibt’s Neues?«
    »Die Ergebnisse der Spurensicherung sind da.« Er nestelte an einem losen Knopf seines überdimensionalen weißen Hemds.
    »Nun spucken Sie’s schon aus, Don.«
    »Es wird Ihnen nicht gefallen.« Er holte so tief Luft, als hätte er den Wunsch, für möglichst lange Zeit auf Tauchstation zu gehen. »Wir haben die Ergebnisse der Untersuchung von Wills Bus, und es gibt Beweise dafür, dass er in die Mordfälle verwickelt war.«
    Ich blinzelte erschreckt. »Reden Sie doch keinen Unsinn.«
    Er lenkte den Blick auf seine verkratzten schwarzen Schuhe und führte mit rauer Stimme aus: »Der Bus ist voll von Spuren, Alice. Es gab dort eine Decke mit Haar- und Hautzellen von beiden jungen Frauen sowie ein Stück Seil, mit dem Suzanne Wilkes gefesselt war.«
    »Dann steht Ihr Urteil also fest.«
    »Natürlich nicht.« Mit seinem dicken Zeigefinger schob er seine Brille hoch und sah mich durch die dicken Gläser aus stecknadelkopfkleinen Augen an. »Aber ich kann die Beweise auch nicht einfach ignorieren. Und es ist nun einmal so, dass im Augenblick sehr vieles gegen Ihren Bruder spricht.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wir haben uns mit Leuten wie Ihrer Freundin Lola unterhalten, und sie meint, sie könnte es kaum glauben, wie er sich verändert hat.« Er schlug sein Notizbuch auf und zitierte dann mit ruhiger Singsang-Stimme einen Satz, bei dem ich ihm am liebsten eine

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