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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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verlor. Man konnte nur die Umrisse riesiger, dunkelgrüner Blechschränke erkennen, die mit Beschriftungen aus Ziffern und Buchstaben versehen waren. Genau so hatte sich Tolik ein Materiallager der Armee immer vorgestellt.
    Arschinow stellte die Petroleumlampe auf einen Tisch, auf dem Kabel, Rohre und Draht herumlagen.
    »Meine geheime Schatzkammer.« Der Fähnrich schwenkte mit dem Arm über das Lager. »Hier findet man alles, was das Herz begehrt, vom Kleinkalibergewehr bis hin zum Granatwerfer ›Mucha‹. Dort in der Ecke ist ein Fass mit einem Hahn. Dort könnt ihr euch waschen und eure Klamotten wechseln. Das gilt besonders für dich, mein wohlgekleideter Freund. Es mag ja ganz lustig sein, wie eine Ampel rumzulaufen, aber ich würde es bevorzugen, weniger Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Tolik befürchtete schon, Krabbe würde in die Luft gehen und dem Fähnrich ein paar wüste Schimpfworte an den Kopf werfen, doch der Bandit legte anstandslos seine Kleider ab und schien sogar froh darüber, sie loszuwerden.
    Das kalte, saubere Wasser war eine Wohltat für die beiden Vagabunden. Mit dem geübten Auge des ehemaligen Berufssoldaten schätzte Arschinow ihre Kleidergrößen ab . A ls sie mit dem Waschen fertig waren, lagen bereits zwei Uniformgarnituren für sie bereit.
    Auf dem freigeräumten Tisch standen ein Wasserkocher, Becher und tiefe Teller aus Aluminium, die bis zum Rand mit kalter Schweinswurst gefüllt waren.
    Während seine Gäste aßen, hielt sich Arschinow mit Fragen zurück. Er spielte mit seiner Selbstgedrehten herum und schaute dabei zu, wie die beiden kauten und die Wurst aus den Tellern verschwand.
    Nach dem Essen begann Tolik zu erzählen. Schon nach seinen ersten Worten verfinsterte sich Arschinows Miene. Der Fähnrich sprang immer wieder von seinem Hocker auf und tigerte im Lager umher.
    Als Tolik ans Ende gekommen war, zündete Arschinow seine Zigarette an und schüttelte den Kopf.
    »Und an der Guljaipole warten sie immer noch auf die Rückkehr eures Trupps.«
    »Der Trupp ist immer noch im Einsatz«, erwiderte Tolik ernst. »Solange ich am Leben bin, geht die Mission weiter.«
    »Was machen wir?«, fragte Arschinow und setzte sich Tolik gegenüber.
    »Als Erstes müssen wir meinen Begleiter entlassen.« Tolik deutete mit einem Kopfnicken auf Krabbe. »Ich schulde ihm zehn Magazine Patronen.«
    Arschinow pfiff beeindruckt durch die Zähne, erhob aber keinen Widerspruch, sondern entfernte sich vom Tisch. Kurz darauf kam er mit prall gefüllten Patronentaschen zurück und legte sie vor Krabbe auf den Tisch. Doch der Bandit schlug das Honorar überraschenderweise aus.
    »Das ist nicht nötig. Bezahl mich lieber anders, Tom.«
    Tolik sah ihn prüfend an.
    »Wie meinst du das?«
    »Ach weißt du … Ich bin gern mit dir unterwegs. Es klingt vielleicht idiotisch, aber irgendwie macht mein Leben so wieder mehr Sinn. Ich habe das Gefühl, dass das alles nicht umsonst ist. Historisch bedeutsam, sozusagen.« Er lächelte.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Tolik verblüfft. »Diese Mission kann tödlich für uns enden.«
    »Jesus!«, entrüstete sich der Bandit gekünstelt. »Das Risiko ist doch ganz normal für unsereins. Wie das tägliche Brot.«
    »Und Kreuz?«
    »Was soll mit Kreuz sein? Er ist ja nicht mein Vormund. Sondern ein Geschäftsmann wie alle anderen auch. Er macht seinen Job, und ich mache meinen.«
    »Die Welt retten?«, fragte Tolik schmunzelnd.
    »Dich aus der Scheiße ziehen«, erwiderte Krabbe augenzwinkernd.
    »Na, wenn er unbedingt will, soll er ruhig mitkommen«, warf der Fähnrich ein.
    »Er ist eigentlich ein Bandit«, gab Tolik zu bedenken.
    »Na und? Ich bin ein Mörder, verdammt.«
    Der Fähnrich zündete sich die nächste Zigarette an, blies den ätzenden Rauch in die Luft und grinste breit.
    »Na dann – es lebe Kropotkin«, resümierte Tolik. »Und jetzt zur Sache. Unser Ziel ist immer noch dasselbe: die Station Dserschinskaja . Diesmal wird uns niemand über die Grenze bringen. Dass wir die Kontrollposten nicht einfach stürmen können, versteht sich von selbst. Ich bin bei meiner Flucht über den Friedhof rausgekommen, aber diesen Weg würde ich nicht mehr finden. Bleibt uns nur die Möglichkeit, von der Oberfläche aus in die Station einzudringen. Wir müssen nach Abdeckhäuschen von Lüftungsschächten suchen, eines aufbrechen und nach unten klettern. Ich schätze mal, dass die Roten keinen Besuch von oben erwarten. Fähnrich, deine Meinung?«
    »Solche Abdeckhäuschen

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