Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
vierundzwanzig Pechvögel schon während des Bürgerkriegs zwischen der Hanse und den Kommunisten verschwunden? Vielleicht waren hier Partisanen am Werk gewesen, die Jagd auf Bewohner der Hanse machten und sie in Gefangenschaft führten oder einfach in einem verlassenen Winkel der Metro erschossen.
Je näher die Belorusskaja rückte, umso mehr traten Gedanken über Warnhinweise und politische Konflikte in den Hintergrund. Tolik beschäftigten jetzt andere Dinge. Es stand zu befürchten, dass man sie an dem Kontrollposten wiedererkannte, wo Krabbe beim Klauen aufgeflogen war. Sie konnten eigentlich nur beten, dass heute andere Wachen Dienst hatten. Für das nächste Problem gab es keine so einfache Lösung . A uf dem Weg zu Arschinows Versteck mussten sie an der Stelle vorbei, wo sie von den Würmern angegriffen worden waren.
Beim letzten Mal waren sie schon fast am Ziel gewesen, als ihnen die vermaledeiten Monster diese halsbrecherische Odyssee einbrockten. Wenn sie sich wenigstens ein Sturmgewehr beschaffen könnten! Tolik überlegte schon, ob er sich deswegen nicht an Krabbe wenden sollte. Doch diesen Gedanken verwarf er rasch wieder. Ein aufgeflogener Waffendiebstahl konnte unter Umständen schlimmer enden als eine neuerliche Begegnung mit den Würmern.
Als Tolik und Krabbe die Belorusskaja erreicht hatten, begaben sie sich direkt zur Treppe, die zur heimischen Samoskworezkaja-Linie führte. Im Durchgangstunnel kamen sie an den Statuen irgendwelcher alter Helden mit Maschinengewehren und Kränzen vorbei. Das Postament der Skulpturengruppe war mit Pilzen, Rattenkadavern und sonstigen Präsenten überhäuft.
Die Weggefährten passierten die Grenzposten der Hanse und gelangten zur zweiten Belorusskaja , der blassen und kränklichen Zwillingsschwester der Ringstation. Zeit, hier länger zu verweilen, hatten sie nicht. Hauptsache, sie blieben unerkannt …
Zum Glück trafen sie am Kontrollposten keinen der Wachsoldaten an, die hier beim letzten Mal Dienst geschoben hatten. Die neue Besatzung kontrollierte die Papiere der Passanten erstaunlich oberflächlich. Der Grund für dieses lasche Dienstgebaren wurde Tolik klar, als er einen der Wachposten genauer beobachtete. Der Mann linste ständig argwöhnisch in den Tunnel, als würde dort im nächsten Moment ein Ziel auftauchen, auf das es ein ganzes Magazin abzufeuern galt. Da steckten doch nicht etwa die Würmer dahinter?
Nachdem der Kontrollposten hinter ihnen lag, blieb Tolik stehen, um sich nach irgendeiner Waffe umzusehen. Er wollte den Würmern nicht mit bloßen Händen entgegengehen. Ein Messer vielleicht oder wenigstens ein Stück Betonstahl …
Doch wie zum Hohn ließ sich absolut nichts Brauchbares finden. Nachdem sich auch der Überrest irgendeines Hebels ums Verrecken nicht aus der Wand brechen ließ, gab Tolik die Suche auf und begnügte sich mit einem rostigen Nagel.
Als Tolik und Krabbe sich der Stelle näherten, an der sie beim letzten Mal auf die Würmer gestoßen waren, gingen sie langsamer und wie auf rohen Eiern weiter. Zwar hätten sie die gefährliche Zone am liebsten so schnell wie möglich hinter sich gebracht, doch sie wussten, dass die Bestien auf Vibrationen reagierten, und das bremste ihren Vorwärtsdrang.
Tolik leuchtete mit der Taschenlampe auf den Eingang des Betriebsraums, der ihnen beim letzten Mal beinahe zur tödlichen Falle geworden wäre. Die aus der quergelegten Tür improvisierte Barrikade war immer noch da. Zahlreiche Schrammen in der Tür und der völlig durchwühlte Boden kündeten noch von den Versuchen der Bestien, ihrer habhaft zu werden.
Tolik trat aufs Gleis und näherte sich vorsichtig der Stelle, wo die Würmer den Hund in den Boden gezogen hatten. Er blieb stehen und warf den Nagel einige Meter weit. Klirrend landete das Wurfgeschoss auf der Schiene. Tolik hielt den Atem an. Die nächsten Sekunden zogen sich eine Ewigkeit hin, doch von den Würmern – keine Spur. Tolik ging weiter bis zu dem Nagel, hob ihn auf und warf ihn erneut. Diese Prozedur wiederholte er mehrmals.
»Weißt du, ich hab so was schon mal gesehen«, sagte Krabbe, als allmählich die Anspannung wich. »Damals war ich in einem Kino zugange. Wie der Film hieß, weiß ich nicht mehr. Ich habe meistens nicht auf die Leinwand geguckt – kannst du dir ja denken … Aber ich kann mich noch gut an diesen kahlköpfigen Typ erinnern, der an einem Band befestigte Schraubenmuttern auswarf genau wie du jetzt den Nagel.«
Tolik erwiderte nichts. Er sah
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