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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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gibt es tatsächlich und an der Lubjanka – sorry, ich nenn die Station aus Gewohnheit so – sogar jede Menge«, erklärte Arschinow. »Waffen, Munition und Sprengstoff habe ich genug. Die Tür sollte also kein Hindernis sein, selbst wenn hundert Riegel vorgeschoben sind. Ich sehe nur ein Problem: War einer von euch schon mal an der Oberfläche?«
    »Ich war seit meiner Kindheit nicht mehr oben«, gab Tolik zu. »Ein Grund mehr, sich das wieder mal anzutun.«
    Arschinow schmunzelte beifällig.
    »Es ist nicht so lustig, wie du denkst – kannste mir glauben . A ber dafür spannend . A uf meine alten Tage habe ich noch mal Lust auf Abenteuer bekommen. So wie’s aussieht, erwartet uns das volle Programm.«
    Der Fähnrich verschwand zwischen den Schränken und kam mit einer Karte zurück, die auf der Rückseite mit Papierstreifen geklebt war. Sie räumten das Geschirr weg und breiteten die Karte aus.
    Es handelte sich um einen richtigen Stadtplan – kein Vergleich mit den schematischen Metroplänen, die Tolik kannte und die nur aus einem Ring und geraden Linien bestanden . A uf Arschinows Karte waren die Metrostationen nicht das Wichtigste. Die Kreise mit dem roten M lagen ohne erkennbare Ordnung auf den Straßen, Prospekten und Plätzen verstreut.
    »Das erste Wegstück zum Lubjanka-Platz führt über die Twerskaja-Straße.« Arschinow fuhr mit dem Finger über eine dicke grüne Linie auf der Karte. »Ein befreundeter Stalker hat mir erzählt, dass sie noch ziemlich sicher ist und man nachts durchkommt, ohne auf irgendwelche Bestien zu stoßen. Man darf nur nicht zu den Kremlsternen hochschauen. Weiter geht’s über den Teatralny projesd. Über ihn weiß ich nichts, aber wenn wir nicht rumtrödeln, schaffen wir die Strecke in zehn Minuten. Los geht’s also an der Station Twerskaja . Das heißt, dass wir zu unseren alten Freunden müssen, Tolik, ob wir wollen oder nicht. Es gibt sicher Angenehmeres, als mit diesen Bastarden zu verhandeln . A ber ich denke mal, dass sie mit sich reden lassen, wenn wir sie anständig schmieren.«
    Tolik ging zu seinen alten Klamotten, die in der Ecke auf einem Haufen lagen, nahm die zwei Kärtchen, die ihm Michail gegeben hatte, aus der Hosentasche, und zeigte sie Arschinow.
    »Hier habe ich zwei Passierscheine. Krabbe hat einen eigenen.«
    Der Fähnrich nahm eines der Kärtchen und pfiff durch die Zähne.
    »Respekt, ihr habt eure Zeit nicht sinnlos verplempert. Jede Wette, dass das hanseatische Diplomatenpässe sind. Cool! Diese Dinger werden uns das Leben erheblich erleichtern.«
    Eigentlich hatte Tolik gedacht, er würde mit den Faschisten nie wieder zu tun haben. Beim letzten Mal war er nur um ein Haar an einer Schlägerei vorbeigeschrammt. Ob er sich noch einmal würde zurückhalten können? Immerhin blieb zu hoffen, dass sie sich an der Twerskaja nicht lange aufhalten mussten. Was war dort schon groß zu tun? Den nötigen Ansprechpartner finden, ihm ein paar Patronen in die Hand drücken und ab an die Oberfläche. Das sollte zu schaffen sein. Er musste es eben vermeiden, den Untergebenen des Reichs in ihre miesen Visagen zu schauen.
    »Ein guter Plan. Wann brechen wir auf?«
    »Wir schlafen noch ein paar Stunden, packen und dann geht’s los.«
    Arschinow stellte für seine Gäste Feldbetten auf und verschwand selbst zwischen den Schränken und Regalen. Tolik schob die Hände unter den Kopf und starrte an die Decke. Er dachte zuerst, er würde nicht einschlafen können, doch es dauerte nicht lang, bis ihn der weiche Kokon des Schlafes umhüllte. Er träumte von der Stadt …
    Tolik sah aus der Vogelperspektive auf Moskau herab. Häuser, Straßen, Prospekte und Parks sahen aus wie bunte Würfel, Quadrate, Kreise und Linien. Zwischen den winzig wirkenden Wohnblöcken tauchte hier und da das Zeichen einer Metrostation auf. Tolik wurde klar, dass er nicht die Stadt selbst, sondern Arschinows Karte sah – nur mehrfach vergrößert und dreidimensional.
    Die Karte war lebendig . A uf den Straßen fuhren Autos, auf den Bürgersteigen waren die kleinen Figuren von Menschen zu sehen. Die Leute eilten geschäftig umher, begaben sich über Miniaturtreppen unter die Erde oder kamen von dort herauf, vereinigten sich zu Gruppen und trennten sich wieder, um in breiten Strömen oder kleinen Bächen durch die Straßen zu fließen.
    Die Bewohner dieses gigantischen Ameisenhaufens verliebten sich, heirateten, bekamen Kinder, bekämpften und töteten einander, ohne auch nur zu ahnen, dass ihr

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