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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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verstorbene Ikone des Kommunismus und eine rote Schleife am Revers trug, rannte schreiend hinter der Dampflok her. Die ersten Schüsse krachten.
    »Lass ihnen doch Wladimir Iljitsch!«, flehte Jelena. »Bitte!«
    »Kommt nicht infrage, der Opa ist unsere Geisel«, schrie Arschinow. »Er muss bis zum Schluss mitfahren!«
    »Mir ist das wirklich sehr wichtig«, beharrte Jelena. »Ich glaube an ihn . V erstehst du das nicht?«
    »Die schießen uns zu Brei, wenn wir ihn hergeben!«, entgegnete Arschinow energisch. »Nur wegen ihm setzen sie ihre schwere Artillerie nicht ein!«
    »Ich fahr mit dir, wohin du willst …« Lena verließen die Kräfte, ihre Stimme wurde schwächer. »Wir haben alle eine letzte Ruhe verdient. Und er … Er auch.«
    Sie schloss die Augen und begann zu schwanken.
    Tolik atmete tief ein und begab sich ans Ende der Lokomotive. Die Kugeln der düpierten Kommunisten pfiffen über ihn hinweg, während er sich hinabbeugte und versuchte, den Flachwagen mit dem Sarkophag abzukuppeln.
    Geschafft! Der Waggon blieb zurück und verlor allmählich an Geschwindigkeit. Tolik warf noch einen letzten Blick auf den einzigen Passagier. Für einen kurzen Moment war ihm, als schaute ihm der unsterbliche Lenin aus seinen nicht ganz geschlossenen Lidern verschmitzt hinterher.
    Das Feuer der Kommunisten wurde nun heftiger. Eine Kugel streifte Tolik an der Wange, eine andere schlug in seinem Oberschenkel ein. Er riss die Arme hoch und stürzte. Jetzt, da der Waggon mit dem Sarkophag keine Deckung mehr bot, war er zur leichten Zielscheibe geworden.
    Zum Glück rettete ihn Arschinow aus der prekären Situation. Der Fähnrich kam mit einem Bündel Sprengstoff angelaufen, zündete die Lunten an und warf die explosive Bescherung dem Leichenwagen hinterher, der gerade in den Tunnel einfuhr.
    Eine mörderische Detonation erschütterte die Röhre. Das Gewölbe stürzte ein, begrub den Kommunistenführer in seinem gläsernen Sarg unter Tonnen von Schutt und versperrte den Verfolgern den Weg.
    »Es heißt, wenn man einen Toten begräbt, erlässt einem Gott drei Sünden«, sagte Tolik.
    »Warum hast du mir das nicht eher erzählt?!«, erwiderte Arschinow amüsiert. »In Zukunft werde ich mein Karma etwas aufpolieren. Gilt diese Regel eigentlich auch, wenn man die Toten selbst verschleppt hat?«
    Die Dampflok fuhr mit vollem Tempo auf die Grenzposten der Roten zu. Die nächste Station war die Biblioteka imeni Lenina , die sich bereits auf dem Territorium der Polis befand.
    Tolik stand auf und humpelte zum Führerstand zurück.
    Am Steuer stand Korbut und hielt Jelena im Arm . A llerdings war dies alles andere als eine zärtliche Umarmung. Er presste sie an sich und drückte ihr den Lauf eines Revolvers ans Kinn. Die Waffe stammte wohl aus Arschinows unerschöpflichem Arsenal.
    Weiter vorn im Tunnel gellten Schreie . A m Kontrollposten brach Panik aus.
    Das tonnenschwere Eisenmonster wälzte sich voran wie der alles vernichtende Hammer antiker Götter. Niemand würde es aufhalten könnten …
    In diesem Augenblick versuchte Korbut, die Notbremse zu ziehen.
    Tolik ignorierte seine Schmerzen, sprang mit einem Satz in den Führerstand und fiel dem Professor in den Arm.
    »Das ist Missbrauch«, zischte er, schlug ihm die Pistole aus der Hand und befreite Jelena aus seinem Griff. Dann stieß er Korbut aus dem Führerstand. »Schluss mit den Experimenten!«
    »Verdammte Reaktionäre! Ihr werdet den Fortschritt nicht aufhalten!«, brüllte der Professor, der sich irgendwo festgehalten hatte und auf den Dampfkessel geklettert war. Wie ein Seiltänzer balancierte Korbut auf den Schornstein zu. Er war in Rauchwolken gehüllt und deshalb schwer zu treffen. »Fahren wir ruhig zur Polis weiter«, höhnte er von dort vorne. »Dort werden die Wissenschaften noch geschätzt! Dort werde ich ein neues Leben anfangen!«
    In diesem Augenblick raste die Lokomotive in die Absperrung des Grenzpostens.
    Es tat einen heftigen Schlag, und das Ungetüm kippte zur Seite. Tolik musste sich mit beiden Händen am Geländer festhalten. Begleitet von ohrenbetäubendem Quietschen und Scheppern schlitterte die Dampflok weiter. Tolik dachte schon, sie sei entgleist und schramme an den Tunnelsegmenten entlang.
    Korbut klammerte sich am Schornstein fest.
    Kurz darauf kippte die Lok aufs Gleis zurück und nahm wieder Fahrt auf . V or ihnen tauchte der zweite Kontrollposten auf. Die geschockten Soldaten ließen ihre Gewehre fallen und hechteten zur Seite. Tolik hörte sie

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