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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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gerührt. Die Kinder des Untergrunds haben sich gefunden. Di e Verse eines erschossenen antisowjetischen Aktivisten haben sie zusammengeführt.«
    »Das … Das wusste ich nicht«, stammelte Jelena.
    Sie löste sich endlich vom Gitter, hob hastig den Topf mit der Schöpfkelle auf und schlich in gebeugter Haltung zur Tür.
    »Du enttäuschst das Vertrauen von Partei und Regierung«, herrschte Nikita sie an und versetzte ihr einen heftigen Klaps auf den Hintern.
    Jelena sprang entgeistert zur Seite und rannte davon. Tolik packte rasende Wut. In diesem Moment hätte er den NKWD ler in Stücke reißen können. Mit bloßen Händen.
    Vier mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten betraten den Raum. Nikita entriegelte das Schloss und schob das Gitter auf.
    »Ein kleiner Verdauungsspaziergang. In Zweierreihen, meine Täubchen.«
    Tolik lauerte vergeblich auf eine Chance zum Angriff. Seine Leute waren jederzeit bereit, sich auf die Wachen zu stürzen. Sie warteten nur auf sein Kommando. Doch leider verstanden Nikitas Untergebene ihr Handwerk.
    Ein Soldat und Nikita selbst blieben im Raum und postierten sich zu beiden Seiten der Tür. Die übrigen Wachen nahmen draußen Aufstellung. Die Erfolgschancen eines Angriffs waren gleich null. Selbst wenn es mit viel Glück und unter Verlusten gelungen wäre, die beiden Kontrahenten im Raum zu überwältigen, hätten ihnen die draußen postierten Soldaten mit ein paar Salven den Garaus gemacht.
    Tolik entging nicht, wie Sergejs Augen blitzten. Sein Freund hätte am liebsten sofort losgeschlagen . A ls ihre Blicke sich trafen, gab er ihm mit einem angedeuteten Kopfschütteln zu verstehen, dass für eine Attacke nicht der richtige Zeitpunkt war. Sergej nickte resigniert.
    In Zweierreihen wurden die Gefangenen aus ihrem Gefängnis geführt. Wo würde man sie hinbringen?
    Tolik marschierte ganz hinten. Für einen Moment befand er sich auf einer Höhe mit Nikita, der die Kolonne zusammen mit einem Wachsoldaten beschloss.
    »Ein hübsches Mädel«, sagte der fette NKWD ler und grinste dem Kommandeur der Saboteure frech ins Gesicht. »Klasse, dass du so wertvolles Personal aufgetan hast, Tolik. Ich hab sie mir schon vorgemerkt. Ich werde sie höchstpersönlich befördern. Schon heute Abend …«
    Toliks Herz hämmerte wie verrückt, seine Ohren dröhnten, er kochte vor Zorn. Blitzartig stürzte er sich auf den Verräter, packte ihn mit beiden Händen am Hals und rammte ihm mit voller Wucht das Knie in den Unterleib.
    Für Tolik lief das Geschehen wie in Zeitlupe ab. Der Wachsoldat neben Nikita wandte sich verblüfft um, doch noch ehe er sich versah, wurde er von einem rechten Haken an die Schläfe niedergestreckt. So wie der Mann zu Boden sackte, hörte er nur mehr di e Vögel zwitschern.
    Tolik warf sich auf den Dickwanst, der sich vor Schmerzen am Boden krümmte. Er packte ihn abermals am Hals und drückte zu. Immer tiefer und fester. Seine Hände waren wie ein Schraubstock. Nikita röchelte und zappelte mit den Beinen.
    In diesem Augenblick tat es einen gewaltigen Schlag: Ein Gewehrschaft tra f Tolik am Hinterkopf. Er ließ unwillkürlich los und sackte auf die Gleisschwellen. Nikita, obwohl schon ganz blau im Gesicht, rappelte sich auf und stach dem Saboteur die Finger in den Hals – offenbar seine Paradedisziplin. Die Attacke geriet nicht ganz so heftig wie beim letzten Mal, doch Tolik reichte es.
    Bis zum nächsten Betriebsraum, der sich zwanzig Meter weiter befand, schleifte man ihn an den Füßen durch den Tunnel. Sein Körper war nahezu gefühllos, und vor seine Augen schob sich ein purpurroter Schleier. Trotzdem konnte Tolik gerade noch erkennen, dass sich etwas weiter hinten im Tunnel ein kleiner Bahnsteig befand, auf dem ein Wachposten stand.
    Etwa das ominöse Labor? Aber das war nun auch schon egal.
    Mit Schafthieben trieb man Tolik und seine Leute in die Kammer. Ihr neues Gefängnis war so klein, dass sie kaum alle Platz darin fanden. Unter wüsten Flüchen schlug Nikita die Tür zu.
    Auf einmal war es stockfinster und gruselig wie in einem Sarg. Was hatten die gastfreundlichen Kommunisten mit ihnen vor? Was sollte dieser Umzug von einem Knast in den anderen?
    Plötzlich hörten sie ein kontinuierliches Zischen. Sie lokalisierten das Geräusch direkt unter der Decke.
    »Nach was riecht es denn hier auf einmal?«, fragte Artur.
    »Nach Gas! Die vergiften uns!«, schrie Kolja.
    Tolik hielt, solange er konnte, den Atem an. Nach kaum einer Minute musste er aufgeben und schnappte

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