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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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halbwegs Verwertbares zurückzulassen. Die Türen der meisten Betriebsräume waren nicht nur aus den Angeln gerissen, sondern fortgeschafft worden . V on den Rohrleitungen waren nur noch abenteuerlich verbogene Reste übrig, die Halterungen halb aus den Wänden gerissen – überall Bilder blindwütiger Zerstörung.
    Im Hintergrund quietschte das sich schließende Tor. Die Weggefährten schalteten die Taschenlampen ein. In ihrem Licht sah der Tunnel nicht mehr ganz so bedrohlich aus. Tolik beschäftigte immer noch die Frage, was hier geschehen sein mochte. Doch obwohl er das Gefühl hatte, der Antwort ganz nahe zu sein, fiel ihm nichts Plausibles dazu ein.
    Plötzlich: ein Rascheln in der Dunkelheit. Sie hatten es alle drei gehört. Tolik schwenkte mit der Taschenlampe umher, doch die Ursache des Geräuschs war nicht auszumachen. Im Lichtkegel erschienen nur ein paar von der Decke hängende Kabel und der nächste Dienstraum, dessen Tür abhandengekommen war. Die Botschaft über dem Eingang fiel nicht sofort ins Auge, da sie sich kaum vom grauen Hintergrund abhob, doch als Tolik sie bemerkte, stutzte er: »Viel Spaß mit den Wollknäueln!«, hatte hier jemand an die Wand gekritzelt.
    Die würde ich mir lieber erst mal anschauen, dachte Tolik bei sich.
    Da es nichts brachte, hier ewig stehen zu bleiben, beschlossen die Weggefährten weiterzugehen. Doch kaum hatten sie zwei Schritte getan, wiederholte sich das mysteriöse Rascheln. Diesmal ging es mit einem Geräusch einher, das wie ein leises Kichern klang.
    Tolik schaltete die Taschenlampe aus. Der Tunnel versank in Dunkelheit, doch das Rascheln vervielfältigte sich. Waren das die Mutanten, von denen Schabdar gesprochen hatte? Nach einer Weile schaltete Tolik das Licht wieder ein . A ber auch der Überraschungseffekt brachte nichts . A us dem Dunkel, wo die Lampe nicht hinreichte, drang leises Gekicher.
    Krabbe war kreidebleich vor Angst und riss panisch sein Gewehr von der Schulter. Tolik stoppte ihn mit drohender Faust: nicht schießen. Harmlose Kreaturen. Fast wie Tiere. Tolik hatte im Prinzip kein Problem damit, Schabdars Bitte zu erfüllen, aber auch er wollte sehen, wer hier mit ihm Verstecken spielte.
    Die Mutanten dachten indes nicht daran, sich sehen zu lassen. Sie gingen vor dem Trio her, kicherten manchmal und blieben stets außerhalb der Reichweite der Taschenlampen . A uf den ersten Blick war das ein harmloses Spielchen, doch Tolik merkte, dass es allmählich an seinen Nerven zerrte. Es fehlte nicht mehr viel, und er würde blindlings in die Dunkelheit feuern . A uch wenn es harmlose Mutanten traf, waren sie selbst schuld, schließlich hatten sie ihn provoziert.
    Doch dann nahm die Sache eine unerwartete Wendung.
    Der Tunnel endete an einer Geröllhalde, die den Durchgang komplett blockierte. Offenbar war die Röhre hier eingestürzt . A uf der Fahrbahn lagen massive Gesteinsblöcke . A ber wo zum Henker waren die kichernden Mutanten abgeblieben?!
    Tolik schluckte. Ihm fielen die Geister ein, die der Schlangenmensch angeblich sehen und hören konnte.
    Das konnte nicht sein! Ungläubig lie f Tolik zur Einsturzstelle. Und tatsächlich: Im allerletzten Moment bemerkte er einen Seitengang in der rechten Tunnelwand. Der schmale Korridor war nur kurz – dahinter alles dunkel. Tolik blickte sich nach seinen Weggefährten um. Krabbe schaute grimmig, Michail grinste dümmlich.
    Tolik fasste sich ein Herz und schlüpfte in den Gang. Nach etwa zwanzig Metern mündete er in einen weiteren Tunnel – eine gewöhnliche Metroröhre mit gewöhnlichen Gleisen. Er verlief parallel zu dem Autotunnel, aus dem sie gekommen waren. Sie konnten also die Richtung beibehalten.
    Als Tolik tief in den Tunnel leuchtete, tauchte im Lichtkegel etwas auf, das ihn die kichernden Mutanten schlagartig vergessen ließ: Auf dem Gleis stand ein Zug.
    In der Metro gab es immer wieder Gerüchte über fast vollständig erhaltene Züge, die am Tag der Katastrophe in abgelegenen Ecken der Metro stehen geblieben und von Menschen nie wieder angerührt worden waren. Man erzählte sich auch von Geisterzügen, die mit eingeschalteten Scheinwerfern lautlos durch die Metro rasten.
    Der Zug in diesem Tunnel gehörte weder zur ersten noch zur zweiten Kategorie. Er stand reglos, und von »nie wieder angerührt« konnte keine Rede sein . A n den Scheinwerfern des vordersten Waggons hatte man nicht nur das Glas zertrümmert, sondern auch die Reflektoren ausgebaut . A n ihrer Stelle befanden sich zwei

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