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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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schwarze Löcher. In den Waggons fehlten die Sitze, und selbst die Haltestangen hatte jemand abmontiert. Die Fenster waren ausgeschlagen, die Türen steckten in halb geöffneter Stellung fest.
    Tolik überlegte noch, ob er den Zug betreten sollte, als Krabbe an den Waggons entlangleuchtete. Die beiden Weggefährten staunten nicht schlecht. Jetzt war klar, wo die Türen und das Inventar der Betriebsräume abgeblieben waren: Jemand hatte sie in den Zwischenraum zwischen Zug und Tunnelwand geworfen und so den Durchgang blockiert. Tolik kehrte zur Spitze des Zuges zurück und inspizierte den Zwischenraum auf der andern Seite: dieselbe Bescherung.
    Jemand bot ihnen also zwei Möglichkeiten an: Entweder über die Barrikaden hinwegzusteigen oder durch die Waggons zu gehen. Letzteres roch ein bisschen nach Falle, war jedoch entschieden bequemer, als über Halden rostigen Schrotts zu klettern.
    Die Weggefährten trafen alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen. Um die Hände freizuhaben, befestigten sie die Taschenlampen mit Draht an den Läufen ihrer Sturmgewehre. Beim Betreten des Waggons postierte Tolik Michail neben und Krabbe hinter sich.
    An das Kichern und Rascheln hatten sie sich zu diesem Zeitpunkt fast schon gewöhnt. Tolik war es leid, den Verursachern der Geräusche mit der Taschenlampe nachzujagen. Sie waren schlau und flink genug, sich den Blicken der Menschen zu entziehen.
    Das Wichtigste war jetzt, heil durch den Zug zu kommen. Tolik konzentrierte sich darauf, nicht über das aufgeworfene Linoleum am Boden zu stolpern. Der erste Waggon lag hinter ihnen . A uch den zweiten und dritten Waggon passierten sie ohne besonder e Vorkommnisse . A ls Tolik jedoch den vierten betrat, waren über ihnen plötzlich Schritte zu hören. Leichtfüßige, schnelle Schritte, die nicht zu einem Menschen passten.
    Tolik stürzte zum nächsten Fenster und lehnte sich weit hinaus. Diesmal war der Mutant zu langsam und geriet in den Lichtstrahl der Taschenlampe: ein kugelrundes Geschöpf, das vollständig mit grauem Fell bedeckt war. Es quiekte vor Schreck und hielt sich die zottigen Pfoten vor die Augen. Dann sprang es an die Decke, hielt sich mit allen vieren an einer rostigen Rohrleitung fest, kicherte und verschwand in der Dunkelheit.
    Waren das also die »Wollknäuel«?
    Vorläufig machten die Mutanten keinerlei Anstalten, die Menschen anzugreifen. Doch wie lange würde der Friede währen? Vielleicht wollten sie die ungebetenen Gäste auch nur unter Beobachtung halten? Der Gedanke an die verbarrikadierten Seitengänge ließ Tolik trotzdem keine Ruhe. Zu welchem Zweck hatte man sie genötigt, durch die Waggons zu gehen?
    Der Gang durch den Zug gestaltete sich zunehmend problematisch. Der letzte Waggon war fast bis zur Decke mit allem möglichen Schrott vollgestopft. Die Weggefährten mühten sich mindestens eine halbe Stunde damit ab, die Barrikade aus alten Rohren, kaputten Sitzen und Haltestangen aus dem Weg zu räumen. Dabei wären sie eine leichte Beute für Feinde gewesen.
    Tolik atmete erleichtert auf, als die Waggontür und das Gleis dahinter endlich in Sichtweite kamen. Obwohl die Scheibe der Tür eingeschlagen war, hatte jemand die Klinke sorgfältig mit dickem Draht fixiert.
    Nachdem Tolik anfangs nicht verstanden hatte, was mit der Blockade der Seitengänge bezweckt werden sollte, dämmerte ihm nun, wie der Hase lief: Man wollte sie definitiv am Weiterkommen hindern. Zwar ziemlich unbeholfen, aber hartnäckig.
    Die Wollknäuel – sofern sie dahintersteckten – hatten versucht, den Tunnel unpassierbar zu machen, indem sie den Zug zu einem Pfropfen im Flaschenhals umfunktionierten. Obwohl ihre Bemühungen lächerlich wirkten, war Tolik beunruhigt, weil er den Sinn der Aktion nicht verstand.
    Als Krabbe den Draht abwickelte, verstärkte sich das Rascheln und Kichern. Die Tür schwang auf, und Tolik sprang als Erster aufs Gleis. Im Lichtkreis der Lampe tauchte mindestens ein Dutzend der zottigen Wollknäuel auf. Diesmal waren sie in unmittelbarer Nähe.
    Einige standen reglos da, und aus ihren Köpfen, die in die runden Körper gleichsam eingesenkt waren, glotzten riesige Lemurenaugen . A ndere hangelten sich am Deckengewölbe entlang, sprangen auf die Gleise und kletterten abermals die Wand hinauf. Untermalt wurde das Treiben von ständigem Gekicher – offenbar die Sprache, in der sich die Mutanten verständigten.
    Als Tolik den ersten Schritt vorwärts tat, stoben die Woll knäuel davon und verschwanden in der

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