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Im Wald der stummen Schreie

Im Wald der stummen Schreie

Titel: Im Wald der stummen Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grange
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leichte Materialien – alles in perfekter Ordnung. Francesca, die leidenschaftliche Künstlerin, wurde hier zu einer gediegenen jungen Frau. Eine Frau, die sich vorgenommen hatte, in den nächsten Wochen bis auf fünfzig Kilo abzunehmen. Auf jedem Möbel klebten noch immer Zettel mit der Ziffer 50.
    Jeanne brauchte nicht lange herumzustöbern, um zu erkennen, dass die Kripo alles mitgenommen hatte. Persönliche Papiere, intime Gegenstände. Es würde nichts bringen, hier weiterzusuchen. Im Übrigen wurde es allmählich dunkel. Es war schon nach neun.
    Als sie die Treppe hinunterging, läutete ihr Handy.
    »Jetzt weiß ich die Namen unserer Nachfolger«, sagte Reischenbach. »Der Pariser Ermittlungsrichter Tamayo übernimmt den Fall. Und Batiz, ein Kommissar bei der Mordkommission, wurde zum Leiter des Ermittlungsteams ernannt.«
    »Tamayo ist ein Dummkopf. Sein Gehirn besteht aus zwei Nervenzellen, die ständig miteinander im Streit liegen.«
    »Damit hat er immer noch eine mehr als Batiz. Die beiden werden so schnell nichts herausfinden.«
    »Mist.«
    »Warum beklagst du dich?«, fragte der Polizist. »Diese Knallköpfe lassen dir doch genügend Freiraum für deine eigenen Ermittlungen.«
    »Ich ermittle nicht, ich stümpere herum. Sie verfügen über die notwendigen Mittel.«
    »Gibt's Neuigkeiten?«
    Jeanne dachte an die gestohlene Statue. Ein vernichtetes Beweisstück. Sie war sich sicher, dass Francesca Joachim kannte. Nichts Konkretes.
    »Nein, und du?«
    »Ich habe mich über Eduardo Manzarena erkundigt. Der Typ leitet die größte private Blutbank in Managua. Eine echte Institution. Sie existierte schon während der Diktatur von Moussaka.«
    »Du meinst: Somoza.«
    »Ähm ... ja. In den siebziger Jahren bezahlte Manzarena die Bauern Nicaraguas für gespendetes Blut und verkaufte es mit Gewinn an die Nordamerikaner. Sein Spitzname lautete ›Vampir von Managua‹. Es gab Tote. Schließlich haben die Einwohner Managuas die Labore in Brand gesteckt. Offenbar eines der Ereignisse, die die Revolution von 1979 ausgelöst haben.«
    Jeanne kannte diese Geschichte nicht, aber sie kannte die der sandinistischen Revolution. Es verblüffte sie, dass dieser Fall sie wieder in ein Land führte, das sie einst besucht und begeistert hatte.
    »Als die Roten die Macht übernahmen ...«
    »Die Sandinisten waren keine Kommunisten, sondern Sozialisten ...«
    »Kurz und gut, Manzarena ist abgetaucht. Seither hat in Nicaragua eine Regierung die andere abgelöst, und als die Rechte erneut an die Macht kam, ist Manzarena wieder aufgetaucht. Heute leitet er die größte Blutbank in der Hauptstadt: Plasma Inc.«
    Weshalb hatten François Taine und Antoine Féraud diesen Magnaten des Bluthandels angerufen? Was hatte Manzarena Nelly Barjac geschickt? Eine besondere Probe? Welche Verbindung bestand zwischen dem Vampir von Managua und Joachim? Stammten Vater und Sohn aus Nicaragua?
    Jeanne verließ das Atelier, schloss hinter sich ab und ging zu ihrem Wagen.
    »Hast du herausgefunden, wem der zweite Anruf Taines galt, der nach Argentinien ging?«
    »Ja, aber es ist ziemlich rätselhaft. Es handelt sich um ein Institut für Agrarwissenschaft in einer Stadt im Nordwesten. Tocu... oder Tucu...«
    »Tucumán, der Hauptort der gleichnamigen Provinz. Hast du dort angerufen?«
    »Was soll ich ihnen sagen? Ich habe keine Ahnung, was dieses Institut mit der Geschichte zu tun haben könnte.«
    »Gib mir die Nummern.«
    »Kommt nicht in Frage, Jeanne. Wir waren uns einig, dass ich bis heute Abend weitermache. Morgen übergebe ich alles an Batiz und sein Team. Das geht mich nichts mehr an. Und dich auch nicht.«
    Jeanne stieg in ihren Twingo ein.
    »Gib mir die Nummer, Patrick. Ich spreche Spanisch. Ich kenne diese Länder. Das spart uns allen Zeit.«
    »Tut mir leid, Jeanne. Ich kann diese Grenze nicht überschreiten.«
    Jeanne biss die Zähne zusammen. Sie konnte Reischenbach bis zu einem gewissen Grad verstehen. Er hatte gute Arbeit geleistet.
    »Okay, ruf mich heute Abend an, wenn's was Neues gibt. Ansonsten morgen früh.«
    Sie verabschiedeten sich mit dürren Worten. Das Verhalten des Polizisten zeigte ihr: Ab morgen würde niemand mehr mit ihr sprechen. Sie würde nichts mehr erfahren.
    Während sie Richtung Porte de Montreuil fuhr, versuchte sie die Mosaiksteinchen zusammenzufügen. Drei Opfer. Eine Krankenpflegerin, eine Zytogenetikerin und eine Bildhauerin. Ein autistischer Mörder. Eine Blutbank in Nicaragua. Ein Institut für

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