Im Westen geht die Sonne unter
Süden, in die Karibik, zum Beispiel. Das wäre traumhaft.«
Das verpönte Wort, das er längst aus seinem Vokabular gestrichen hatte, erschreckte ihn so sehr, dass er ohne nachzudenken herausplatzte: »Kreuzfahrt! Das kann nicht dein Ernst sein!«
»Traumhaft«, seufzte sie und schloss die Augen.
»Oh mein Gott.«
»Ich dachte du bist Atheist?«
»Agnostiker«, korrigierte er automatisch. »Jessie – Mensch – willst du mir das wirklich antun? Was soll ich den lieben langen Tag auf so einem Kahn, eingekerkert mit Leuten, denen ich nie begegnen wollte und die sich nicht für mich interessieren?« Es war ein verzweifelter Versuch, doch selbst er erkannte noch während er sprach, wie sinnlos seine Einwände waren.
Sie träumte mit geschlossenen Augen weiter. »Mir würde spontan einiges einfallen, damit keine Langeweile aufkommt«, meinte sie lächelnd. Sie nahm seine Hand und drückte sie sanft an ihre Brust, um ihre Antwort in eine für ihn verständliche Sprache zu übersetzen.
»Du hast auch schon den Katalog besorgt, nehme ich an.«
Sie nickte freudig. »Die Kataloge, ja. Traumhaft.«
Er durchlebte einen Albtraum. Die Hochzeit im Winter bereitete ihm keine Sorgen, aber die Vorstellung, auf dem Schiff, mit der steifen Gesellschaft alter Leute... Er müsste sich die ganze Zeit mit Jessie in der Kabine einschließen. Zudem würde er bei den Kumpels sein Gesicht verlieren. Man konnte nicht auf Dauer Wasser predigen und Wein trinken, ohne sich lächerlich zu machen. Und er war ihr noch immer eine klare Antwort schuldig, die nur ja heißen konnte. So oder so würde er ins Verderben laufen. Sie duftete wirklich intensiver und verführerischer als sonst.
»Also gut, ich ergebe mich – unter einer Bedingung«, sagte er. Mit zwei Fingern ertastete er die Knospe durch die Spitze ihres BHs und begann sie leicht zu massieren. Sie tat, als bemerkte sie nichts, schaute ihn nur neugierig an. »Wir müssen intensiv üben«, fuhr er mit ernstem Gesicht fort. »Zweisamkeit auf engem Raum, meine ich.«
»Guter Junge«, raunte sie ihm ins Ohr. Sie sprang auf und zog ihn hoch. »Komm.«
Eilig verschlang er einen letzten Löffel des alkoholischen Pfirsichs, während sie ihn sachte, aber unaufhaltsam zur Schlafzimmertür zog. Ihr Kleid flog elegant über die Lehne des Korbstuhls. In glänzender Spitzenwäsche und hauchzarten ›Wolfords‹ kehrte sie ihm den Rücken, begann aufreibend langsam das Höschen abzustreifen, bevor er auch nur den Gurt an der Hose geöffnet hatte. Sie legte sich seitwärts mit leicht angezogenen Knien aufs Bett, als schämte sie sich, ihre Blöße zu zeigen. Bei diesem Anblick rauschte sein heißes Blut blitzschnell in die Lenden. Er war schon hart wie ein Obelisk, als er sich nackt an ihren Rücken schmiegte. Sie liebte es von hinten. Nicht hinten. Von hinten, auf diesen Unterschied legte sie größten Wert. Während er sie mit Zunge und Lippen im Nacken liebkoste, glitt seine Hand über den Flaum ihrer Scham zwischen die Schenkel. Plötzlich zuckte er zurück, als hätte ihr Geschlecht ihn gebissen.
»Was – ist das?«, fragte er erregt und setzte sich abrupt auf.
Sie rollte sich auf den Rücken. Spöttisch lächelnd präsentierte sie sich ihm in ihrer ganzen Pracht. »Das«, sagte sie, indem sie auf das glitzernde Ding zwischen ihren Beinen zeigte. »Das, mein lieber Ryan, ist deine Überraschung. Gefällt sie dir?«
»Oh mein Gott«, war alles, was ihm zuerst dazu einfiel. Halb verdeckt zwischen den äußeren Schamlippen steckte ein silbern glänzendes Ringlein. »Ein Piercing«, murmelte er tonlos. Eben noch hatte er geglaubt, seine Jessie durchschaut zu haben, doch der kleine Fremdkörper an ihrer intimsten Stelle belehrte ihn eines Besseren. Das schamlose Schmuckstück erschreckte ihn ebenso wie es ihn mit unwiderstehlicher Kraft anzog. Das dachte auch seine Männlichkeit. Er legte sich behutsam auf sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Du bist ein ganz verdorbenes Mädchen. Was wäre, wenn ich nicht zugestimmt hätte wegen der Hochzeit?«
»Dann hätte ich es herausgenommen.«
Er spürte den Kitzel des Metalls an seinem Glied. Die lustvollen Regungen ihres Körpers sagten ihm, dass auch sie bereit war.
Entsetzte Rufe rissen ihn aus tiefem Schlaf. Jemand hämmerte mit den Fäusten an Jessies Wohnungstür. Er schälte sich benommen aus der zerknüllten Decke.
»Was ist los?«, brummte Jessie ins Kissen.
Das Poltern hatte aufgehört. Umso lauter drangen die Stimmen ins Zimmer.
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