Im Winter der Löwen
geliefert, hatte sogar das Duplikat eines Oscar-Preisträgers geschaffen, der in einem Film einen ihm gleichenden Roboter bekämpft hatte. Joentaa dachte darüber nach, worin die Grundidee dieses Films bestanden haben mochte, und der Beamte sagte: »Medienpräsent. Seit kurzem Buchautor. Eine Art … Halbpromi, zumindest hier in Helsiniki.«
Schweigen füllte den Raum.
»Tja …«, sagte Sundström.
»Viel mehr wissen wir noch nicht«, sagte der Beamte entschuldigend.
Dann gingen sie den Gang entlang und traten ins Schneetreiben. Sie fuhren zu dem Fernsehsender, der mit großem Erfolg Kai-Petteri Hämäläinens Talkshow produzierte. Ein großes, hohes Gebäude, umgeben von einem weitläufigen Park, dominiert von Glas. Während sie auf das Gebäude zugingen, betrachtete Joentaa die kleinen Menschen hinter den durchsichtigen Scheiben und fragte sich, ob die Macher des Senders ihre Mitarbeiter bewusst wie auf einem riesigen Bildschirm zur Schau stellten.
Die Pförtner nahmen Haltung an, als Westerberg seinen Ausweis vorzeigte, die Redakteurin der Talkshow Hämäläinen empfing sie im zwöften Stockwerk und war guter Laune. Kai-Petteri Hämäläinen betrat den Raum wenig später. Er trug ein schwarzes Jackett und eine Blue Jeans, seine Kleidung entsprach der Mischung aus Seriosität und Volksnähe, die vermutlich einen Teil seines Erfolgs begründete. Joentaa betrachtete das bekannteste Fernsehgesicht Finnlands und fragte sich, was daran auf ihn so irritierend wirkte.
»Hallo«, sagte Hämäläinen und gab nacheinander Sundström, Westerberg und Joentaa die Hand. Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und sah sie freundlich fragend an.
Hämäläinen spielt Hämäläinen, dachte Joentaa, und Hämäläinens Miene verdüsterte sich, während Westerberg den Grund des Besuchs erläuterte. Harri Mäkelä, tot aufgefunden, vor seinem Haus.
»Das ist … schrecklich«, sagte Hämäläinen.
»Es kommt noch schlimmer«, sagte Sundström.
Hämäläinen wendete den Blick in seine Richtung und wartete.
»Patrik Laukkanen.«
Hämäläinen runzelte die Stirn und schien nachzudenken. »Ist das nicht … das ist der Gerichtsmediziner, der gemeinsam mit Mäkelä bei uns in der Sendung …«
»Richtig«, sagte Sundström.
Hämäläinen wartete.
»Auch Laukkanen wurde tot aufgefunden«, sagte Sundström.
»Du liebe Güte«, sagte Hämäläinens Redakteurin.
»Das ist … schrecklich«, sagte Hämäläinen und wirkte zum ersten Mal tatsächlich beunruhigt.
»Die einzige Verbindung zwischen den beiden, die wir bislang herstellen konnten, ist Ihre Sendung. Der gemeinsame Auftritt der beiden in Ihrer Sendung«, sagte Sundström.
Hämäläinen schwieg eine Weile. »Ich verstehe«, sagte er schließlich.
»So weit wir wissen, sind sich Mäkelä und Laukkanen in Ihrer Sendung zum ersten Mal begegnet. Könnten Sie sich vorstellen, was die beiden, über den Auftritt hinaus, verbunden hat?«, fragte Sundström.
Hämäläinen schüttelte bedächtig den Kopf und schien in Gedanken versunken zu sein.
»Gar nichts, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist?«
»Es war eine gute Sendung, ein gutes Gespräch, wir hatten gute …« Er hielt inne.
Wir hatten gute Quoten, vermutete Joentaa.
»Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, und beide waren sympathisch und kamen auch so rüber. Gute Gäste«, sagte Hämäläinen.
Sundström nickte.
»Es gibt einen Gedanken, den wir innerhalb unseres Teams erörtert haben und den wir Ihnen vorstellen möchten …«, sagte Westerberg umständlich und sehr, sehr müde.
»Was denn?«, fragte Hämäläinens Redakteurin, als sich die Stille in die Länge zog. Kai-Petteri Hämäläinen starrte die Glaswände an, die sie umgaben.
»Sind Sie … werden Sie von Personenschützern begleitet?«, fragte Westerberg.
Hämäläinen schien nicht zu begreifen, worauf er hinauswollte.
»Stehen Sie unter Personenschutz? Bodyguards …«, präzisierte Westerberg.
»Nein«, sagte Hämäläinen. »Nein, ich bin doch kein … ich lebe ein ganz normales Leben.«
Westerberg nickte, und Joentaa dachte an ein Interview mit Hämäläinen, das er vor einigen Wochen gelesen hatte und das immer wieder um diese Aussage gekreist war. Ein ganz normales Leben, ein Star zum Anfassen. Wenn er sich richtig erinnerte, war Hämäläinen Vater zweier Töchter. Zwillinge. Wie Tuomas Heinonen.
»Warum die Frage?«, sagte Hämäläinens Redakteurin. »Glauben Sie etwa, dass Kai-Petteri …«
»Offen gesagt, werden wir im Moment
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