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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zumindest so bereit, wie sie es an diesem Abend sein konnte.
    »Du bist so blass, cherie«, klagte ihre Mutter.
    »Eine Braut ist immer blass«, unterbrach die dunkelhaarige Ariadne Blackford gutgelaunt das Gespräch zwischen Mutter und Tochter. »Es ist die Vorfreude — ich werde natürlich nicht sagen, auf was genau!«
    »Na also, das hat ihr ein wenig Gesichtsfarbe zurückgebracht« bemerkte Juliette Pasquale warmherzig, während sie sich über Reines Schulter beugte. »Lina, hast du noch ein oder zwei von den spanischen Papieren? Sie könnte noch etwas Farbe auf den Lippen vertragen.«
    »Willst du damit etwa andeuten, dass ich solche Mittelchen brauche, um meiner Schönheit nachzuhelfen?«, fragte Lina, die Condessa de Lerida, mit funkelnden Augen.
    »Ich weiß, dass du das tust«, ging Lisette O’Neill mit großer Offenheit dazwischen.
    »Naturellement, wir alle machen das. Ich glaube, ich habe noch ein Päckchen davon in meiner Tasche.« Sie zog an den beiden Schnüren ihres bestickten Handbeutels, holte einen roten Papierstreifen heraus und hielt ihn der Braut lächelnd hin.
    Reine murmelte ein Dankeschön und nahm das Papier an sich, befeuchtete die Lippen und führte den gefärbten Streifen an ihren Mund, sodass sie mit Oberund Unterlippe die Farbpigmente aufnehmen konnte. Das Ergebnis war verblüffend, zumal ihre Lippen zuvor so blutleer gewesen waren, dass sie fast blau erschienen. Die ihr anzusehende Blässe war jedoch keineswegs auf die Nervosität bezüglich der bevorstehenden Hochzeitsnacht zurückzuführen, sondern sie dachte vielmehr an den zweifelhaften Anlass dieser Hochzeit.
    Sie könnte auch jederzeit alles absagen. Es lag letztlich in ihrer Hand, und ein paar Worte zu den Gästen würden genügen. Danach könnte sie sich in ihr Zimmer einschließen, bis alle Besucher und Verwandte wieder abgereist wären. Wenn Christien versuchen würde, sie zu sprechen, müsste sie sich nur weigern, ihn zu empfangen. Und falls er dann die ganze Familie hinausschmiss? Na und! Das ist auch schon anderen passiert. Sie würden alle überleben, keine Frage.
    Oh, aber konnte sie das ihrer Mutter antun, würde sie die mitleidigen Blicke und das Gerede überleben? Könnte sie je wieder ihre Tochter achten, die so sehr an Haus und Hof hing, dass sie mit einem Fremden vor ihrer Hochzeit ins Bett gestiegen war und sich dann weigerte, ihn zu heiraten?
    Was wäre mit dem Getuschel der Gesellschaft, den Blicken der Leute, das öffentliche Anprangern des moralischen Fehlverhaltens, das sich danach mit Sicherheit einstellen würde? Das Lechzen der Leute nach einem weiteren Skandal? Reine selbst würde das wohl verkraften, aber wie könnte sie das ihren Eltern oder gar Marguerite antun?
    Ihr Vater war einfach zu alt, um noch einmal neu anfangen zu können, ganz egal, wie mutig er dem entgegensehen würde. Was ihre Mutter anbelangte, so könnte Reine es nicht ertragen, wenn sie aufgrund solcher Ereignisse noch zerbrechlicher und labiler würde. Das könnte sie mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren. Sie musste einfach Christien heiraten.
    Mit diesem endgültig gefassten Entschluss war Reine nun wirklich bereit, sie schob ihr Kinn vor und setzte ein Lächeln auf. Der Zug setzte sich mit ihr an der Spitze in Bewegung. Sie schritt aus dem Schlafzimmer, und ihre Mutter, Marguerite sowie die Schar der Frauen der Fechtmeister, die noch ihre Toilette verfeinert hatten, folgten ihr zur Treppe. Während die Damen ihr den Vortritt ließen, kam Marguerite an ihre Seite, griff nach ihrer Hand, zog sie ein wenig hinunter und flüsterte ihr ins Ohr.
    »Du siehst wunderhübsch aus, Maman «, und ergänzte noch, »Monsieur Christien findet das sicherlich auch.«
    »Danke, ma petite .« Reine spürte den Kloß in ihrem Hals, während sie ihre Tochter umarmte. Dann sah sie ihr zu, wie sie in ihrem langen Kleid, das bis an die Knöchel reichte, und mit ihren langen, glänzenden Haaren die Treppe hinunterstieg. Der Anblick der Kleinen war so allerliebst und reizend, dass sie Reine wie ein Engel erschien.
    Nun war es an ihr, die Treppen feierlich herabzuschreiten. Sie hielt den Hochzeitsstrauß vor sich, atmete tief den Rosenduft ein und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Sie wünschte sich, dass sie die Fassung behielte und ihren Mut nicht verlieren würde. Dann setzte sie den rechten Fuß auf die erste Stufe und läutete damit den offiziellen Teil der Hochzeit ein, die Prozession zur Kappelle setzte sich in Gang.
    Christien kam ihr unten aus dem

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