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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wie sie ein Kätzchen durch die Gegend trug und versuchte, es auf Chalmette zu platzieren.
    In den letzten ein oder zwei Stunden hatte sie jedoch niemand mehr gesehen. Das gründliche Absuchen der Bäume, die um River’s Edge herumstanden und lange Schatten warfen, brachte genauso wenig wie die systematische Befragung aller Kinder, die man nacheinander holte.
    Reine wandte sich von all den kleinen ernsten Gesichtern der Kinder ab, kehrte auch ihren besorgten Eltern den Rücken sowie den Leuten von River’s Edge, die aufgrund der schrillenden Alarmglocke herbeigeeilt waren. Sie ließ Paul mit seinem zusammengekniffenen Gesichtsausdruck hinter sich, genauso wie ihre vor Verzweiflung blassen Eltern und den grimmig vor sich hinstarrenden Christien.
    Sie wandte ihren Blick zum Fluss hinunter. Dort schien die letzte Möglichkeit zu liegen.
    Doch sie wollte am liebsten gar nicht erst daran denken. Allein die Vorstellung rief schreckliche Bilder in ihr hervor, die furchtbar entstellte Leiche, die man vor zwei Jahren für Theodore hielt, das Kind, welches letzten Frühjahr von einem Dampfschiff fiel, und schließlich Kingsleys toter Körper, der erst vor ein paar Tagen gefunden wurde. Trotzdem, auch dies musste in Erwägung gezogen werden.
    »Nein«, störte Christien ihre Gedanken und trat eilends neben sie. »Dort ist sie nicht.« Er zögerte. »Zumindest gibt es keine Spur von ihr, weder an dem einen noch an dem anderen Ufer.«
    Er hatte immerhin auch an diese Möglichkeit gedacht und war seiner Vermutung sofort nachgegangen. Ob er das aufgrund von reiner Routine, angeborener Gewissenhaftigkeit oder um sie von der womöglich schrecklichen Pflicht einer Identifizierung zu entbinden, tat, spielte letztendlich keine Rolle. Es war alles abgesucht worden, und zwar gründlich, dessen war sie sich sicher.
    Reine schloss ihre Augen und fühlte ihr Herz heftig pochen, sie spürte auch den tief sitzenden Schmerz, der typisch für unabwendbaren Liebeskummer ist. Sie wusste einfach, dass sie diesen Mann liebte, ihn immer lieben würde und nicht nur, weil er so gut aussah, so viel Stärke und Kraft ausstrahlte, sich äußerst geschickt mit dem Degen verteidigen konnte oder es trefflich verstand, mit seinen zärtlichen Berührungen bei ihr die höchsten Gefühle zu wecken.
    Nein, sie liebte ihn, weil er einfach spürte, wie es ihr gerade ging, ganz gleich, ob sie zu Tode betrübt war, Angst hatte oder größte Freude empfand. Er setzte all seine Kraft, seinen Verstand und sein Streben dafür ein, um sie zu unterstützen, und zwar ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Ja, und er nahm sie einfach so, wie sie war, akzeptierte alle ihre Schwächen und Stärken, wandte sich nicht von ihr ab, sondern schätzte sie für das, was sie nun einmal war, ohne jede Einschränkung, und das, obwohl sie einem andere Mann gehörte.
    Plötzlich trottete Chalmette um die Ecke, er kam aus der Richtung, wo sich die Stallungen befanden.
    Um seinen Hals war ein grobes Stück Tuch geknüpft, und daran hing an einer Schnur ein zusammengerolltes Blatt Papier.
    Paul pfiff nach ihm, und der riesige Hund setzte sich in Bewegung, um schnurstracks auf ihn zuzurennen. Er sah allerdings ziemlich müde aus, an der Seite war ein Blutgerinnsel zu erkennen, was sowohl von einem dornigen Zweig herrühren konnte als auch von einem Messerstich.
    Er kuschte vor Pauls Füßen, winselnde ein wenig, während er den jungen Cassard herzerweichend anblickte.
    Paul löste den Knoten, mit dem die Papierrolle befestigt worden war. Er warf nur einen kurzen Blick darauf und reichte die Nachricht dann an Reine weiter.
    Ihre Hände zitterten, als sie die Nachricht in Empfang nahm, und ihre Stimme versagte. Die Handschrift kam ihr ziemlich vertraut vor, auch wenn es schon mehr als zwei Jahre her war, dass sie diese zuletzt gesehen hatte.
    Meine geliebte Frau, begann der Brief, ich habe unsere Tochter.
    »Das Schreiben ist von Theodore«, flüsterte sie und schaute mit von Tränen verschleiertem Blick in die Runde. »Er hat Marguerite entführt.«
    »Wohin?«, fragte ihr Vater. »Wie ist er bloß an sie herangekommen?«
    Reine antwortete nicht. Sie las zitternd weiter, auch wenn bereits einige Tränen auf das Papier getropft waren und die Buchstaben verschmierten. Hastig versuchte sie, die Tropfen abzuwischen, aus Angst, ihr könnte ein wichtiges Detail des Textes verloren gehen.
    Ich habe sie wegen des für morgen früh angesetzten Ehrenhandels als Unterpfand mitgenommen. Wenn Du sie

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