Im Wirbel der Gefuehle
Reflexe haben.«
Die zweideutige Antwort ließ ihr Gesicht erglühen und warf einen rosaroten Schatten auf ihre Wangen. »Dazu kann ich kaum etwas sagen.«
»Wir werden das nächste Mal weiter vom Haus entfernt üben, das sollte eigentlich genügen.«
»Machen Sie das, wie Sie es für richtig halten. Das werden Sie sowieso tun.« Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton, und während sie ihm dies entgegnete, wandte sie ihren Blick von ihm ab, so als ob sie ihn nicht mehr ertragen könnte.
Christien ließ einen langen Augenblick verstreichen, ehe er antwortete. Er betrachtete ihre aufeinandergepressten Lippen und die zu Fäusten geballten Hände vor ihrer Schürze. Sein Blick wanderte weiter über ihre appetitlichen Wangen, die frisch wie junge Pfirsiche waren, und schließlich über die sanften Wölbungen ihrer Brüste, die im Dekollete ihres Kleides eine so zarte Haut freigaben, dass man den Verlauf ihrer Venen erkennen konnte. Er schluckte unwillkürlich und musste seine Gedanken ordnen, bevor er etwas formulieren konnte.
»Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«, fragte er nach einer Pause. »Oder sollte ich lieber sagen, noch etwas? «
»Natürlich nicht.«
»Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das glauben soll. Wenn Sie ihre Meinung geändert haben ...«
»Das ist es nicht.«
»Aber irgendetwas stimmt doch nicht. Raus damit. Ich kann dem ja nichts entgegensetzen, wenn ich nicht weiß, was es ist.«
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Sie können ja nichts dafür, ein Mann zu sein, beziehungsweise zu jeder Stunde ihren speziell männlichen Beschäftigungen nachgehen zu müssen.«
»Aha«, sagte er, intensiv ihre tiefblauen Augen betrachtend, die bei dieser Anschuldigung geradezu sprühten. »Sie wissen, dass ich letzte Nacht das Haus verlassen habe.«
»Ich habe gesehen, wie Sie aufgebrochen sind.«
»Und da nehmen Sie gleich das Schlimmste an.«
»Ja, denn das ist meiner Erfahrung nach meistens angebracht.«
»Aber Sie haben keinerlei Erfahrung mit mir. Wenn ich Ihnen nun sage, dass ich nach meinem überlangen Nachmittagsnickerchen und der Aufregung in der Nacht nicht mehr einschlafen konnte und deshalb kurz entschlossen in die Stadt geritten bin, um meine letzten Habseligkeiten einzupacken und meine geschäftlichen Angelegenheiten zu regeln, damit ich mich hier richtig niederlassen kann, würden Sie mir das glauben?«
Sie starrte ihn zweifelnd an, aber wer konnte ihr das schon verübeln? Seine Erklärung war zwar teilweise wahr, doch sie sparte auch einiges aus. Dass dies nicht anders ging, machte es auch nicht besser, denn auch etwas Unausgesprochenes konnte eine Lüge sein, mit der man zurechtkommen musste.
»Sie haben schon Recht«, sagte sie abrupt. »Ich ken-ne Sie ja gar nicht.« Sie wandte sich von ihm ab und lehnte sich an den Stamm einer großen, alten Eiche, die ihr Laubdach schützend über sie spannte. »Es ist falsch, Sie am Verhalten von anderen Männern zu messen. Ich meine ... ich wollte Ihnen sagen, dass es mir leid tut, dass ich Sie bei unserer ersten nächtlichen Begegnung vor dem Theater wie ein Fischweib angeschrien habe. Das hatten Sie nicht verdient, sondern im Gegenteil, ich bin Ihnen zutiefst dankbar für das, was Sie getan haben. Es war nur ... ich war so erschrocken und voller Sorge um Marguerite, dass ich nicht wusste, was ich sagte.«
»Es war Ihnen auch peinlich, so im Mittelpunkt der Gesellschaft zu stehen. Ich denke, Sie hatten vorher schon genug Öffentlichkeit gehabt und deren negativen Folgen zu spüren bekommen, da ist es nur verständlich, dass Ihnen das unangenehm war.« Sein Versuch, die Angelegenheit zu vergessen, war ernst gemeint, und ihre Dankbarkeit zu erlangen, war nicht sein eigentliches Ziel. Aber auch während er besänftigend auf sie einredete und sich gleichzeitig neben sie an den Baumstamm lehnte, hatte er nicht das Gefühl, dass sie ihm die angeführten Gründe für seinen nächtlichen Ausflug abkaufte.
»Sie haben ja keine Ahnung«, sagte sie seufzend.
»Jetzt wird alles wieder von vorne losgehen, wenn wir heiraten.«
»Ja.«
»Aber die Leute werden wieder nach anderen Sensationen lechzen, sobald diese Neuigkeit verblasst ist. Apropos Heirat ...«
»Ja, Sie haben recht, darüber sollten wir sprechen.«
Die Widerwilligkeit, mit der sie das hervorbrachte, war nicht gerade schmeichelhaft für Christien, aber er konnte sich wohl kaum beschweren. »Haben Sie schon einen Termin im Kopf?«
»Ich denke, möglichst bald wäre gut«,
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