Im Wirbel der Gefuehle
die samt einem dazu passenden Glas auf dem Nachttisch neben dem Bett stand. Wohl durch seine zuvor ausgesprochene Bitte erinnert, nahm sie das zum Schutz über die Karaffe gestülpte Glas und goss ihm ein wenig Wasser ein.
»Angreifer, hast du gesagt. Glaubst du, dass es mehrere waren?« Er schaute ihr gebannt zu, wie sie eine so einfache Tätigkeit voller Anmut ausführte, ohne dabei ihr durchaus wahrgenommenes Zögern, als sie seinen Tod ansprach, weiter zu kommentieren.
»Es erscheint mir eher unwahrscheinlich, dass es ein Einzelner wagen würde, einen Mann mit deinem Ruf anzugreifen«, gab sie mit einem Achselzucken zurück.
»Mit einem Fechtmeister, meinst du. Eine Pistole verringert den damit womöglich verbundenen Ärger erheblich.« Er war sich nicht ganz sicher, ob das in dieser Antwort mitschwingende Kompliment aufrichtig gemeint war, eine Schmeichelei darstellte oder sie ein geschicktes Manöver versuchte, um ihm etwas zu entlocken. Zunächst bemühte er sich, es positiv zu sehen und fuhr unbeirrt fort, »Wenn ich das recht verstanden habe, hat also niemand den Angriff beobachtet?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Sie setzte den Krug ab, lehnte sich über sein Bett und schob ihre Hand unter das Kopfkissen, um seinen Kopf hochzuheben. Als er in freudiger Erwartung seine Lippen öffnete, drückte sie ihm das Glas Wasser an den Mund.
Er trank, so gut er konnte, war aber kurz davor, sich zu verschlucken. Sie duftete nach Rosen und Veilchen, aber vor allem ihr eigener, süßer Geruch drang zu seinen Sinnen vor und ließ ihn fast verrückt werden. Er mochte wohl vom Fieber dahingestreckt ans Bett gefesselt sein, doch die ihn überkommenden Hitzewallungen der Leidenschaft und das Ziehen in seinen Lenden konnte er trotz allem noch gut wahrnehmen. Zum Glück hatten sie eine kleine Anstandsdame neben sich sitzen, die mit hellwachen, leuchtenden Augen jede ihrer Bewegungen genau verfolgte.
Er gab ihr ein Zeichen, dass er genug Wasser hätte. Als sie das Glas wieder auf dem Nachttisch abgesetzt hatte, hob er erneut an. »Ich bin dir wirklich sehr dankbar für dein gerade noch rechtzeitiges Erscheinen, weißt du, und auch für deine Pflege.«
»Es ist nicht nur mein Verdienst. Alonzo war es, der all die helfenden Hände dirigiert hat, damit man dich auf einem, zu einer Bahre umfunktionierten Fensterladen ins Haus bringen würde. Er hat dich dann auch ausgezogen und ins Bett gebracht.«
»Ich habe mich schon gewundert.« entgegnete er trocken.
Daraufhin errötete sie dermaßen, dass er sich schon fragte, ob Alonzo nicht vielleicht eine Assistentin hatte, als man ihn auszog. Diese Vorstellung war indes äußerst verlockend. Bevor er noch Genaueres erfragen konnte, fuhr sie fort.
»Alonzo wird natürlich weiterhin in der Nähe sein und dir zur Verfügung stehen, solange du noch ans Bett gefesselt bist.«
»Gut zu wissen.«
Ihre Wimpern schienen zu erzittern, doch sie vermied noch immer direkten Blickkontakt mit ihm. »Dr. Laborde wird demnächst wieder nach dir sehen, ob du Fortschritte machst, und dir Verband und Unterwäsche wechseln. Ich soll dir noch dringend ausrichten, dass du dich während des Heilungsprozesses so wenig wie möglich bewegen sollst. Du musst noch mindestens drei Tage im Bett bleiben, vielleicht auch noch mehr.«
Dagegen hatte er doch einige Vorbehalte. Seiner Erfahrung nach heilten Wunden schneller und waren auch weniger schmerzhaft, wenn man sich in Maßen bewegte. Im Moment waren allerdings andere Dinge von größerer Wichtigkeit.
»Dr. Laborde hat bei dir eine leichte Gehirnerschütterung festgestellt. Gegen die Schmerzen im Kopf und an deiner Brust hat er mir ein Fläschchen Laudanum dagelassen. Ich werde es dir holen ...«
»Nein, danke.«
Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit wieder, auch wenn sie ihn wenig begeistert ansah.
»Wirklich, es wird dir ...«
»Nein.«
Ihre Lippen wurden ganz schmal, und sie blickte wieder an ihm vorbei ins Leere. »Wie du willst.«
Er sah sie skeptisch von der Seite her an. Einen so leichten Sieg hatte er nicht erwartet. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie nur ein paar Minuten verstreichen ließ, um es dann erneut zu versuchen. Ein Ablenkungsmanöver schien angebracht zu sein.
»Wie sieht es mit der Hochzeit aus?«
»Es sind bisher noch keinerlei Vorbereitungen in die Wege geleitet worden.«
»Ich hoffe, wir werden das nicht zu lange verschieben.«
Sie warf ihm einen kurzen, skeptischen Blick zu. »Nein.«
Versonnen schaute er sie an, ihre
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