Im Wirbel der Gefuehle
stellen, sondern dir vielmehr beizustehen. Es wird immer mein Ziel sein, dich in dem, was du tust, zu unterstützen.«
Der Ärger in ihrer Miene wich langsam einem neutralen, aber angespannten Gesichtsausdruck, was ihm plötzlich sonderbar erschien. Ihr zarter, blasser Hals bewegte sich sanft, als sie schluckte und antwortete. »Ich habe die letzten fünf Jahre das alles sehr gut ohne deine Hilfe geschafft.«
»Natürlich hast du das, aber warum solltest du so weitermachen, wenn ich da bin und dich unterstützen kann?«
Er zögerte, fuhr dann aber fort, da er keine Ahnung hatte, wann wieder eine günstige Gelegenheit kommen würde, das heikle Thema anzuschneiden. »Apropos, hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass man den großen Hund bei Marguerite im Kinderzimmer übernachten lassen könnte?«
Irritiert fragte sie zurück. »Chalmette? Aber warum?«
»Er wäre vielleicht ein guter Schutz für sie.«
»Schutz.«
Er ignorierte Reines misstrauischen Unterton und erklärte weiter. »Sie glaubt, dass sie von einer Erscheinung namens loup-garou heimgesucht wird, und der kommt nur zu ihr. Wenn es gelingt, sie zu überzeugen, dass der Hund Alarm schlägt und den Bösewicht in Schach hält oder gar vertreibt, wäre sie vielleicht etwas beruhigter.« Er wartete auf eine Antwort von ihr, voller Sorge, dass sie seinen Vorschlag missbilligen würde, allein aus dem Grund, weil er von ihm stammte.
Reine starrte ihn einige Sekunden lang an, nickte schließlich zustimmend und entgegnete schmallippig. >>Das ist zumindest einen Versuch wert, vielleicht können wir alle dann mal eine ruhige Nacht verbringen und Marguerite womöglich auch. Ich werde mich darum kümmern.«
»Wunderbar.« Er sagte dies, ohne den Mund zu einem Lächeln zu formen, war aber trotzdem besorgt, dass man ihm seine innere Bewegtheit anhörte, denn die Kleine lag ihm wirklich am Herzen.
Sie drehte sich um und war schon auf dem Weg zur Tür, so als ob sie jetzt Chalmette holen wollte, als sie plötzlich noch einmal ihren Kopf herumwarf und ihn aus den Augenwinkeln anblickte. »Ich muss das wirklich wissen: Hast du keine Ahnung, wer da hinter dir her war, und wird derjenige wiederkommen, um sein Werk zu vollenden?«
»Ja, die eine oder andere Idee vielleicht«, gab er zu, »aber sicher bin ich mir nicht.«
»Bist du dir ganz sicher, dass diese Racheaktion nicht vielleicht mit einer deiner früheren ... Zusammenstöße in Verbindung zu bringen ist? Könnte es nicht damit Zusammenhängen, dass dich der ein oder andere heimgesucht hat, den du vielleicht zu einem Duell herausgefordert hast oder dem du einen anderen Anlass gegeben hättest, dich zu töten?«
Er sah sie mit zweifelndem Blick an. Es schien fast so, als würde sie mehr über ihn wissen, als es ihm lieb war. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Ich frage dich das nicht aus bloßer Neugierde heraus, verstehst du, sondern ich mache mir Sorgen um Marguerite und den Rest meiner Familie. Wenn du von Feinden verfolgt wirst und diese tödliche Gefahr mit auf River’s Edge bringst, dann ist unsere Abmachung hinfällig.«
Sein verwünschter Ruf als Fechtmeister, das war der Grund ihrer Sorge. Die Tatsache, dass er gezwungen wurde, seine Integrität zu verteidigen, ging ihm eigentlich gegen den Strich, aber da musste er wohl durch. »Es ist mitnichten so, dass ich eine Spur von Mord und Totschlag hinter mir herziehe, aus der sich zahlreiche Vergeltungsschläge ergeben würden, auch wenn du vielleicht das Gegenteil annimmst«, sagte er ernst. »Sollte es jedoch zufällig den ein oder anderen geben, der sich aufgrund früherer Begebenheiten dazu veranlasst sieht, mich zu stellen, dann, so sei versichert, bin ich durchaus in der Lage, nicht nur mich selbst, sondern auch deine Familie zu verteidigen, denn sie wird auch die meinige sein.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
»Darauf kannst du dich verlassen«, sagte er so vertrauenserweckend wie möglich. »Niemand wird die meinigen anrühren, niemand.«
Fünfzehntes Kapitel
Nachdem sie tagelang nahezu ununterbrochen genäht hatte, war Christiens Hemd fast fertig geworden. Sie ließ ihre Nadel entlang des Saumes gleiten und verknotete nach dem letzten Stich das Ende des Fadens. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages ausnutzend, hielt sie das Hemd während der Arbeit in den Schein des Lichts, welches in warmen Farben durch die Balkontüren hereinflutete. Ab und zu blickte sie auf, streckte und reckte sich, damit sich ihre durch die gebückte Arbeit
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