Im Wirbel der Gefuehle
rosigen Wangen, die zarte, sanfte Haut und dieses perfekt geschwungene Kinn. Es erinnerte ihn lebhaft an den Abend im Raucherzimmer, als er die aufsteigende Röte der Erregung bei ihr bemerkte, während er ihr die innigsten Freuden bereitete. Für einen Augenblick war der Schmerz in seinen Lenden größer als der seiner Verletzungen. Diese Verwirrung seiner Gedanken gab ihm eine leise Vorahnung, was noch passieren könnte.
»Ich bin nicht sehr geduldig, wenn ich ans Bett gefesselt bin und bleibe nicht gerne liegen, allerdings ...«
»Ja?«
»Es würde mir leichterfallen, das auszuhalten und ruhig zu bleiben, wenn mir vielleicht jemand die aktuellen Zeitungen vorlesen würde oder einen Roman oder was Ähnliches. Ich denke, angesichts der Tatsache, dass jedes Mal, wenn ich mich bewege, mein Kopf schmerzt, als ob er von Thors Hammer getroffen würde, und meine Augen schielend hervorquellen, wäre das eine gute Ablenkung, oder? Auch jemand zum Kartenspielen, so für ein oder zwei Stunden wäre nicht schlecht.«
»Karten«, wiederholte sie mit belegter Stimme.
Letzteres zu erwähnen, war wohl eindeutig ein Fehler. Er wartete darauf, dass er nun zu hören bekam, dass so etwas unmöglich wäre oder höchstens ihr Vater sich darum kümmern könnte.
»Ich kann mit dir spielen«, warf Marguerite hoffnungsvoll ein.
Ein ironisches Lächeln umspielte Reines sinnliche Lippen. »So sei es, falls sie dich nicht stört. Mein Vater hat ihr alle harmlosen Kartenspiele beigebracht.«
Das war zwar nicht gerade das, was Christien sich erhofft hatte, doch das zu seinen Füßen kauernde, süße Kind zu enttäuschen, brachte er nicht übers Herz. »Danke Mademoiselle Marguerite. Ich freu mich schon auf deine Gesellschaft.«
Die Kleine lächelte ihn mit ihren Grübchen auf der Wange kokett an. Reines Miene entspannte sich und wurde zunehmend freundlicher, als sie die beiden beobachtete, allerdings nur für einen Augenblick. Sie ging an das Fußende des Bettes und legte die Hand auf die Schulter ihrer Tochter und ermahnte sie: »Das muss bis morgen früh warten, jetzt ist es für dich Zeit ins Bett zu gehen.«
»Aber Maman !«
»Monsieur Christien ist müde und muss sich ausruhen. Lauf schon mal vor, cherie .«
Mit vorgeschobener Unterlippe und leicht aufsässigem Gesichtsaudruck jammerte sie. »Du musst aber mitkommen.«
»Gleich.«
»Jetzt«, beharrte sie schmollend.
»Marguerite.« Christien sah sie ermahnend an.
Einen Moment lang dachte er, dass sie ihn einfach ignorieren würde. Zunächst blickte sie ihn so trotzig wie möglich an, dann aber seufzte sie theatralisch und kletterte vom Bett herunter. Mit ihren nackten Füßchen tapste sie aus dem Krankenzimmer und ließ demonstrativ hinter sich die Tür zuknallen.
Nach ihrem Abgang herrschte bedrückende Stille im Raum, nur der wieder stärker werdende Regen, der auf die Dachziegel prasselte und sich in lautem Geplätscher in die Abflussrinne ergoss, war deutlich zu hören. Gelegentliches, fernes Donnergrollen vervollständigte die Szenerie. Diese nächtliche Atmosphäre mit den draußen tobenden Naturgewalten, schien sie enger zusammenzuschweißen, zumal alle anderen Bewohner des Hauses bereits zu Bett gegangen waren.
Die zufallende Tür ließ einen Luftzug durchs Zimmer wehen und wirbelte die Falten von Reines Nachtgewand auf. Christien schaute schnell zu Seite, denn der feine Stoff, der ihren Körper umhüllte, gab mehr von ihren sanften Kurven frei, als es für ihn im Moment zuträglich war. Er wollte nicht dabei erwischt werden, wie er seine Zukünftige versonnen anstarrte, so sehr es ihn auch reizte, genau dies zu tun.
»Ich muss dich bitten, das nie mehr zu tun«, warf Reine plötzlich ein.
»Bitte?«
»Deine Autorität in dieser Weise auszuspielen. Du bist nicht Marguerites Vater.«
»Noch nicht«, verbesserte er.
»Sie ist mein Kind. Auch wenn wir ... verheiraten sind, wäre es mir lieber, wenn ihre Erziehung in meinen Händen verbleibt.«
Ärger stieg in ihm auf, und zwar nicht so sehr, weil sie ihm das Recht verweigerte, Marguerite Anweisungen zu geben, sondern weil sie ihn dadurch aus dem innersten Kreis ihrer Familie ausschloss. »Ich werde für sie genauso die Verantwortung tragen, als ob sie mein eigenes Kind wäre. Deshalb sollte ich auch ein Wörtchen mitreden dürfen, wenn es um ihre Erziehung geht. Nein, warte«, fuhr er fort, noch bevor sie ihren Mund zu einem Widerspruch öffnen konnte. »Meine
Absicht ist es nicht, deine Autorität infrage zu
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