Im Wirbel der Gefuehle
Sachen, zumindest was Kuchen und Torten anbelangt«, sagte er mit ernster Miene, während er halb aufrecht mit seinem Kopf gegen sein Kissen lehnte. »Es gibt allerdings eine Sache, die ich als angemessene Entschädigung für das Schlucken deiner Giftmixtur in Erwägung ziehen würde.«
Sie beäugte ihn mit Argwohn. »Und was wäre das?«
»Der Geschmack von etwas, das süßer ist als Kuchen und die Bitterkeit des Laudanums verdrängt. Es ist etwas, das dem Trank der Götter sehr nahe kommt.«
Sein Blick ruhte auf ihren Lippen; sie müsste sich schon besonders dumm stellen, wenn sie diese Andeutung missverstehen würde.
»Oh, nein«, entgegnete sie und trat vom Bett einen Schritt zurück.
»Ich denke schon, doch«, lachte er sie an und griff nach ihrer Schürze.
»Lass mich los.« Sie hätte sich schon befreien können, so viel war sicher, vielleicht hätte sie ihm dabei aber ein wenig wehgetan, und das wäre undenkbar gewesen. Der liebevolle, teuflische Blick in seinen tiefdunklen Augen hatte bestimmt nichts damit zu tun, dass sie blieb, auf keinen Fall.
»Ich glaube nicht, dass ich das kann. Laudanum ist ein sehr starkes Medikament, aber nur halb so wirksam wie dein Kuss.«
»Sei nicht albern.« Sie ließ es zu, dass er sie näher ans Bett heranzog, indem er ihre Schürze um seine Faust wickelte.
»Nein, glaub mir. Du könntest ein Vermögen machen im Krankenhaus, allerdings weiß ich nicht, was du dann mit all den Liebestrunkenen anstellen solltest, die dir nach Hause folgen würden.«
»Unsinn.«
»Nicht im Geringsten. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, denn ich bin der Liebestrunkenste von allen.«
Auf diese Behauptung hatte sie keine Antwort mehr und ihre Gegenwehr brach zusammen. Er zog sie zu sich herunter, bis ihre Lippen zueinanderfanden. Dann umgarnte er sie mit seiner warmen Zunge, bis sie schließlich dahinschmolz. Als ihre Lippen sich öffneten, bemächtigte er sich ihrer Zunge und lud sie zu einem verschlungenen Tanz ein, ließ sie seinen Mund und seine Zunge nach Herzenslust erkunden.
Sie war einfach hingerissen von seinem Humor, seinem Wagemut und seiner Leidenschaftlichkeit. Irgendwie gelang es ihm, in einem Bruchteil eines Moments, sie an den Hüften zu packen und auf das Bett neben ihm zu heben und sie vorsichtig in seine Arme zu schließen. Langsam bahnte sich seine rechte Hand von ihrem Hals, direkt auf ihrer nackten Haut, den Rücken hinunter ihren Weg, während es seiner linken gelang, über ihre Hüfte und Schenkel streichelnd, schließlich ihr bloßes Knie zu berühren. Mit seinen langen, starken Fingern bahnte er sich einen Weg durch ihre Unterröcke, während sie in erwartungsvoller Lust ruhig dalag, aber umso heftiger atmete. Sie wollte es unbedingt, ihr ganzer Körper sehnte sich danach, dass er sie zwischen den Schenkeln berührte, dort, wo ihre Pantalons eine dezente, kleine Öffnung hatten.
Der Schock über die Heftigkeit ihres Begehrens ließ sie aus der Trance des Liebesspiels aufschrecken und wieder zur Besinnung kommen. Diesmal war sie es, die ihn von sich wegstieß. Sie stand abrupt auf, goss einige Tropfen Laudanum in ein Wasserglas und hielt es ihm auffordernd hin.
Glücklicherweise hatte sie ihren Verstand nicht so weit abgeschaltet, als dass sie ihr eigentliches Unterfangen vergessen hätte — ein schwacher Trost.
Und immerhin, sie hatte sich durchgesetzt, er nahm schließlich das Laudanum ohne weiteres Murren. Daraufhin atmete er tief und entspannt, die ganzen Schmerzen, die sich zuvor in seiner Miene abgezeichnet hatten, wichen einem ausgeglichenen Gesichtsausdruck. Das Kopfweh schien endlich besiegt zu sein.
Sie hatte allerdings ihre Zweifel, ob man ihn länger als einen weiteren Tag ans Bett binden könnte. Irgendwie fühlte sie, dass ihn nur ganz bestimmte, persönliche Angelegenheiten hier im Haus testhielten. Ab und zu ertappte sie ihn dabei, wie er sie tragend ansah, doch sie hatte Angst davor, der Sache auf den Grund zu gehen.
Bisher hatten sie nur ganz kurz über jenen Abend gesprochen, als er angeschossen wurde, aber er hatte ihr nicht den kleinsten Hinweis gegeben, weshalb er nächtens unterwegs war und was der Grund dafür sein könnte, dass man ihn überfallen hatte. Vielleicht schwieg er aus Solidarität zu den anderen Fechtmeistern, mit denen er innerhalb der Bruderschaft eine Rangfolge auskämpfte. Es könnte aber auch sein, dass er aus Sicherheitsgründen niemandem davon erzählte, weil er eine tödliche Gefahr bis vor die Tore von
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