Im Zauber der Gefuehle
vergiftet zu sein. Fast noch nie war Nick derartiger Zorn aus den Zügen eines anderen Mannes entgegengeschlagen. Ohne Zweifel hätte ihn Radnor am liebsten auf der Stelle umgebracht, böten sich ihm Mittel und Wege. Stattdessen starrte er sein Gegenüber hasserfüllt an, während die Erkenntnis zu ihm durchzudringen schien, dass Lottie sich seinem Zugriff für immer entzogen hatte.
»Ihr könnt sie nicht haben«, zischte Radnor schließlich, das Gesicht purpurrot und von mörderischer Wut verzerrt.
Nick antwortete ihm ebenfalls leise. »Ihr könnt mich nicht aufhalten.«
Die Muskelstränge im Gesicht des Grafen zuckten unkontrolliert. »Wie viel wollt Ihr? Offensichtlich versucht Ihr auf diese Weise, Geld von mir zu erpressen ... nun, Ihr sollt es haben und dann zur Hölle mit Euch. Nennt mir Euren Preis.«
»Ich bin nicht gekommen, um mich von Euch kaufen zu lassen«, versicherte Nick ihm. »Ich will sie wirklich, und sie scheint meine Hand der Euren vorzuziehen.« Dann holte er das Miniaturporträt aus der Tasche und ließ es über den Tisch segeln, sodass es neben dem stocksteifen Arm des Grafen zum Liegen kam. »Es scheint fast so, als sei dies das Einzige, was Ihr jemals von Charlotte Howard besitzen werdet, Mylord.«
Es war offensichtlich, dass die Situation für Radnor unfassbar war und er vor Wut kaum sprechen konnte. »Dafür werdet Ihr beide büßen.«
Nick hielt seinem Blick stand. »Nein, Ihr werdet es büßen, Mylord, solltet Ihr Lottie jemals wieder belästigen. Ich verbitte mir jegliche Kontaktaufnahme und auch Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Familie. Sie steht von nun an unter meinem Schutz.« Er hielt inne, um dann hinzuzufügen: »Wenn Ihr auch nur ein wenig über mich und meine Vergangenheit wisst, werdet Ihr meine Warnung nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Naiver Dummkopf! Ihr wagt es, mich davor zu warnen, in Kontakt mit ihr zu treten? Ich habe sie erschaffen! Ohne meinen Einfluss wäre Charlotte längst ein Arbeitstier auf dem Land mit einem Dutzend quängelnder Kinder am Rockzipfel ... oder sie würde ihre Beine für jeden Mann breit machen, der ihr ein paar Münzen zwischen die Brüste steckt. Ich habe ein Vermögen darauf verwandt, etwas viel Besseres aus ihr zu machen, als ihr vorherbestimmt war.«
»Warum schickt Ihr mir keine Rechnung?«
»Das würde Euch ins Armenhaus bringen«, versicherte Radnor ihm geringschätzig.
»Schickt sie trotzdem«, forderte Nick ihn gelassen auf. »Es würde mich interessieren, wie viel es kostet, jemanden zu erschaffen.«
Mit diesen Worten verließ er Radnor, der wie ein giftiges, sonnenscheues Reptil in seiner dunklen Höhle sitzen blieb.
Siebtes Kapitel
Lottie aß eine Portion Hammelbraten und genoss die friedliche Atmosphäre des kleinen Esszimmers, dessen Dielen vor Bienenwachs nur so glänzten.
Da erschien Mrs. Trench in der Tür. Auf dem sympathischen Gesicht der rundlichen Haushälterin spiegelte sich eine gewisse vorsichtige Skepsis wider, und Lottie ahnte die Fragen, die die ältere Frau insgeheim beschäftigten. Die Haushälterin musste sich fragen, ob Lottie Nick Gentry tatsächlich heiraten würde oder ob man ihr lediglich einen Streich spielte, ob man aus Liebe oder aus Vernunftgründen heiraten wollte oder ob es sein musste ... ob Lottie eine bedauernswerte Frau war oder eine, die aus kalter Berechnung heiratete.
»Ist das Abendessen zu Eurer Zufriedenheit, Miss Howard?«
»Ja, danke.« Lottie schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Wie lange stehen Sie schon in Mr. Gentrys Diensten, Mrs. Trench?«
»Seit drei Jahren«, kam die eilfertige Antwort. »Seitdem er in der Bow Street anfing. Sir Ross höchstpersönlich führte ein Bewerbungsgespräch mit mir, da er dem Herrn helfen wollte, einen angemessenen Dienstbotenstab zu finden. Mr. Gentry ist gewissermaßen ein Protégé von Sir Ross.«
»Weshalb mag Sir Ross ein derartiges Interesse an ihm haben?«, fragte Lottie, um herauszufinden, ob die Haushälterin über die geheime Verbindung der beiden im Bilde war.
Mrs. Trench schüttelte ratlos den Kopf. »Das ist mir schleierhaft, vor allem, weil sie einst erbitterte Feinde waren. Viele Leute kritisierten Sir Ross für seine Entschei
dung, Mr. Gentry bei der Bow Street einzuführen, aber Sir Ross hat Recht behalten: Es ist jedes Mal Mr. Gentry, nach dem gerufen wird, sobald es gefährlich wird. Er fürchtet sich vor nichts. Ein kluger Kopf und schnelle Beine - so sagt Sir Grant über ihn. Es gibt niemanden, der Mr.
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