Im Zauber des Highlanders
etwas, was normale Menschen nicht hatten - mehr.
»Lass mich raus«, sagte er leise und eindringlich. »Sprich die Worte aus. Ich werde dein Schutzschild sein. Ich werde mich zwischen dich und all die anderen stellen. Du brauchst Schutz und weißt das auch. Sei keine Närrin, Frau.«
Sie schüttelte den Kopf und drehte den Türknauf.
»Deine Antwort lautet Nein? Du bevorzugst es zu sterben? Das ist dir lieber, als mir die Freiheit zu geben? Wovor fürchtest du dich so sehr? Was könnte ich dir deiner Meinung nach so Schreckliches antun?«
Sein glühender Blick, der auf manchen ihrer Körperteile zu lange ruhte, machte nur zu deutlich, was er gedachte, mit ihr zu tun.
Was sie natürlich dazu brachte, auch daran zu denken, und zwar in allen Einzelheiten. Und wieder wurde ihr ganz heiß. Was, um alles in der Welt, stimmte nicht mit ihr? War sie irgendwie in einem permanenten Ei-sprung-Zyklus stecken geblieben? Produ zierte ihr Organismus umso mei n Hormone, je schlimmer ihr dieser Mann erschien?
Sie riss die Tür auf und wich zurück in den Flur. »Ich muss nachdenken«, murmelte sie.
»Denk schnell, Jessica. Du hast nicht mehr viel Zeit.«
»Toll, einfach super. Jeder dahergelaufene Bastard kennt meinen Namen.« Nach einem letzten wütenden Blick in den Spiegel, schlug sie die Tür so heftig zu, dass der Rahmen bebte.
»Der nächste Meuchelmörder, den er dir auf den Hals hetzt, könnte jeden Moment hier sein.« Das tiefe Gurren drang durch die Tür. »Und er wird gerissener sein als der Letzte. Möglicherweise ist es sogar eine Frau. Sag mir, Mädchen, wirst du den Tod überhaupt kommen sehen?«
Jessi versetzte der Tür einen wütenden Tritt.
»Geh nicht zu weit weg. Du wirst mich brauchen.«
Sie zischte etwas durch die zusammengebissenen Zähne, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Aber er hatte es gehört. Er lachte schallend und sagte: »Anatomisch ist das nicht möglich, Frau, sonst würden die meisten von uns >beschissenen Männern< es tun, glaub mir.«
Sie verdrehte die Augen. Diesmal machte sie sich nicht die Mühe, die Tür abzuschließen. Dann fiel ihr etwas ein, und sie ging zurück, riss des Absperrband ganz ab, knüllte es zusammen und steckte es in ihre Tasche.
Vielleicht hatte sie Glück und jemand klaute diesen verfluchten Spiegel, dann hatte sie ihre Ruhe.
OPTIONEN
Zur Polizei gehen. Dort alles erzählen und Personenschutz verlangen.
Verbindung mit dem Lieferunternehmen aufnehmen, den Spiegel an den Absender zurückschicken und darauf hoffen, dass damit alles in Ordnung ist.
Ins Ausland fliehen.
Sich selbst in eine Nervenheilanstalt einweisen und darauf vertrauen, dass sie hinter den verriegelten Türen und gepolsterten Wänden sicherer war als in einer normalen Klinik.
Jessi trank ihren Kaffee aus, schob den Becher beiseite und betrachtete ihre jämmerlich kurze Liste. Sie seufzte.
Sie spürte noch immer das flaue Gefühl im Magen, aber es hatte sie ein wenig beruhigt, ihre Möglichkeiten aufzulisten. Dadurch war sie gezwungen gewesen, einen realistischen Blick auf ihre absolut surreale Situation zu werfen.
Nummer vier fiel weg: Damit würde sie ihr Schicksal in fremde Hände legen.
Nummer eins kam ebenfalls nicht in Frage. Die Polizei würde sie nur auslachen, wenn sie versuchte, ihnen klar zu machen, dass sie wusste, wer den Mord auf dem Campus begangen hatte - nämlich ein großer, dunkler Sexgott, der in einem zehntausend Jahre alten Spiegel gefangen und nur auf seine Freiheit aus war. Vermutlich wurde er ... auf, äh ... paranormale Weise in besagtem Spiegel eingekerkert, weil er als ruchloser Verbrecher galt, vor dem die Welt geschützt werden musste.
Selbst s i e würde jemanden, der eine solche Geschichte erzählte, für vollkommen durchgedreht halten.
Blieben nur noch Nummer zwei und drei als potenzielle Lösungen. So wie sie es sah, würde eine Flucht und ein dauerhafter Aufhalt in einem anderen Land (sie müsste so lange wegbleiben, bis sie einigermaßen sicher sein konnte, dass sie in Vergessenheit geraten war) sehr viel mehr kosten als eine Schiffsfracht, selbst wenn die Versicherung eine exorbitante Prämie verlangte. Aber wenn sie den Spiegel zurückschickte, musste sie sicher sein, dass die Sache damit ein für alle Mal ausgestanden war.
Was sollte sie dann tun? Darüber sprechen? Der Welt von einem sagenhaften Artefakt berichten, nachdem es weg war? Sich damit in Misskredit bringen und alle Chancen auf eine vielversprechende Zukunft auf dem Gebiet der
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