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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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bewohnte.
    Genervt drückte ich auf die Hupe, als das Fahrzeug vor mir nicht anfuhr, obwohl wir längst Grün hatten.
     
    Ein paar Minuten später fand ich meine Tochter lachend mit Melissa in Patrizias Küche. Lena, die Köchin, hatte ihnen gerade ein Omelett mit Salat und Kakao serviert.
    »Hallo, meine Süßen«, rief ich schon in der Tür und winkte Melissa zu, während ich zu Josey ging und sie an mich zog.
    »Mama«, sagte meine Tochter und entzog mir ihren Kopf. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt.
    »Komm«, sagte ich und wollte sie vom Stuhl nehmen. »Wir müssen los.«
    »Wir wollten das Haus bauen.«
    »Wir müssen«, beharrte ich.
    »Ich will den Kakao noch trinken«, sagte sie und umklammerte den Becher.
    »Ich mach dir zu Hause einen neuen.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich möchte noch hierbleiben.« Ihre Stimme hatte einen quengeligen Unterton.
    Ich runzelte ebenfalls die Stirn und sah ratlos auf sie herab. Ich wollte sie zurechtweisen, ließ es dann aber. Josey konnte sehr dickköpfig werden. Zu gern würde ich die Schuld auf Kai schieben und behaupten, das habe sie von ihm. Doch das stimmte nicht. Kai war zwar konsequent, aber niemals dickköpfig gewesen. Er hatte immer nach einem Kompromiss gesucht. Das hatte schon sein Beruf verlangt. Aber vielleicht war er auch Scheidungsanwalt geworden, weil er glaubte, dass das Leben aus Kompromissen bestand. Dickköpfig, das war ich. Meine Mutter hatte früher immer gesagt, ich wollte mit dem Kopf durch die Wand.
    »Ich bestell uns eine Pizza mit Salami«, sagte ich. Es war eine ihrer Lieblingsspeisen.

    Die Bestechung nutzte nichts.
    Ich hörte Lena mit ein paar Töpfen klappern. Ich drehte mich zur Spüle, sah jedoch nur ihren breiten Rücken, der in einen noch breiteren Hintern überging. Sie ließ Wasser über eine Pfanne laufen und schrubbte sie mit einer Bürste.
    Ich schaute Patrizia an. Die zuckte mit den Achseln. Offensichtlich war sie immer noch sauer, weil ich sie bei der Milchausgabe alleingelassen hatte, und nun war ich auch noch Lena zu nahe getreten. Patrizia schätzte so ein Verhalten nicht besonders. Sie legte Wert auf gutes Benehmen, auf Contenance, auf Stil.
    »Ich hab ihren Schulranzen oben. Ich hol ihn schnell«, sagte sie und verschwand aus der Küche. Ich rannte ihr hinterher und erklärte, dass ich eine Tote identifiziert hatte. Ich erzählte ihr nicht, dass es meine Mutter war, denn ich wollte sie nicht beunruhigen, und sie fragte nicht weiter nach. Dafür war sie zu diskret, und ich liebte sie dafür.
    Ich ging zurück in die Küche und sah Josey zu, wie sie das Omelett mit der Gabel zerteilte.
    Mein Handy klingelte.
    »Beeil dich«, sagte ich zu Josephine und verließ die Küche.
    Im Flur ging ich ran.
    »Frau Steinfeld? Hier spricht Peter Mankiewisc.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Claus Wernher hat uns angerufen.«
    Ich biss die Zähne aufeinander. Ich liebte ihn. Er war mein bester Freund. Aber er hatte nicht über meinen Kopf hinweg die Polizei zu verständigen über eine Geschichte, die nur mich etwas anging.
    »Bringen Sie uns die Fotos vorbei«, sagte er.
    »Ich kann jetzt nicht.«
    »Frau Steinfeld, das sind Beweismittel.«
    »Für was?«, fragte ich.
    »In einem Mordfall«, sagte er. »Oder glauben Sie allen Ernstes,
dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat?« Ich glaubte, eine gewisse Panik in seiner Stimme zu hören. Doch das passte nicht zu ihm. Dieser Mann war Kommissar mit mindestens 30 Jahren Berufserfahrung, und er hatte auf mich wie ein Fels in der Brandung gewirkt.
    »Interessiert mich jetzt nicht«, sagte ich voller Abwehr und hätte mich ohrfeigen können. Ich hatte nicht vor, ihn schon wieder zu verärgern. Ich war nur eine so schlechte Taktikerin, wenn ich zu emotional war und mich nicht im Griff hatte.
    »Wir wollen sie auf Fingerabdrücke und Spuren untersuchen.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Es wird nur meine und die von Claus geben«, sagte ich und legte auf.
    Es klingelte kurz darauf noch mal. Ich ignorierte es.
    Patrizia kam die Treppe herunter. Die Treppe war so weiß wie die Wände, so weiß wie die Fußbodenkacheln in der Küche, im Flur und im Bad. Ich hatte keine Ahnung, wie man mit einem Kind und einem weißen Fußboden klarkam. Wahrscheinlich ging das nur mit einer Haushälterin, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatte, als für Reinheit und Ordnung zu sorgen.
    Ich ging zurück in die Küche. Meine Tochter hatte ihr Omelett aufgegessen.
    »Können wir?«, fragte ich, und

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