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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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während Tom und Möhre im Wasser waren!«
    Tom nahm Pits Becher und füllte ihn mit frischem Tee. »Die auf dem Fabrikschiff werden ganz schön blöd aus der Wäsche glotzen! Wir haben ihnen ein Riesenloch ins Netz geschnitten und noch einen kleinen Gruß drangehängt – wasserdicht eingeschweißt!«
    »Wenn mir je wieder so ein Netz unter die Finger kommt, dann schlitze ich es der Länge nach auf!«, fluchte Pit. »Man sollte die Typen, die so was auslegen, in ihre eigenen Netze wickeln und an der tiefsten Stelle im Meer ersäufen!«
    »Na ja, aber irgendwie muss man doch Fische fangen!«, schränkte Tom ein. »Ich zum Beispiel esse sehr gerne Fisch!«
    »Das kannst du ja auch!«, antwortete Pit. »Und es gibt ja auch Fangmethoden, wo nur der Fisch gefangen wird, der auch auf dem Teller landet. Aber weil diese Methode nun mal ein bisschen umständlicher ist, machen sich es viele große Firmen leicht und legen diese Riesennetze aus. Das ist billiger für sie! Dass Hunderte anderer Tiere dabei mit draufgehen, ist diesen Kerlen wirklich total egal!«
    Pit spülte die trockenen Kekskrümel mit einem großen Schluck Tee hinunter. Über den Rand der Tasse konnte sie die drei anderen beobachten, wie sie sich stumme Zeichen machten und sich gegenseitig anstießen. Pit setzte die Tasse wieder ab. »Also, raus mit der Sprache – was ist los?«
    Schweigen. Schließlich räusperte sich Möhre umständlich. »Also, was wir dir sagen wollten, ist, dass du einfach ganz wahnsinnig toll gewesen bist da unten mit dem Delfin im Wasser! Und dass von uns bestimmt niemand so mutig gewesen wäre, so was für einen Fisch zu tun!«
    »Ein Delfin ist ein Säugetier – kein Fisch!«, murmelte Pit leise, dass Möhre es nicht hören konnte.
    »Jedenfalls sind wir sehr froh, dass wir dich dabeihaben!«, fuhr Möhre fort. »So, das musste mal gesagt werden!«
    »Fröhliche Weihnachten!«, blödelte Alex. »So, jetzt genug von dem Gesülze – jetzt kommt meine Überraschung. Hier, das hab ich im Regal gefunden!« Alex hielt eine rostige Trompete in seinen Händen. »Hör zu, der Pit-im-Wasser-Beat … extra für dich komponiert!« Er führte die Trompete an den Mund und blies kräftig hinein. Ein grässliches Quietschen ertönte. Pit verschwand unter ihren drei Decken, Möhre ließ die Kekse fallen, und Tom presste sich zwei Kissen auf die Ohren. Schließlich verebbte der Trompetenstoß in einem undefinierbaren Geblubber, und Alex nahm das Folterinstrument wieder hinunter. »Na, wie war ich?«
    Pit spähte vorsichtig aus ihren Decken hervor. »Ist es vorbei?«, fragte sie.
    »Sollte ’ne Überraschung sein … ich hab nämlich heimlich geübt«, verkündete Alex nicht ohne Stolz. »Wie findest du’s?«
    »Na ja«, murmelte Pit, »war vielleicht noch nicht ganz bühnenreif.«
    »Meinst du, ich soll lieber noch üben?«
    »Oh, äh, sicher – aber vielleicht morgen, ja?«, erklärte Möhre schnell und nahm die Trompete an sich.
    »Na gut«, Alex seufzte. »Dann leg ich mich aufs Ohr. Gute Nacht allerseits.«
    »Nacht!«, antworteten die anderen einstimmig.
    »… und danke für dein Lied!«, fügte Pit noch hinzu.
    An diesem Abend passierte Möhre noch ein ganz, ganz blödes Missgeschick. Gerade, als sie noch eine letzte Runde mit der Trompete über das Deck machen wollte, kam so eine böse, böse Welle, und – schwupps, da war’s schon passiert – die Trompete segelte über Bord. Leider. Wirklich ärgerlich … aber da war wirklich nichts mehr machen!

Es liegt was in der Luft …
    Die Tage kamen und gingen und schon bald wusste keiner der vier mehr, ob es Montag, Dienstag oder gar schon Mittwoch war. Aber das war auch völlig gleichgültig. Das Alltägliche hatte kaum noch Bedeutung für sie – sie waren unterwegs, sie hatten Zeit, sie sahen der Sonne beim Auf- und Untergehen zu, und niemand war da, der ihnen hätte sagen können, was sie zu tun und zu lassen hatten. Der Hof, ihre Eltern und Omas, die Schule, das alles war weit, weit weg, und nicht einer von ihnen wäre auf den Gedanken gekommen, Heimweh zu haben.
    Manchmal zogen Delfine vorbei, sprangen hoch in die Luft, schossen pfeilschnell dicht unter der Wasseroberfläche voraus, um in einem weiten Bogen zurückzukehren. Pit versuchte zu erkennen, ob vielleicht einer eine Narbe an Brust- und Schwanzflosse hatte, doch keiner trug ein solches Zeichen auf. Die Delfine blieben die einzigen Besucher, sonst sahen sie nichts außer Wasser. Je länger sie unterwegs waren,

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