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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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einige Minuten, um das zu begreifen, was er ihm gerade erzählt hatte. Noch konnte er das alles kaum glauben. Ein Land, in dem alles möglich war, was man sich erträumte!
    »Okay, ich helfe dir abzuhauen! Aber du musst mir versprechen, deine Freunde so schnell wie möglich zu holen. Ich werd ja wohl hierbleiben müssen – sonst merkt Kero-Sin am Ende noch was!«
    »Ja, aber wie komme ich hier raus?«, wollte Monsterinsekt Tom wissen.
    »Ich hab hier fast alle Schlüssel, nur den zum Haupttor der Burg, den hab ich nicht! Wir können durch den Turm hoch auf die Burgzinnen und dich an einem Seil die Mauer herunterlassen. Für den Elektrozaun geb ich dir ’ne Drahtschere mit!«
    Vorsichtig öffneten sie das Scheunentor und spähten nach allen Seiten. Dann schlüpften sie nach draußen. Sie standen im Rosengarten. Schwer lag der Geruch der Blumen in der Luft, und Tom war froh, dass er die Maske mitgenommen hatte. Das Gebüsch bot ihnen genügend Deckung, um quer durch den Hof zum Aufgang der Burgmauer zu gelangen.
    »Andak!«, hörten sie plötzlich einen Soldaten.
    »Schnell, duck dich!«, zischte Ismael Tom zu und gab ihm einen kräftigen Schubs, der Tom in die Rosenhecke beförderte. Aus seiner Deckung heraus konnte Tom sehen, wie Ismael den Soldaten ansprach und ein Schwätzchen mit ihm hielt. Ismael war ein richtig guter Schauspieler, er riss in aller Seelenruhe ein paar Witzchen, und der Soldat ging lachend weiter seiner Arbeit nach. Kaum war der Soldat verschwunden, zog Ismael Tom aus der Hecke. »Das war verdammt knapp!«, flüsterte er.
    »Mensch, das nächste Mal schubst du mich aber nicht direkt in die Dornen, klar?«
    Zu allen Türen, die ihnen den Weg versperrten, hatte Ismael einen passenden Schlüssel, und es dauerte gar nicht lange, da standen sie hoch oben auf der Burgmauer und blickten über die Ebene von Tell el-Amarna, die dort in der Dunkelheit lag.
    »Verdammter Mist«, fluchte Ismael, »ich hatte ganz vergessen, dass die Burgmauern angestrahlt sind! Wenn du da hinunterkletterst, sehen sie dich sofort!«
    Wie bestellt hörten sie plötzlich von unten ein leises Klirren, und in derselben Sekunde erlosch einer der Scheinwerfer.
    »Das grenzt ja an ein Wunder!«, staunte Tom und riss sich Maske und Brille vom Gesicht.
    Ismael lächelte ihn an. »Allah ist uns heute verdammt gnädig, dass er ausgerechnet jetzt den Scheinwerfer ausgehen lässt – schnell, mach das Seil fest und kletter runter!«
    Wenn es in dieser Nacht einen Preis für den dümmsten Gesichtsausdruck gegeben hätte, so hätten Pit, Alex und Tom ihn sich teilen müssen. Vierzehn Meter über dem Boden kam es zu einer Begegnung, die drei Leute zutiefst erschütterte.
    »Du?«, entfuhr es Pit und Alex gleichzeitig.
    »Ihr?«, staunte Tom.
    Einen Augenblick lang waren alle drei sprachlos und pendelten stumm an den Seilen in der Luft.
    Pit war die Erste, die die Überraschung verkraftete. »Los, ’ne Party feiern können wir immer noch, wir müssen jetzt erst mal hier weg!«
    »Du hast recht!«, sagte Tom und stieg weiter ab.
    »Du hast recht!«, sagte Alex und kletterte höher.
    »Wo wollt ihr denn hin?«, zischte Tom hoch.
    Pit sah unten zwei Soldaten, die die Glühbirne des Scheinwerfers austauschten. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis der Scheinwerfer wieder funktionieren und sie entdeckt würden. »Schnell, verdammt!«, flüsterte sie.
    »Wir müssen doch Möhre rausholen!«, zischte Alex nach unten.
    Tom wurde kreidebleich und biss die Zähne zusammen, dass man seine Backenknochen sehen konnte. Leise und tonlos sagte er: »Möhre ist tot!«
    Pit und Alex waren wie erstarrt. Dieser eine Satz ließ sie alles vergessen – die Schmerzen in den Armen, die Tiefe unter ihnen und die Soldaten.
    In diesem Augenblick ging der Scheinwerfer an und ließ die Wand im hellsten Licht erstrahlen. Es geht doch eben nichts über eine gute neue Glühbirne …
    »Wie könnt ihr es wagen, mich in meinem Schlaf zu stören?« Kero-Sin näherte sich wieder einem seiner hysterischen Anfälle, auch wenn der Hofschmeichler sein Bestes tat, ihn zu beruhigen.
    »Eure durchlauchtigste Herrlichkeit, dessen Ohren wir unwürdig sind zu waschen …«
    »HALT’S MAUL, DU WIESEL!!!«
    Pit, Alex und Tom hatte man in Ketten gelegt und vor den Burgherrn geführt, der in einem purpurroten Nachthemd mit Monogramm eine lächerliche Figur machte.
    Seit Alex erfahren hatte, dass seine Schwester tot war, war er verstummt. Er nahm weder die Ketten noch die

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