Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
den Steinboden auf.
Ein Pfeil, der noch immer vibrierte, ragte Petrop mitten aus dem Rücken.
Leise Schritte näherten sich. Als Marek den Kopf hob, sah er, wie Alanka aus dem Esszimmer auf ihn zukam. Schwankend stand er auf und umarmte sie.
„Es tut mir leid, dass ich dich gehen lassen musste.“ Sie packte ihn so fest, dass er nicht atmen konnte. „Wo ist Nilik?“
„Fort, aber wir holen ihn uns zurück.“
„Erst einmal müssen wir hier raus.“ Lycas zog ein braunes Tuch aus seinem Gürtel und wischte sich eilig Hände und Waffen ab. „Wir haben die Türen zu diesem Teil des Hauses verrammelt, aber das wird sie nicht lange aufhalten, besonders nicht, nachdem sie das Geschrei gehört haben.“ Er reichte das Tuch an Arcas weiter, damit er sich auch reinigen konnte. „Gehen wir.“
„Wie kommen wir am äußeren Tor vorbei?“, fragte Marek. „Es wird gut bewacht.“
„So wie wir auch reingekommen sind“, gab Arcas zurück, „dank deiner Idee.“ Er zeigte auf eine Holzpalette im hinteren Teil des Foyers. Sie war mit zwei waagerechten Holzstangen verbunden, um sie tragen zu können. Eine große braune Decke lag zerknittert darauf. „Auf dem Weg nach draußen kannst du die menschengroße Fuchsstatue spielen, so wie Alanka, als wir reingekommen sind.“
Marek drehte sich zu ihr um. „Was ist mit dir?“
„Ich finde meinen eigenen Weg nach draußen.“
„Nein.“ Er nahm sie am Arm. „Du willst dich von diesen Menschen auf keinen Fall erwischen lassen.“
„Werde ich auch nicht. Wir haben einen Plan.“
„Der bisher funktioniert“, sagte Arcas. „Bis auf das da.“ Er zeigte auf Basha. „Wir hatten nicht vor, die Senatorin umzubringen.“
Marek drehte sich zu ihr um. Ihre goldenen Wimpern flatterten, und ihr Atem kam in kurzen flachen Stößen. Sie war auf der untersten Stufe zusammengesackt, und ihr Blick richtete sich auf den fernen Horizont. Er fragte sich, ob sie sah, wie Krähe zu ihr geflogen kam, oder ob sich einer ihrer eigenen Götter näherte.
„Ein Messer im Bauch kann man überleben“, sagte Lycas, „je nachdem, wohin genau es trifft.“ Der Bärenmarder zog einen längeren Dolch. „Sie hat uns gesehen. Wir sollten es zu Ende bringen.“ Er trat einen Schritt vor und zögerte dann. „Ich habe noch nie eine Frau umgebracht.“
„Gib her.“
Lycas sah Mareks zitternde Handfläche an, ehe er den Dolch hineinlegte. „Unter den Rippen nach oben, links.“ Marek legte den Dolch in seine andere Hand, und Lycas fügte noch hinzu: „Ihre Linke, nicht deine.“
„Ich weiß.“
„Und fass den Griff weit hinten an. Wenn du dich schneidest und anfängst zu bluten, können wir dich nicht mehr so gut verstecken.“
Marek wandte sich Basha zu und vermied es, Alanka in die Augen zu sehen. Er hörte, wie die Wolffrau sich einen empörten Ausruf verkniff. Sie wusste nicht, dass er nicht länger ihr Bruder mit dem gleichen Geist war.
Er stellte seinen Fuß auf die unterste Treppenstufe neben Basha, sodass er sich über ihren Körper beugen konnte. Er war plötzlich ganz ruhig, als er die Spitze des Dolches unter ihren Rippen, auf der rosa Seide ihres Nachthemds, ansetzte. Er hatte ihr das Nachthemd dreimal ausgezogen. Einmal hatte er es auf ihren Befehl aufgerissen.
Sie regte sich, als die Spitze ihre Haut durchdrang. „M… mar…“
„Sprich mich nicht an.“ Er packte ihr blutbeflecktes Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Bis zum Ende hast du versucht, mich gefangen zu nehmen. Aber jetzt bin ich frei. Selbst wenn sie mich in einer Stunde finden und aufhängen, bin ich für immer befreit von dir.“
Er schloss die Hand fester um den Dolch. Bashas blaue Augen blitzten erst vor Angst auf, dann siegreich. Sie stieß einen leisen Seufzer aus und regte sich nicht mehr. Ihr Blick wurde leer.
„Sie ist tot“, flüsterte Alanka.
„Was?“ Marek legte einen Finger an Bashas Hals. „Das kann nicht sein.“ Er ließ das Messer fallen und rüttelte sie an den Schultern. „Basha!“ Er sah rot vor Wut. Sie war ihm zuvorgekommen.
„Das wäre also erledigt.“ Lycas hob den langen Dolch auf. „Nimm dir den aus ihrem Bauch. Wir brauchen ihn vielleichtspäter noch dringend.“
Marek packte den kurzen Dolch und drehte ihn beim Herausziehen noch einmal kräftig um. Doch das Zucken ihres Körpers kam nur durch seine eigene Bewegung, und in ihrem Gesicht war keine Reaktion zu lesen.
Ihn packte der Wunsch, ihr stummes Herz aufzuspießen und ein Loch in sie zu reißen, das
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