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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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ebenso groß war wie das in seiner eigenen Brust.
    Arcas nahm ihm die Waffe aus der Hand und legte stattdessen ein sauberes braunes Tuch hinein.
    „Kommt“, sagte der Spinnenmann, „es wird Zeit, zu gehen.“
    Marek zwang sich, den Blick von Bashas Leiche zu lösen. Als er aufstand, fasste Lycas ihn am Ellenbogen und führte ihn zu der Palette. Marek kniete sich darauf und machte sich so klein, wie er konnte, dieses eine Mal dankbar, dass er und Alanka sich in der Größe so ähnlich waren. Sie warfen die Decke über ihn.
    Arcas hob das Tuch an und legte die Waffen darunter. „Mach dich bereit, sie zu benutzen, falls man dich entdeckt.“
    Eine weiche Hand legte sich ihm auf die Schulter. „Bis bald“, sagte Alanka.
    Die Palette neigte sich, als Lycas und Arcas sie anhoben. Marek konzentrierte sich ganz darauf, sich nicht zu bewegen. Er hielt den langen Dolch mit der rechten Hand fest und das Schwert des Nachfahren mit der linken. Der kurze Dolch steckte unter seinem Knie. Auch wenn er nie für die Schlacht ausgebildet worden war, beruhigten ihn die Waffen, und zusammen mit der Wut, die sein Blut zum Kochen brachte, überzeugten sie ihn davon, dass er den Feind besiegen konnte. Es war Selbstbetrug, und ein Teil von ihm wusste das, aber es beruhigte ihn dennoch.
    Sie erreichten den Hinterhof, wo die Sonne stechend heiß auf die dunkle Decke schien. Marek leckte sich den Schweiß von der Oberlippe und betete, dass sie es durch das Tor schafften.
    „Hat es ihr nicht gefallen?“, ertönte eine Stimme, die Marek als einen der Außenwachen erkannte.
    „Ein bisschen zu wild für ihren Geschmack, fürchte ich“,antwortete Arcas. „Sie hat mir den vollen Preis bezahlt, also ist es mir egal. Als Künstler darf man nicht zu empfindlich sein, wenn man nicht verhungern will.“
    Der Wachposten lachte in sich hinein. „Eine anständige Einstellung. Kann ich es mir ansehen? Vielleicht kaufe ich es für mich.“ Er berührte den Rand der Decke. Mareks Hand schloss sich fester um das Schwert.
    „Nein.“ Arcas Stimme klang warnend. „Sie hat mir befohlen, es zu verbrennen und niemanden sehen zu lasen.“
    „Warum?“
    „Woher soll ich das wissen? Vielleicht ist ihr ihre Schwärmerei schon wieder peinlich. Aber wenn sie herausfindet, dass du etwas gesehen hast – du weißt, wie sie sein kann.“
    In dem Augenblick ertönte ein lautes Krächzen über ihnen.
    Der Wachposten wich zurück. „Was im Namen von Atreus …?“
    Marek spürte, wie die stechenden Strahlen der Sonne milder wurden, als hätte sich eine Wolke über sie gelegt.
    „Ein schlechtes Zeichen“, murmelte der Wächter. „Ihr zwei, macht, dass ihr verschwindet.“
    „Guten Tag“, sagte Lycas im Vorbeigehen zu ihm. „Und alles Gute.“
    Sie gingen eilig die Straße hinab, und Marek spürte, wie seine Lungen sich weiteten.
    Er war frei.
    Das Licht um ihn herum verdunkelte sich noch mehr. Arcas und Lycas stellten die Palette vorsichtig ab.
    „Sei noch etwas länger still“, flüsterte der Spinnenmann. „Es wird nicht einfach.“
    Marek schob die Decke von sich. Sie waren in einer Gasse. Er sah auf und erblickte Hunderte Krähen, die über das schmale Stück blauen Himmel zogen, das er sehen konnte.
    Hinter einem großen flachen Holzstück, das aufrecht stand, ertönte ein Flüstern. Er ging langsam darauf zu und passte dabei auf, nicht gegen den Schutt zu treten, der in der ganzen Gasse verstreut lag.
    Eine Frau kniete dort auf dem Boden. Die Haare hatte sie mit einer grauen Kapuze bedeckt. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber er wusste, dass sie die Hände zum Gebet erhoben hatte.
    Rhia.
    Arcas hielt ihn zurück. „Unterbrich sie nicht.“
    „Was macht sie da?“, flüsterte er.
    „Sie rettet Alanka.“

37. KAPITEL
    F ilip flog mit den Krähen.
    Er saß am Rand einer Gasse gegenüber der Straße, die zur Villa der Senatorin führte, und ließ sich in Gedanken von einem Vogel zum nächsten treiben, bis er vom Rausch des Fluges ganz benommen war. Schnell unterbrach er die Verbindung und öffnete die Augen, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Der eiserne Zaun, der die Villa umgab, war mit einer Hecke bewachsen, die fast zweimal so hoch war wie er selbst. Niemand konnte hinein- oder hinaussehen.
    Er blickte hinauf zum Dach der Villa. Die Götter seien gepriesen, dort saß eine Krähe in der Ecke. Er streckte sich nach ihr aus.
    Durch die Augen des Vogels sah er den ausladenden Vorgarten. Farben flammten scharf und hell auf, und jede Entfernung

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