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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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ihrer Seele mitgenommen? Warum suchte er sie heim und nicht Marek? Sie wagte es nicht, Coranna zu fragen, aus Angst, Mareks Schuld zu verraten.
    „Ich werde es ihr ausrichten“, sagte Skaris.
    Erneut zuckte Rhia zusammen. Stöhnend setzte Marek sich auf.
    „Was ist los?“, wollte er wissen. „Und sag nicht, es ist schon wieder ein Krampf.“
    In der Dunkelheit streckte sie die Hand nach ihm aus. „Ich höre ihn.“
    Marek ergriff die Hand und küsste sie. „Wen?“
    „Skaris.“
    „Wo?“, fragte er verärgert.
    „In meinem Kopf. Hörst du ihn nicht?“
    „Nein. Ich dachte, du kannst die Stimmen nicht erkennen.“
    „Jetzt kann ich es. Nur seine. Weißt du, was das bedeutet?“
    Marek legte seine andere Hand auf ihre. „Warum sollte er ein Stück von dir haben? Warum nicht von mir?“
    Skaris selbst lieferte die Antwort. „Nicht er ist schuld an meinem Tod. Du bist es.“
    Rhia schlug sich die Handflächen auf die Ohren. „Still!“
    Die Stimme des Bären war so klar, als würde er neben ihr sitzen. „Marek war nur das Instrument. Du hast mir – uns allen – einen Monat unseres Lebens geraubt, als Coranna dich wieder zum Leben erweckt hat. Du bist an all diesen Toten schuld.“
    „Nein, bin ich nicht!“ Sie kniff die Augen zusammen. „So arbeitet Krähe nicht.“
    Marek schüttelte sie leicht. „Wir müssen Coranna holen. Sie wird dir helfen.“
    „Sie kann nicht, nicht jetzt. Wenn wir es ihr sagen, wird sie es versuchen und sich damit vielleicht schaden.“
    „Was können wir dann tun?“
    „Sie soll erst wieder zu Kräften kommen. Und wir beten zu Krähe, dass es funktioniert.“
    Sie legten sich wieder hin, und Rhia genoss Mareks Arme, die er trotz der Hitze der Sommernacht fest um sie geschlossen hatte.
    „Ich wünschte, ich könnte ihn noch einmal für dich töten“, murmelte Marek.
    Skaris schnaubte. „Damit hilft er dir nicht weiter.“
    „Schsch“, flüsterte sie beiden Männern zu.
    Skaris sprach in dieser Nacht nicht mehr mit Rhia. Doch wenn seine Stimme schwieg, meldete sich stattdessen ihr schlechtes Gewissen.

6. KAPITEL
    A m meisten hasste Filip die Vögel.
    Ein halbes Dutzend hatte die ganze Nacht vor dem Fenster seines Krankenlagers gezwitschert. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages hatten weitere Federviecher mit eingestimmt.
    Es fühlte sich an, als würde eine Ahle sich tief in Filips Schädel bohren.
    Entnervt zog er sich das Kissen über den Kopf. Wie konnte ein so ruhiger Ort derart laut sein?
    „So kann man sich nicht umbringen“, sagte Zelia, die in der Tür stand. Langsam schlurfte sie über die hölzernen Bodenplanken bis zu seinem Bett. „Sobald du wegen Sauerstoffmangel ohnmächtig wirst, lässt du das Kissen los und wachst lebendig wieder auf, bloß mit schlimmen Kopfschmerzen. Bereit zum Frühstücken?“
    Er stieß einen gequälten Laut aus und stützte sich auf die Ellenbogen. Die Heilerin sah ihm ausdruckslos dabei zu, wie er sich erhob, um sich gegen die Wand zu lehnen.
    „Heute sind wir also gesprächig.“ Sie stellte eine Schüssel mit dampfendem Wasser auf den Nachttisch. „Ich dachte, du würdest vielleicht gerne draußen mit deinen Kameraden frühstücken, um aus diesem stickigen Zimmer rauszukommen. Aber zuerst musst du dich waschen.“
    „Ich bleibe drinnen.“
    „Nein, wirst du nicht. Es ist ein herrlicher kühler Morgen, und dein Zimmer muss gereinigt werden. Die anderen Nachf… ich meine, die anderen Männer haben nach dir gefragt.“
    „Ich will sie nicht sehen.“
    „Na ja, hier geht es nicht darum, was du willst, richtig?“ Sie entblößte seinen Oberkörper. „Bist du bei deiner Mutter auch so trotzig?“
    „Sprich nicht so, als würde ich sie je wiedersehen.“
    „Entschuldige bitte. Warst du bei ihr auch so widerspenstig?“
    „Ja.“
    Ein Lächeln zuckte um Zelias Mundwinkel, als sie ihm ein tropfendes heißes Tuch reichte. „Und hat es funktioniert?“
    „Nein.“ Er wusch sich die Brust und die Arme und spürte von der zwei Wochen alten Schusswunde in seiner Schulter nur noch den Hauch eines Schmerzes. Entweder war sie flacher, als er gedacht hatte, oder es war wirklich etwas dran an der heilenden Kraft des Otters.
    „Es ist draußen zu laut, um nachzudenken“, sagte er, „geschweige denn, um zu essen.“
    „Laut? Was in aller Welt meinst du?“
    „Diese blöden Vögel.“
    Erschrocken holte sie tief Luft, und er gratulierte sich insgeheim dazu, einen Weg gefunden zu haben, sie zu schockieren.
    „Die ganze

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