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Im Zeichen der Roten Sonne

Im Zeichen der Roten Sonne

Titel: Im Zeichen der Roten Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Neujahrsfeierlichkeiten, hatten die Wachen gemeldet, dass ein Schiff aus Nimana sich der Küste Yamatais näherte. Sogleich versammelten sich Schaulustige am Hafen, um seine Ankunft mitzuerleben.
    Auch ich war, von Neugierde getrieben, auf den Wachtturm gestiegen. In weiter Ferne sah ich das Schiff in die Bucht einlaufen. Es lag mächtig und schwer auf den Wellen. Seine Purpursegel spannten sich im Wind wie die Schwingen eines Riesenvogels. Ich erinnere mich noch gut, dass in jenem Augenblick eine Art glühender Stachel mein Herz durchfuhr. Ahnte ich bereits, dass dieses Schiff mein Schicksal trug?
    Es war ein kühler Tag, doch die silbrige Sonne verbreitete verschwenderisches Licht. In der großen Halle im »Ort des Mittelpunktes« hatte meine Mutter zwischen den Pfählen auf seidenen Kissen Platz genommen. Sie trug ein fließendes rotes Gewand. Um ihre Stirn lag das weiße Band der Priesterinnen, an dem ein Eichenblatt befestigt war. An ihren Handgelenken glitzerten glutrot die heiligen »Tama«-Steine. Auch ihr Haar war - dem festlichen Anlass entsprechend - zinnoberrot gepudert worden und die Sonne warf kupferfarbene Funken auf die prachtvolle, schimmernde Fülle.
    Zwei Schritte dahinter, dem Zeremoniell entsprechend, standen ihre beiden Brüder. Zu ihrer Linken der ältere: Majestät-Wächter-des-Mondes. Er trug ein Gewand von vornehmer Schlichtheit. Sein Gesicht war freundlich und in seinen Augen funkelte der übliche Spott. Dass er ausgerechnet an diesem Tag auf den berühmten Knoten verzichtet hatte und das Haar offen über die Schultern fallen ließ, gab Anlass zu Getuschel. Sein Mut gefiel mir: Nichts in der Welt verpflichtete uns, ausländische Moden nachzuahmen!
    Meiner Mutter zur Rechten, nachlässig an einen Pfahl gelehnt, stand der , dessen Name verflucht ist: der Jüngere.
    Er war größer als alle gleichaltrigen Männer in Amôda, kräftig, dennoch geschmeidig. Breite Schultern; eine Haut wie Gold; eine hohe, gewölbte Stirn; funkelnde Augen, schwarz und glänzend wie Obsidian; prachtvolle Zähne. Seine breiten, schwieligen Hände waren ebenso geschickt im Schmieden von Waffen wie in deren Gebrauch. Doch das Erstaunlichste an ihm war sein Haar. Schwarz, und doch in den wärmsten Schattierungen von braunrotem Herbstlaub leuchtend. Niemals steckte er sein Haar hoch, wie die Krieger es für gewöhnlich zu tun pflegen. Um sich beim Fechten oder Bogenschießen Bewegungsfreiheit zu verschaffen, hielt er es mit einem ledernen Stirnband zusammen.
    Bei Hofe, wo es zum guten Ton gehörte, seine Gefühle in Schranken zu halten, sorgten sowohl sein Ungestüm als auch sein schonungsloser Spott für mancherlei Zwischenfälle. Gleichwohl wagte niemand, ihn dafür zur Rede zu stellen. Er hatte etwas Erregendes an sich, eine aufreizende Mischung von Draufgängertum, Hochmut und strahlender Lebensfreude.
    Der im Schatten der Pfähle regungslos verharrende Mann, dessen seidenverschnürte Brustpanzerplatte bei jedem Atemzug Blitze sprühte, stand gleichgültig auf sein Schwert gestützt. Mit nichts hätte er seine Dreistigkeit mehr zur Geltung bringen können als mit dieser nachlässigen, fast gelangweilten Haltung. Alle Blicke, vor allem die der Frauen, ruhten auf ihm. Doch seine Liebschaften waren lediglich Spielereien. Eine dauerhafte Verbindung ging er nicht ein. Es hieß, er sei wankelmütig und herzlos.
    Meine Gefühle ihm gegenüber waren verworren. Als Kind erschien er mir riesengroß, unnahbar und angsteinflößend. Die Erziehung bei Hofe war äußerst streng und das Verhalten Erwachsenen gegenüber war Regeln unterworfen. Doch nachdem ich zur Priesterin ausgebildet worden war, spürte ich, dass unsere Beziehung sich verändert hatte. Ich fürchtete mich nicht mehr vor ihm, doch er beunruhigte mich derart, dass ich ihm aus dem Weg ging und es sogar vermied, mich mit ihm im gleichen Raum aufzuhalten. Ab und zu fühlte ich seine Augen auf mich gerichtet. Es waren rätselhafte, behexende Augen, von fast violettem Schwarz, die wie ein Dolch in mich einzudringen schienen. Ich vergaß dann meine anerzogene Zurückhaltung, hob die Lider und sah ihm voll ins Gesicht, bis er mit einem kurzen, spöttischen Auflachen das Duell jäh beendete. Kein einziges Mal jedoch hatte ich als Erste den Blick gesenkt. Im Übrigen zeigte er mir gegenüber außer den höchst offiziellen

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