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Im Zeichen der Roten Sonne

Im Zeichen der Roten Sonne

Titel: Im Zeichen der Roten Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Der Anblick dieser Waffe entmutigt selbst die Tapfersten. Der Feind aber kennt kein Erbarmen und rückt vor, um zu morden, zu rauben und zu plündern. Und nun wurde auch die Königin von einem vergifteten Pfeil getroffen und schwebt in Lebensgefahr. Ihr allein könnt unser Land retten.«
    Iris Mundwinkel verzogen sich.
    Â»Ihr verlangt also, dass ich Euch meine Reiter zur Verfügung stelle, um Euch im Kampf gegen Euren rachsüchtigen Verwandten zu unterstützen. Das erfordert Bedenkzeit.«
    Â»Wohl kaum, wenn ich Euch als Ausgleich das Bündnis anbiete, das unsere Vorfahren bereits erstrebten. Yamatai ist reich an Bodenschätzen und die Felder sind fruchtbar. Jedoch, ein verwüstetes Land und versklavte Einwohner würden Euch keinen Nutzen bringen. Ganz abgesehen davon, dass die Sperbermenschen, gestärkt durch ihren Sieg, auch für Euch gefährlich werden könnten.«
    Gedankenvoll trank Iri einen Schluck Reiswein.
    Â»Das alles will reiflich überlegt sein. Und ohne die Genehmigung des Rates kann ich meine Schiffe nicht einsetzen.«
    Â»Ihr seid der König«, entgegnete ich kalt. »Der Rat wird sich fügen.«
    Iris Nasenflügel bebten unmerklich. Eine nachdenkliche Falte grub sich in seine Stirn. Die Vorteile eines Bündnisses mit Yamatai konnten seinem Ehrgeiz nicht entgehen. Er überlegte eine Weile und wir sahen einander in die Augen. Schließlich brach er das Schweigen. Seine Stimme hatte nichts von ihrer Kälte verloren, doch hörte ich ihn schneller atmen.
    Â»Mein Vater, König Irihiko, hat mir den Schwur des Pfirsichbaums überliefert. Immer wieder sprach er die Überzeugung aus, dass das Bündnis zwischen unseren Völkern sich eines Tages verwirklichen würde.«
    Schweren Herzens deutete ich eine Verbeugung an.
    Â»Die Weisheit Eures Verehrungswürdigen Vaters war grenzenlos.«
    Iri lächelte hintergründig.
    Â»Vorausgesetzt natürlich, dass dieses Bündnis zu unserer gegenseitigen Befriedigung ausfällt. Der sehr geschätzte Bruder Eurer Mutter, der Königin, hat, so scheint mir, einen bedauerlichen Mangel an Geduld bewiesen.«
    Sofort hob ich den Kopf.
    Â»Was versteht Ihr unter Geduld?«
    Iris weiße Zähne blitzten. Sein schonungsloses Lächeln ließ mich an einen Wolf denken, der Beute schlägt.
    Â»Geduldig sein heißt, die sieben Gefühlsregungen zu beherrschen: Freude, Zorn, Angst, Bewunderung, Traurigkeit, Furcht und Hass. Euer sehr nervöser Verwandter besitzt die Tugenden eines Helden, doch nicht die eines Eroberers, dessen wesentliche Eigenschaft die Geduld sein muss. Es wird sehr schwer sein, doch auch sehr schmeichelhaft, einen Helden zu besiegen …«
    Ich blieb stumm, verbarg ihm meine tiefen Gedanken, bis Iri wieder zu sprechen begann:
    Â»Willige ich darin ein, Euch zu helfen, müsste ich zwölf berittene Einheiten zusammenstellen und fünfundzwanzig Galeeren klarmachen.«
    Â»Gebt den Befehl, Hoheit«, sagte ich herausfordernd.
    Der Prinz betrachtete mich sinnend.
    Â»Als ich ein Kind war, sagte mir eine Priesterin ein seltsames Schicksal voraus. Ich würde, sagte sie, mit der Sonne vereint sein und zweitausend Jahre lang würde sich das Volk vor meinen Nachkommen verneigen.«
    Er starrte mich an, doch ich hatte das Gefühl, dass er in Wirklichkeit nicht mich sah, sondern seine eigene Zukunft betrachtete. »Ferner sagte die Priesterin, dass mein Schicksal mir in Gestalt einer Frau aus göttlicher Linie erscheinen würde …«
    Er hob die Lider, sah mir voll ins Gesicht. Ich wandte die Augen ab. Die Worte der Hüterin des Feuers hallten in meinem Gedächtnis wider und ich spürte mein Herz sich verkrampfen. Als ich den Kopf hob, sah ich den Prinzen nicht an. Ich blickte hinter ihn auf das goldene Licht, das den Raum erhellte.
    Â»Man hat mich vieles gelehrt«, sagte ich dumpf, »was von unschätzbarem Wert ist. So auch über die Strategie des Kampfes. In manchen Fällen soll der Feind beharrlich und regelmäßig in Unruhe versetzt werden, um seine Kräfte zu schwächen und seinen Widerstand zu brechen. Jedoch in unserem Fall ist ein Überraschungsangriff unerlässlich. Entscheidet, Hoheit! Jeder Augenblick zählt! Hört auf die Stimme, die Euch diesen Rat erteilt!«
    Das Gesicht des Prinzen veränderte sich, zeigte ein offenes, fast jungenhaftes Lächeln. Seine harten Augen

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